DBSZ DBSZ BadWurzach 1200v01

Bad Wurzach - Es kann einem schon ein bisschen unheimlich zumute werden, wenn die Tiere der Nacht ihre Geräusche erklingen lassen. Wenn die Rehe bellen und die Igel husten.

Den Balzgesang des Waldkauzes kennt man ja inzwischen beinahe aus jedem Krimi. Aktuell kommt noch eine weitere nächtliche Vogelstimme hinzu: Zwar hört man sie nur selten, aber wenn, dann meist sehr durchdringend und mitunter minutenlang.

Es ist der Wachtelkönig, der erst im Mai aus seinen Überwinterungsgebieten im Osten Afrikas zurückgekehrt ist, und nun mit Einbruch der Dunkelheit seine knarrenden crrrex-crrrex-Laute ertönen lässt. Sind mehrere Männchen anwesend, so können sie sich einen regelrechten verbalen Schlagabtausch liefern, nicht selten bis zum Einsetzen der Morgendämmerung. Der charakteristische Gesang hat der Vogelart ihren wissenschaftlichen Namen Crex crex sowie den lokal gebräuchlichen deutschen Namen „Nachtknarrer“ eingebracht.

Zu Gesicht bekommt man den Wachtelkönig so gut wie nie. Er ist sehr scheu und hält sich überwiegend am Boden in dichter Vegetation auf. Dort schleicht er, hochbeinig und langhalsig, lautlos umher, auf der Suche nach kleinen Beutetieren und Sämereien.

Auch bei Gefahr flieht er meist rennend. Mit seiner gräulich-gelbbraunen Grundfärbung, der rötlichbraunen Oberseite mit dunklen Flecken und den weiß-braun gebänderten Flanken verschmilzt er nahezu mit der Umgebung. Die Männchen bekommen zur Paarungszeit blaugraue Färbungen am Kopf und den Halsseiten. Gegenüber Konkurrenten stellt sich der bis zu 25 cm große Vogel bisweilen aufrecht auf und verteidigt laut schnärrend sein Revier. In Anlehnung an dieses Verhalten und Bezug nehmend auf den scherzhaften Namen „Heckschnärren“ für die Einwohner der Stadt Nürtingen, welche im Rathausgiebel symbolisch einen Wachtelkönig sitzen hat, verleiht die dortige SPD am Aschermittwoch das „Ei der Heckschnärre“ als Auszeichnung an besonders engagierte, sich aufrecht einsetzende Bürgerinnen und Bürger.

Trotz seines Namens ist der Wachtelkönig nicht näher mit der Wachtel verwandt. Im Gegensatz zu dieser gehört er nicht zur Familie der Hühnervögel, sondern zu den Rallen. Die ans Wasser gebundene Lebensweise teilt er mit diesen zwar nicht, aber im Flug fallen die nach Rallen-Manier herabhängenden Beine auf. Der Name Wachtelkönig leitet sich von der früheren Vorstellung ab, der Vogel sei der Anführer der Wachteln.

Da man den Wachtelkönig seinerzeit häufig gemeinsam mit Wachteln bei der Jagd erbeutet hat und er etwas größer als diese ist, wurde er kurzerhand als König der Wachteln bezeichnet.

Heute ist das Glück, den nächtlichen Sänger bei seiner Balz zu belauschen, nur noch wenigen Nachtschwärmern vergönnt. Der Wachtelkönig ist in Deutschland inzwischen vom Aussterben bedroht. Der Verlust feuchter, extensiv bewirtschafteter Wiesen und Flussniederungen, hat der Art stark zu schaffen gemacht.

Die Niedermoorflächen im Wurzacher Ried bilden eines der letzten Vorkommen in Baden-Württemberg, was wieder einmal die enorme Bedeutung dieser Moorlandschaft für den Artenschutz herausstellt. Doch auch hier ist der Wachtelkönig nicht jedes Jahr nachweisbar.

Wenn man einen nächtlichen Spaziergang entlang des Radweges von Dietmanns nach Albers unternimmt, kann man das unheimliche Knarren und Crexen vielleicht hören und sich freuen, das Naturjuwel Wurzacher Ried als Heimat seltener Tiere und Pflanzen direkt vor der Haustür zu haben. Für dessen Schutz lohnt es sich allemal, sich aufrecht einzusetzen.

 

Pressemitteilung ds Naturschutzzentrums Wurzacher Ried (Valeska Ulmer)

 

06Moor Momente Wachtelkönig Foto NAZ

Es knarrt und crext des Nachts im Ried, wenn der Wachtelkönig seine Balzlaute erklingen lässt (Foto: NAZ).

 

 

 

--------------------------------------------------

halloRV

­