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Bad Wurzach - Mit einer meditativen Stunde mit Texten des französischen Schriftstellers Paul Claudel zu den vierzehn Stationen des Kreuzweges Jesu – gelesen von Pfarrer Stefan Maier – und Orgelimprovisationen des berühmten französischen Organisten und Komponisten Marcel Dupré – virtuos auf der St. Verena-Orgel gespielt von Robert Häusle – fand am Donnerstagabend in St. Verena Bad Wurzach eine Annäherung an die Karwoche und die Leidensgeschichte Jesu statt.

 

 

Grundlage für das Konzert waren die eindrücklichen und dichten Texte des französischen Schriftstellers Paul Claudel (1868-1955). Dieser erfuhr im Alter von achtzehn Jahren während eines Weihnachtsgottesdienstes in Notre Dame de Paris eine tiefe Bekehrung. Fortan war er überzeugter Katholik und Benediktineroblate, der die benediktinische Regel nicht nur privat, sondern auch in seinem Beruf als Diplomat im konsularischen Dienst und in seiner schriftstellerischen „Nebentätigkeit“ im Alltag lebte.

Aus dieser Überzeugung heraus verfasste er 1911 diese Texte zu den vierzehn Stationen des Kreuzwegs, die laut einhelliger Meinung der beiden Protagonisten des Abends, Pfarrer Stefan Maier und Robert Häusle, seitdem nichts an Aktualität eingebüßt haben.

1931 wurden diese Texte im Wechsel mit den Orgelimprovisationen des berühmten Organisten und Komponisten Marcel Dupré (1886-1971) gelesen. Auf Drängen der Zuhörerschaft hatte Dupré diese Improvisationen ein Jahr später überarbeitet als gedruckte Komposition veröffentlicht. Ähnlich wie Claudel ging es ihm darum, emotionale Betroffenheit zu erzeugen, ein Verfahren, wie wir es heute hauptsächlich aus der Filmmusik kennen.

So weisen die Stationen eine Bandbreite von erbarmungsloser Brutalität bis hin zu innigster Einfachheit und Melancholie auf. Um diesen atmosphärischen Eindruck zu unterstreichen, wurden Bilder des Kreuzwegs von St. Verena eingeblendet.

In seinem Einführungstext sagte Pfarrer Maier: „Diese Texte sprechen nicht distanziert von der Kreuzigung, einem Geschehen vor 2000 Jahren – sie sprechen auch von uns.“ In den Texten zur Kreuzwegstation 1: „Verurteilung von Jesu“ heißt es unter anderem: „Kreuzigt ihn doch, wenn ihr wollt, aber befreit uns von ihm! Führt ihn doch weg! Wenn es sein muss, so opfert ihn und gebt uns den Barrábas!“ und am Ende:„Und man sieht die Menge – sie schreit. Den Richter – er wäscht sich die Hände.“ Station 2: „Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern“: „Mach nun auch mich geduldig unter dem Holze, von dem du willst, dass ich es tragen soll.

Denn wir müssen das Kreuz tragen, ehe es uns trägt.“ Station 3: „Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz“ „Was sagst du, Jesus, zu diesem Fall? Und jetzt, da du darum weißt, was denkst du von jener-Minute, in der man fällt und die schlecht geladene Last einen hinwirft? Wie findest du die Erde?“

„Die vierte Station ist Maria, die ganz Hinnahme ist. Da steht sie an der Straßenecke und wartet auf ihn. Ihre Augen haben keine Tränen, ihr Mund hat keinen Speichel. Sie spricht kein Wort und schaut Jesus an, wie er da kommt. Sie nimmt hin. Sie nimmt noch einmal hin. Strenge unterdrückt sie jeden Schrei in ihrem Herzen.“

Bei Station 6 „Veronika reicht Jesus das Schweißtuch“ wird Claudel sehr deutlich: „Zeige uns, Veronika, der Menschenfurcht die Stirne zu bieten! Denn jeder, dem Christus nicht nur ein Bild ist, sondern eine Wirklichkeit, wird den andern Menschen sofort unangenehm und verdächtig.“

Und bei der 10. Station „Jesus wird seiner Kleider beraubt“, drängen sich hochaktuelle Bilder in das innere Gesichtsfeld: „Alles haben sie ihm genommen, es bleibt ihm nichts mehr, sich zu bergen, nichts, um sich zu verteidigen. Nackt wie ein Wurm ist er allen Menschen ausgeliefert und zur Schau gestellt...“

Dann als man ihn ans Kreuz genagelt hat (11. Station): „ Man zerrt, und halb aus den Gelenken gerissen, kracht der Körper und schreit. Er ist gespannt wie eine Kelter, schauerlich ist er zurechtgehauen. Denn der Prophet hat gesagt: „Sie haben seine Hände und Füsse durchbohrt, sie haben gezählt alle seine Gebeine.“

Station 13: „Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt“ Das Bild das vielen Künstlern zu ihren Piéta´s inspirierte: „Vor den Augen aller hat Christus gelitten, jetzt ist er aufs Neue im Schoße seiner Mutter verborgen. ...Sie ist das Leichentuch und der Balsam, sie ist die Begräbnisstätte und die Myrrhe, hier endet das Kreuz, der Tabernakel beginnt.“

Zu der 14. Station: „Der Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt“ schrieb Claudel unter anderem: „Jetzt, da sein Herz offen steht, da seine Hände durchbohrt sind, gibt es kein Kreuz mehr bei uns, auf das sein Leib nicht passt. Komm also zu uns von dort, wo du verborgen bist, Erlöser der Welt! O Herr, wie steht dir dein Geschöpf nun offen, wie ward es abgrundtief!“

Robert Häusle, auf dessen Initiative diese Kreuzweg-Meditation von Pfarrer Stefan Maier erst aufgegriffen wurde, begleitete diese vierzehn Bilder mit den teils hochdramatischen Szenen immer im Wechsel mit den musikalischen Improvisationen von Marcel Dupré in virtuoser Manier.

Dabei zeigte das Spiel von Häusle die beeindruckende Bandbreite an Emotionen, die mit diesem Instrument ausgedrückt werden kann: Von fast brutalen, stählern-lauten Klängen während der dramatischsten Szenen kehrt er bei der Grablegung zu hoffnungsspendenden – fast melancholisch klingenden – liturgischen Klängen zurück.

Pfarrer Stefan Maier sagte nach der Veranstaltung: „Ich habe die Orgel damit noch einmal ganz neu kennengelernt.“ Und Pater Konrad Werder, Superior des Gottesberges, kommentierte Kurz und knapp: „Die Texte, das Orgelspiel und die Bilder: Das war ein Gesamtkunstwerk!“

Nach dem die letzten Orgel-Klänge in der nur gedämpft beleuchteten Kirche verklungen waren, begannen die Kirchenglocken noch zu läuten. Die Spenden, die die Besucher in den Spendenkörben am Ausgang hinterließen kommen den Salvatorianern zugute, die in einem der größten Armenviertel Manilas versuchen, die größte Not zu mildern und den Kindern dort eine Zukunftsperspektive zu eröffnen.

 

Bericht und Bilder Ulrich Gresser

 

 

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halloRV

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