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Bad Wurzach - Im Bereich Hummelluckenwald bei Humberg plant die LAOCO GmbH aus Kirchdorf an der Iller für den Projektentwickler Energiequelle GmbH aus Erfurt den Bau von drei Windkraftanlagen. Gleichzeitig sind – praktisch in Sichtweite zu diesen Anlagen – von Wolfegg her im Alttanner Wald vom selben Planer und Projektentwickler noch bis zu vier weitere Anlagen geplant.

Christian Böhm von der LAOCO GmbH und Stefan Siegmund von der Energiequelle stellten die beiden Projekte vor rund 60 Zuhörern im Kursaal dem Gemeinderat vor. Das Planungsgebiet Hummelluckenwald liegt zwischen Humberg (Abstand: 780 m), Rohrbach (1000 m) und Eintürnen (1400 m); zum Rohrsee, einem der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands, Brut- und Raststätte zahlreicher seltener Vogelarten, sind es 2000 m. Die Standorte orientieren sich laut Projektierer weitgehend am vorhandenen Wegenetz zur Minimierung der Eingriffe. Geplant ist der Bau von drei Anlagen mit einer Nabenhöhe von 175 m, einem Rotordurchmesser von 172 m und einer Gesamthöhe von 261 m. Pro Anlage werden etwa 5000 qm Wald abgeholzt (also insgesamt 1,5 Hektar), der Fundamentsdurchmesser beträgt 25 bis 30 m. Für den Bau einer Anlage werden rund 350 bis 400 LKW-Bewegungen rund um Eintürnen, Arnach, Humberg und Rohrbach erforderlich sein.

2025: Inbetriebnahme vorgesehen
Zum Zeitplan sagte Böhm, im Laufe dieses Jahres werde der Genehmigungsantrag beim Landratsamt Ravensburg gestellt. 2024 erfolgten dann Ausschreibung und Baubeginn. Die Inbetriebnahme sei für 2025 vorgesehen. Die drei Anlagen in Humberg würden dann pro Jahr 42,5 Millionen kWh Strom liefern und damit den Bedarf von 10.000 Haushalten decken. Die Ortsgemeinden erhalten vom Erlös 0,2 Cent pro kWh, was eine Jahressumme von 85.000 € ergebe. Davon erhalte Bad Wurzach 90 Prozent.

Fragen der Stadträte
Stadtrat Bernhard Schad (FW) fragte nach, mit welchen Ängsten und Befürchtungen Betroffene auf die Investoren zukommen. Er fragte auch, wie laut die Anlagen seien und ob die Stadt in irgendeiner Form an den Anlagen partizipieren könne. Stefan Siegmund sagte dazu, die Größe des Rotors bestimme den Abstand zwischen den Anlagen. Die drei Anlagen des heutigen Bau-Typs seien effizienter und ersetzten etwa 10 bis 12 Anlagen, wie sie noch vor zehn Jahren gebaut wurden. Eine große Sorge sei bei vielen Bürgern der Schattenwurf, von dem besonders am Morgen beziehungsweise am Abend Anwohner betroffen seien; zuvor hatte Christian Böhm erläutert, dass die Belastung durch Schattenwurf durch eine automatische Abschaltung auf maximal 30 Minuten pro Tag beschränkt sei; an vielen Tagen sei die Schattenbelastung, abhängig vom Stand der Sonne, aber geringer.

Die Ausführungsbestimmungen der LAI (Länderarbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz) machen zum Aspekt Schattenwurf folgende Vorgabe: Die Schattenminuten werden aufaddiert; wenn die Jahresobergrenze der Schattenwurfbelastung – sie liegt bei theoretisch (astronomisches Maximum) 30 Stunden in der Summe – erreicht ist, muss die Windkraftanlage für den Rest des Jahres stillgelegt werden.

Die Lautstärke der Anlagen dürfen in der Nacht 45 Dezibel (dB) bei Mischgebieten, 35 dB bei reinen Wohngebieten betragen (Anmerkung: 6 dB zusätzlich bedeuten eine Verdoppelung der Lautstärke).

Zum Infraschall sagte Siegmund, das Thema werde zu sehr hochgepusht, die Kritiker der Windkraft stützten sich auf Berechnungsfehler, Infraschall sei kein Thema mehr.

