Seibranz - Im zweiten Teil der von der Seelsorgeeinheit Bad Wurzach veranstalteten Ulrichsserie besuchte man den Ulrichsbrunnen in Seibranz.
Es war vor tausend Jahren: Bischof Ulrich, ein eifriger Seelsorger, hat bei einer Reise nach Konstanz die Sorgen der Pfarreien angehört und sich immer um Abhilfe bemüht. Meistens waren dies seelsorgerische Probleme, aber die Menschen brachten alle möglichen Klagen und Beschwerden aus ihrem Alltag vor.
Das Dorf Seibranz hat keinen Bach und auch keinen Weiher, abgesehen von einigen kleinen Tümpeln. Das erschwerte die Viehhaltung ungemein. Nachdem Ulrich sich die Sorgen angehört hatte, ging er der Legende nach mit seinem Hirtenstab von der Kirche etwas den Hügel hinab und hat damit in den Boden gehauen. Das Wasser sprudelte und tut es noch heute. Die Beckenfassung ist zwar noch nicht so alt. Und es musste vor ca. 60 Jahren eine Pumpe eingesetzt werden. Denn der Quelldruck hatte nachgelassen, weil der Schulhausneubau die Grundwasserströme beeinflusst hat.
Aus Anlass des 1050. Todestages von Ulrich hat Cornelia Welte am vergangenen Dienstag (13.6.) den rund zwei Dutzend Interessierten den Lebenslauf des Augsburger Bischofs geschildert. Schon mit 33 Jahren wurde er zum Bischof und Berater des deutschen Königs Otto I. Sein Bischofsamt hatte der großgewachsene Mann – er maß ca. 180 cm – Mann 50 Jahre lang ausgeübt. Um den häufigen Einfällen der Ungarn zu widerstehen, ließ er die Wälle der Stadt Augsburg befestigen. Damit waren Kräfte der Ungarn bei der Belagerung gebunden, während Otto I. mit seinem Heer auf dem Lechfeld die Reiterkrieger besiegen konnte. In einem Gemälde im Chorraum der St. Ulrichskirche in Seibranz ist die Szene der Schlacht dargestellt. Bischof Ulrich erhält vom Himmel ein Holzkreuz und unter diesem Zeichen hat Otto der Große den Kampf gewonnen. Pfarrer Stefan Maier hat in seiner Erklärung den Verweis auf Kaiser Konstantin eingebracht, der eine entscheidende Schlacht im Zeichen des Kreuzes gewann, worauf das Christentum im Römischen Reich nicht mehr verfolgt wurde.
Die schlichte Lebensführung Ulrichs und sein geistliches Wirken führte zu großer Verehrung in der Bevölkerung. Sein Todestag ist der 4. Juli 973. Zwanzig Jahre nach seinem Tod kam die Heiligsprechung aus Rom. Im Augsburger Konfessionsfriede von 1555 formulierte man die Confessio Augustana innerhalb des Protestantismus. Ausdrücklich wird dort der Heilige Ulrich zur Verehrung genannt, wo doch Martin Luther den Heiligenkult als Götzendienst verdammte. Man solle ein christliches Leben wie der Bischof Ulrich führen, aber nicht vergessen, dass Christus der Herr und Gottessohn ist und allein die Kraft zu Wundern habe.
Ulrich wird mit Bischofsinsignien und Buch und Fisch dargestellt. Er ist er Heilige der Reisenden, der Fischer, Weber, Winzer und der Sterbenden. Er wird auch angerufen bei Tobsucht, Fieber, Ratten- und Mäuseplagen sowie bei Wassergefahren und Überschwemmungen.
Nun, Überschwemmungen hat Seibranz schon erlebt und heute dankt der Wasserleitungen mit Druck aus dem Hochbehälter gibt es auch keine Wassernot mehr. Doch in Seibranz wird der Heilige Ulrich gerne verehrt. Das alles hat Siegfried Stampfer am Brunnen erklärt. Beim gemütlichen Zusammensitzen durfte dies nicht fehlen: ein Karthäuser und ein Ulrichsbier.
Text und Fotos: Hans Reichert
Skulpturen am Seibranzer Hochaltar (von links nach rechts): Bischof Ulrich, die Gottesmutter Maria, der Apostel Johannes, Bischof Konrad
Der heilige Bischof Ulrich am Hochaltar mit Kreuz, Bischofstab, Buch und Fisch.
Der neugotische Hochaltar stammt aus dem 19. Jahrhundert (möglicherweise eine Arbeit von Metz, Gebrazhofen).
Die Seibranzer Monstranz mit Ulrichskreuz in der Mitte; links Ulrich, rechts Konrad (Bischof von Konstanz) – wird für den Wettersegen benutzt.
Das Seibranzer Ulrichsgemälde: Gott sendet dem Bischof Ulrich ein Kreuz, König Otto auf dem Schimmel ist Sieger.
Siegfried Stampfer am Ulrichsbrunnen.
Freude über die gelungene Veranstaltung: Marianne Schönball, Siegfried Stampfer, Cornelia Welte und Pfarrer Stefan Maier (von links).