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Zur Diskussion über Windkraftanlagen im Raum Bad Wurzach

Während der Vogelzugzeit in den Monaten September und Oktober stehe ich häufig auf der Anhöhe östlich von Eintürnen, maximal 200 Meter vom Hummelluckenwald entfernt, um Daten zum Vogelzug zu erfassen. Dort notiere ich mir das Zuggeschehen nach Art und Menge. Meistens sind es um diesen Beobachtungsplatz herum teils mehrere tausend Vögel, die während zwei Stunden durchziehen. Da ich in dieser kurzen Beobachtungszeit nur einen Bruchteil des Zuggeschehens erfassen kann, ist von Tagessummenmaxima über dem gesamten Hummelluckenwald mit mehr als  100.000 Vögeln, über den kompletten Zeitraum des frühherbstlichen Tageszugs von 2,5 Millionen bis 3 Millionen Vögeln, überwiegend Singvögel, auszugehen. Im Falle der Errichtung von Windkraftanlagen werden viele durch die Rotoren erschlagen oder aber die Atmungsorgane bersten, was bekanntlich ebenfalls zum Tod führt. Dieses grausame Schicksal erleiden auch Fledermäuse.

Beim Vogelzug bei Nacht, der schon im Juli einsetzt, muss befürchtet werden, dass ebenfalls Verluste zu beklagen sind. Über die Größenordnung von durch Windkraftanlagen erschlagene Vögel in Waldgebieten gibt es leider noch keine Studien, die in Relation zum Zuggeschehen stehen.

Seit rund 30 Jahren komme ich zur Beobachtung von Vögeln und deren Bestandsfortschreibung an den Rohrsee. Dabei ist neben dem See auch der Luftraum über dem Hummelluckenwald immer wieder im Fernglas. Hierbei sind, mit Ausnahme von extrem kalten Wintertagen, immer sechs Greifvögel und oft ein Vielfaches davon über diesem Waldgebiet in Nabenhöhe von Windkraftanlagen kreisend zu beobachten. Es handelt sich um Rotmilane, Mäusebussarde, Sperber, aber auch Kolkraben. Die letzteren waren fast deutschlandweit ausgestorben. Durch Schutzmaßnahmen erholte sich der Bestand der Kolkraben allmählich; seit wenigen Jahren sind sie auch bei uns wieder heimisch. Der Rotmilan hat in Oberschwaben ein Verbreitungszentrum. 60 % der Weltpopulation dieser Art lebt und brütet in Deutschland. Für den Fortbestand dieser Vogelart tragen wir Deutsche eine besondere Verantwortung.

Zur Brutzeit getötete Vögel hinterlassen im Nest verhungernde Jungen. Der hinterbliebene Altvogel ist in aller Regel allein nicht in der Lage, die gesamte Brut mit Nahrung zu versorgen und vor Prädation (Attacken durch Fressfeinde) zu schützen. 

Aus ornithologischer Sicht verbietet sich ein Errichten von Windkraftanlagen im Hummelluckenwald. Es geht um den Erhalt der Tierwelt, im Speziellen der Vogelwelt und generell der Natur für die nachfolgenden Generationen.

 

Ulrich Grösser, Bad Wurzach

 

 

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