Maria Steinbach (rei) - Zu unserem Bericht über den Ulrichsvortrag von Stephan Wiltsche in Arnach am 12. Mai (in der Bildschirmzeitung veröffentlicht am 15. Mai) macht Pater Hubert Veeser, Wallfahrtspfarrer in Maria Steinbach, in Bad Wurzach allseits bekannt als früherer Schulseelsorger und späterer Provinzial der Salvatorianer, interessante Ergänzungen. Er schreibt:
„Danke für den interessanten Eindruck von dem Vortrag in Arnach. Ich darf ergänzen, dass auch wir in Maria Steinbach einen – frisch renovierten – Ulrichsbrunnen haben. Und in meinem Arbeitszimmer hängt ein Bild von der Fischlegende zur Begegnung Ulrichs mit Konrad. Zur Fischlegende heißt es im Ökumenischen Heiligenlexikon:"
Als er an einem Donnerstagabend mit dem Bischof Konrad von Konstanz zu Tisch saß, vertieften sich beide die Nacht über ins Gespräch, bis am Morgen des Freitags ein Bote des Herzogs, dem Ulrich Unrecht vorgehalten hatte, einen Brief brachte. Ulrich reichte als Botenlohn den beim Nachtessen nicht verzehrten Rest des Bratens, ein Gänsebein. Der Bote brachte dies dem Herzog, um den Bischof nun seinerseits des Unrechts überführen zu können, dass er am Freitag Fleisch esse; als der Herzog das Gänsebein aus der Umhüllung nahm, hatte es sich in einen Fisch verwandelt.
Das Steinbacher Gemälde zur Fischlegende stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es zeigt, wie Ulrich dem Boten des Herzogs das Gänsebein reicht.
Foto: P. Hubert Veeser SDS
Auf dem neuen Hinweisschild beim Ulrichsbrunnen wurde anlässlich der jüngsten Renovierung laut Pater Hubert Folgendes formuliert:
„Der Ulrichsbrunnen wird vom Wasser einer Quelle aus dem Kirchberg gespeist, dem eine heilende Wirkung (bei Augenleiden) zugeschrieben wird.
Bereits lange vor Entstehung der berühmten Kreuz- und Marien-Wallfahrt Maria Steinbach im 18. Jahrhundert stand eine Statue des Hl. Ulrich vor der Kirche, dort, wo sich heute das Kriegerdenkmal befindet, denn der Hl. Ulrich ist seit Erwähnung der ersten Kirche 1181 der Steinbacher Kirchenpatron.
Und dazu gibt es eine sogenannte Ulrichssage. Diese besagt, dass der Hl. Ulrich auf einer seiner vielen Visitationsreisen und Pilgerfahrten mit seinem Ochsengespann auch einmal an den Steinbacher Kirchberg gekommen sei. Von großem Durst gepeinigt, stieß er seinen Hirtenstab in den Boden und heraus sprang ein klarer Quell ... Bis heute ist diese Quelle nicht versiegt und der Ulrichsbrunnen hat auch nach Hunderten von Jahren noch große Bedeutung bei Pfarrangehörigen und Wallfahrern.“
Pater Hubert verweist darauf, dass diese Sage gleichlautend in Seibranz überliefert ist.
Erbaut 1894
Weiter heißt es auf dem Hinweisschild: „Die Inschrift am Brunnen verweist auf die Erbauung im Jahr 1894 im neo-barocken Stil. Der Ulrichsbrunnen ist ein Laufbrunnen mit einem massiven runden Brunnenmantel, in den die Brunnenschale eingebettet ist.
Der Fisch als Wasserspender erinnert an den Heiligen Bischof Ulrich als Augsburger Diözesan- und Steinbacher Pfarrpatron, dem der Fisch als Heiligenattribut zugeordnet ist.
Foto: rei
Der pavillonartige Aufbau trägt die geschweifte Kuppel, die von der Figur des Heiligen Ulrich gekrönt ist. Bei der Figur handelt es sich um eine Kopie von 1991. Die originale Ulrichsfigur steht in der Kirche beim Seiteneingang auf der Nordseite.
Im Jahr 2020 stellte sich heraus, dass die Sandsteinelemente des Brunnens durch Witterungseinflüsse bis zur Einsturzgefährdung beschädigt waren. Die Firma Knacker aus Mindelheim renovierte das Objekt. Damit die Kirchenstiftung dies stemmen konnte, war eine vielfältige Hilfe von Institutionen und Vereinen und eine großzügige Spendenbereitschaft von vielen Einzelpersonen notwendig.
Die Neugestaltung sowie die weitere Pflege der umgebenden Anlage wurde vom Maria Steinbacher Obst- und Gartenbauverein übernommen.“
Abschließend zitiert Pater Hubert Veeser einen aus dem 12. Jahrhundert überlieferten Ulrichssegen, der ebenfalls auf der Infotafel wiedergegeben wird:
„Des guten Sankt Ulrich Segen
sei vor dich und hinter dich und über dich und neben dich getan,
wo du auch wohnst und wo du auch seist,
dass da allzeit gut Friede sei, wie er war,
als unsere Liebe Frau Maria den hl. Christus geboren hat.“
Wir danken Pater Hubert, der seit 1. Juni 2022 in Maria Steinbach wirkt, für die Ergänzungen, die ein weiterer Beleg für die „Ulrichsdichte“ in unserer Raumschaft sind und die These von Stephan Wiltsche von Augsburger Expansionsbemühungen im Wettstreit mit dem Bistum Konstanz stützen.
Am 14. Juni
Am 14. Juni bietet die Seelsorgeeinheit Bad Wurzach in Seibranz einen Vortrag zur Seibranzer Ulrichstradition an (in der Pfarrkirche, 18.00 Uhr). Anschließend versammelt man sich am Seibranzer Ulrichsbrunnen.
Der renovierte Ulrichsbrunnen von Maria Steinbach. Foto: P. Josef Mayer (SDS)
Im Zuge der Brunnenrenovation wurde auch ein Vorplatz mit einem einladenden Bänkle angelegt. Foto: Gerhard Reischmann