Siegmund hält auch die Auswirkung auf das Landschaftsbild für gering, da diese subjektiv wahrgenommen werde. So habe der Betrieb von Windrädern keinen Einfluss auf den Nordseetourismus gezeigt.

Die beiden Ortsvorsteher Berthold Leupolz (Eintürnen) und Michael Rauneker (Arnach) wie auch Stadtrat Heinrich Vincon (CDU) bemängelten die Qualität des vorgelegten Karten- und Visualisierungsmaterials. Da beide Planungsgebiete nahe bei seiner Ortschaft liegen, befürchtet Leupolz eine Doppelbelastung durch Schattenwurf für sie. Böhm erläuterte, dass die von zwei Seiten her kommende Schattenbelastung verrechnet würde, dass es also in der Summe bei den genannten Obergrenzen bleibe.

Stadtrat Karl-Heinz Buschle (FW) empfahl den Projektierern mit Blick auf die örtliche Gegnerschaft, das Gespräch mit der Bürgerinitiative zu suchen. Stefan Siegmund sagte, man sei „offen für Diskussionen“. Zugleich meinte er in diesem Zusammenhang: „Gerüchte sind die Ursache vieler Probleme.“ Er sei davon überzeugt, dass die Windenergie gut für die Region, für das Land und die Umwelt sei. Auch sei der Rückbau der Anlagen bereits im Genehmigungsverfahren über Bürgschaften abgesichert. Alles, auch die Fundamente, würde dann vollständig entfernt.

Martin Häfele (FW) fragte, ob für den Bau separate Straßen geschaffen werden. Weil die Rotorblätter rund 85 m lang sind, seien dafür auch Wege mit dem entsprechend großen Kurvenradius anzulegen, antwortete ihm Stefan Siegmund. Diese Wege mit zugehörigen abgeholzten Flächen in den Kurven blieben auch während der gesamten Betriebszeit erhalten, zum Beispiel für einen eventuell erforderlichen Rotorwechsel.

Gisela Brodd (FW) fragte, was nach deren Laufzeit, die Böhm mit 25 bis 30 Jahre angab, geschehe, etwa eine Wiederaufforstung. Zu eventuellen Ausgleichsmaßnahmen und zum Artenschutz, wie von Klaus Schütt (CDU) angefragt, könne er (Böhm) derzeit keine konkrete Aussage machen. „Die entsprechenden Maßnahmen werden von der Artenschutz-Kartierung abgeleitet.“

Ewald Riedl (CDU) hält den Abstand zu Humberg, das als Mischgebiet zählt, für zu gering, insbesondere auch, weil die erlaubte nächtliche Lärmemission dort faktisch mehr als doppelt so hoch sei als bei einem reinen Wohngebiet; er verwies auf die 10-H-Regelung in Bayern. Christian Böhm sagte dazu, dass 10 H auch in Bayern in der Praxis nicht mehr gelte. Anm. d. DBSZ-Red.: 10 H bedeutet, der Abstand der Windkraftanlage zur Wohnbebauung beträgt das Zehnfache der Höhe der Anlage, bei einer 260 m hohen Anlage also 2,6 Kilometer. Zuvor hatte Böhm ausgeführt, dass die TA Lärm für den Abstand in Baden-Württemberg das entscheidende Abstandskriterium sei; in anderen Bundesländern gebe es einen Mindestabstabstand von 1000 m.

Bürgermeisterin Alexandra Scherer dankte zum Abschluss der rund eineinhalbstündigen Projektvorstellung für die Informationen und regte mit Blick auf die örtlichen Kritiker einen moderierten Diskussionsprozess an.
Uli Gresser / Gerhard Reischmann

 25 WKAPlanbereich Hummelluckenwald

Die Standorte der geplanten drei Windkraftanlagen bei Humberg. Die schwarze Linie markiert den 700-m-Abstand. Humberg sieht man rechts (östlich) der schwarzen Linie; noch weiter rechts ist das Ziegelwerk erkennbar. Unten rechts der Ortsrand von Arnach. Die Karte war den Sitzungsunterlagen beigegeben; sie stammt von der projektierenden Firma Energiequelle.

 

 

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