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Zur Stellungnahme des Energiebündnisse Bad Wurzach / Bad Waldsee zur Energiewende

Es freut mich, dass ein so wichtiges Thema, wie die geplante Errichtung einer Menge von Windkraftanlagen in unserer Heimat aus verschiedenen Perspektiven diskutiert wird. Es geht uns schließlich alle an, da die reihenweise Errichtung solcher Großanlagen (270 m hoch) in unmittelbarer Nähe unserer Wohnorte unser Leben, unsere Natur und Umwelt ganz erheblich verändern wird.

Einig scheinen sich die meisten Diskutanten darin zu sein, dass der Klimawandel gestoppt werden soll. Während allerdings die Einen meinen, nur durch die Windkraft an nahezu jedem Standort, könne der Klimawandel gestoppt werden, sehen Andere dies durchaus differenzierter. Ich plädiere für einen pragmatischen Umgang mit dem Thema. Deshalb möchte ich im Folgenden zu einigen Punkten in der Darstellung von Dr. Walz vom Energiebündnis Bad Waldsee/Bad Wurzach Stellung nehmen.

Ich stimme dem Autor zu, dass die Gewinnung von Energie aus fossilen Energieträgern aus den bekannten Gründen dringend zurückgefahren werden muss. Ich teile auch die Meinung, dass Windkraft einen guten Teil dazu beitragen sollte. Aber nicht um jeden Preis.

Windkraftanlagen in industriellem Ausmaße, wie sie jetzt geplant werden, haben einen ganz erheblichen ökologischen Fußabdruck. Sie zerstören die Natur, die wir alle schützen wollen. Sie zerstören das Landschaftsbild. Sie belasten Mensch und Tier mit Lärm und Winddruckwellen und töten Vögel, Fledermäuse und Insekten. Sie haben offenbar einen negativen Einfluss auf das lokale Mikroklima. Und schließlich haben Windkraftanlagen selbst auch einen nicht unerheblichen CO2-Fußabdruck.

Ich denke, diese Punkte sollten zum Einen bei der Standortwahl für solche Anlagen berücksichtigt werden, indem man sie an Orten mit ausreichend Windbewegung über das Jahr aufstellt. So kann zumindest eine positive CO2-Gesamtbilanz über die Lebensdauer dieser Anlagen sichergestellt werden. Im Süden Deutschlands scheint dies nicht immer gewährleistet zu sein.

Und zum Anderen sollten wir uns Gedanken machen, wie groß der Anteil Windkraft am gesamten Energiebedarf Deutschlands sinnvollerweise sein sollte. Ich halte die überwiegende Fokussierung auf Windkraft und Photovoltaik für zu eng gefasst. Wir haben heute schon mit die höchsten Energiekosten weltweit. Dies belastet nicht nur die Bürger, sondern leider auch den Unternehmensstandort Deutschland massiv.

In der Stellungnahme von Dr. Walz wird die energieintensive Industrie Bad Wurzachs erwähnt, die den günstigen Strom der Windräder dringend bräuchte. Ich fürchte, dass das Gegenteil der Fall ist. Die Industrie wird in Bad Wurzach verschwinden. Eine einseitige Fokussierung auf Windkraft wird die Energie in Deutschland stetig weiter verteuern, da im großen Maße parallel zu den Windkraftanlagen Gaskraftwerke vorgehalten werden müssen, um in den vielen dunklen und windarmen Zeiten nicht energielos zu sein.

Energieintensive Industrie wird den deutschen Standort meiden. Viele Beispiele hierfür kann man leider heute schon in der Tagespresse verfolgen.

Die meisten Industrieländer weltweit setzen zwar auch häufig auf Energie aus Windkraft, aber bedienen die Grundlast aus Atomenergie. Dies führt zu einem erheblich geringeren Durchschnittsenergiepreis. Wir aber schalten die letzten sicheren Atomkraftwerke in Deutschland ohne Not ab. Pikanterweise klassifiziert selbst die EU-Kommission, mittlerweile durch das Parlament ratifiziert, Atomenergie als „grüne“ Energie.

Und schließlich möchte ich auf die Rolle der deutschen CO2-Reduktion im globalen Vergleich eingehen, der vom Verfasser angeführt wird. Er weist auf den deutschen Anteil von 2 % am globalen CO2-Ausstoß hin und dass die Welt nur den CO2-Ausstoß reduzieren könnte, wenn wir (in Europa) es schafften. Es ist in der Tat eine globale Aufgabe, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Leider ist der Großteil der Länder, die die anderen 98 % des CO2-Ausstoßes verursachen, auf absehbare Zeit nicht dabei, deren Ausstoß zu reduzieren. Auch wenn unsere 2 % CO2-Ausstoß gänzlich verschwänden, wäre der Klimawandel nicht gestoppt. Damit all unser Streben Erfolg haben kann, müssen die anderen Staaten mitmachen. Wir könnten durch eine positive und erfolgreiche Klimapolitik ein Vorbild abgeben, dem andere Länder nacheifern möchten. Ich fürchte aber, dass eine Klimapolitik, die die Natur zerstört, das Landschaftsbild zerstört und den Wirtschaftsstandort herunterwirtschaftet, leider nur wenig Vorbild geben wird.

Ich denke, dass eine neue Klimapolitik alle Argumente der Bevölkerung berücksichtigen sollte. Lösungen sollten bei dieser Herausforderung weniger ideologisch, sondern mehr pragmatisch gesucht werden. Wir alle wollen das Klima schützen, die Natur und Gesundheit bewahren und Arbeitsplätze sichern. Das dies geht, zeigen uns europäische Nachbarländer.

Thorsten Pöhl, Bad Wurzach

 

 

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halloRV

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