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Bad Wurzach - Murielle Camara und Peter Sellmayr aus dem Leitungsteam von Treffpunkt Asyl haben Grund zur Freude: Sechs ihrer Schützlinge haben jüngst ihre Ausbildungen mit staatlich anerkanntem Abschluss erfolgreich beendet.

Das ist für Murielle Camara umso erfreulicher, weil die gambischen Asylsuchenden – im Gegensatz etwa zu den syrischen Flüchtlingen – von einem ganz anderen, viel geringerem Bildungsniveau gestartet sind. Bis auf zwei hatten die sechs in ihrer Heimat nicht einmal die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Umso erstaunlicher ist es daher für Camara, dass die jungen Männer in den Jahren in Deutschland und Bad Wurzach trotz vieler Widrigkeiten es geschafft haben, mit viel Fleiß und Durchhaltevermögen ihren Abschluss zu machen und in ihrem Beruf von den Arbeitgebern übernommen zu werden.

Großen Dank sprechen Camara und Sellmayr den Arbeitgebern aus, weil sie ihnen die Chance gegeben haben. Zwei machten die Ausbildung zum Verfahrenstechniker Kunststoff bei der M&V Plastic, zwei zum Verfahrenstechniker Glas bei der Verallia, einer zum Maschinenanlagenführer bei Lissmac (alle in Bad Wurzach) und einer eine Ausbildung zum Innenraumausstatter beim Raumausstatter Wiest in Reinstetten. Letzterer hatte es besonders schwer, weil er täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin fahren musste. Mit ihrem Abschluss und der Übernahme dürfen die sechs jetzt eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen.

Peter Sellmayr erzählt von den Problemen, mit denen die jungen Gambier zusätzlich zu kämpfen hatten: „Weil sie zu der ursprünglich für die Aufnahme einer Ausbildung ausreichenden Geburtsurkunde noch einen Proxy-Pass (ein Ersatzpapier für ihren Pass) besorgen lassen mussten, standen sie damit natürlich noch unter einem zusätzlichen Druck.“ Abgesehen dann von dem alles und jeden betreffenden Corona-Lockdowns hätten sie auch im letzten halben Jahr einen zum Lernen geeigneten Wohnraum gebraucht. Um so höher sei es ihnen anzurechnen, dass sie die Ausbildungen abgeschlossen haben.

Murielle Camara berichtet auch von den Schwierigkeiten, die Jungs bei Arbeitgebern unter zu bringen. Das ging bereits bei der Sprache los: „Die meisten Gambier konnten sich ja bei ihrer Ankunft nicht einmal vernünftig auf Englisch verständigen.“ Vor der Ausbildungsaufnahme wurde geprüft, ob die Azubis ausreichend Deutsch sprechen. Dafür sorgten die Helfer und auch Arbeitgeber dann teilweise in Eigenregie. Umso unverständlicher ist es für sie, dass für die Flüchtlinge seit Jahren kein Sprachkurs mehr angeboten wird. Für Camara ist die Geschichte der sechs Gambier eine echte Erfolgsstory, nicht nur für die Jungs persönlich, sondern auch für die vielen Helfer, die sich in irgendeiner Form um sie gekümmert haben. Dafür seien sie allen sehr dankbar. Peter Sellmayr hofft, dass weiter in die Flüchtlinge investiert werde. Das Beispiel der Gambier zeige doch, das es sich lohne. Nicht verhehlen konnte er seinen Ärger über die vielen Hürden der Datenschutzgrundverordnung, welche die Helfer von Treffpunkt Asyl viel Energie, Motivation und auch Geld kosteten. Ein Lanze brechen die Beiden für die Arbeit von Nicole Bodenmüller bei der Stadtverwaltung für Integration und Obdachlose zuständig: Sie mache einen guten Job und die Zusammenarbeit sei trotz der vielen Auflagen sehr positiv.

Das Beispiel von Alieu, Ebrima, Modou, Musa, Ousman und Oussainou sollte allen – Asylsuchenden und Helfern – Mut machen, dass man nie chancenlos sei, da sind sich Murielle Camara und Peter Sellmayr einig.

 

Bericht: Ulrich Gresser

 

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halloRV

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