Bad Wurzach - Für Verena Mathes war es nun mit ihrer Ausstellung „Textile Bilder“ ein Wiedersehen mit den wunderschönen Ausstellungsräumen in der Stadtbücherei, denn diese hatte vor vier Jahren den Reigen der Ausstellungen in Maria Rosengarten eröffnet.
Wie damals übernahm Klaus Schütt als Vertreter der Stadt die Begrüßung von Künstlerin und Vernissagebesuchern. Er bedankte sich zuvorderst bei der Organisatorin der Ausstellungen, Rosemarie Stäbler: „Ohne sie würden die Ausstellungen nicht so gut laufen!“ Er erinnerte sich auch noch sehr gut daran, dass mit Mathes Textilbildern eine neue Ausstellungs-Ära in Bad Wurzach angebrochen war, denn es war damals die allererste Ausstellung in der Stadtbücherei in Maria Rosengarten gewesen.
Verena Mathes, geboren und aufgewachsen in Bern hatte nach dem Abitur Lehramt und Musik studiert und hatte danach 40 Jahre mit Mann und ihren beiden Kindern in Hamburg gelebt und als Geigenlehrerin und Orchestermusikerin gearbeitet. Damals hatte sie sich hobbymäßig mit Malerei, Nähen und Sticken beschäftigt. Nach dem Umzug im Jahre 2012 nach Wangen hatte sie den Geigenkasten komplett in die Ecke gestellt und widmete sich nur noch der Bildenden Kunst, insbesondere ihren jetzt in der Bücherei gezeigten Textilen Arbeiten.
Die Künstlerin Verena Mathes stellte ihre Werke selbst vor. Thema ihrer jetzigen Ausstellung seien die vier Jahreszeiten. „Wie sie sehen sind meine Bilder aus Stoff. Warum? Weil Stoff viel mehr ist als Farbe.“ Textilien werden aus verschiedenen Rohstoffen hergestellt: Baumwolle, Wolle, Seide oder Kunststoff.
Danach würden sie auf verschiedenste Arten verwebt oder verstrickt, was die Struktur ergebe. Erst ab da spiele Farbe eine Rolle: „Man kann unterschiedlich gefärbte Fäden verweben oder fertig gewebte Stoffe bedrucken.“
Und hier kommt bei Mathes der Nachhaltigkeitsgedanke ins Spiel: „Ich arbeite gerne mit Stoffresten. Besonders gerne mit gebrauchten Stoffen.“ Etwa einer abgewetzten Jeans oder brüchiger, vom vielen waschen fadenscheinige Bettwäsche. Denn sie erzählten Geschichten von gelebtem Leben. Weil sie ihre Stoffe nach Farben sortiert sammle, träfen sich in ihren Kisten: 20cm prunkvoller Glitzerstoff mit einer alten Küchenschürze, ein Ärmel aus Samt mit einem Kartoffelnetz oder ein Stück Möbelstoff mit einer halben Seidenbluse usw..
„All diese Stoffteile, die sich ihrer ursprünglichen Bestimmung enthoben, nun in einer anderen Gesellschaft wiederfinden, inspirieren mich, ihnen neue Aufgaben zuzuweisen.“
Sie beendete ihre Einführung mit einem Gedicht von Joseph von Eichendorff:
„Schläft ein Lied in allen Dingen
die da träumen fort und fort
und die Welt hebt an zu singen
triffst du nur das Zauberwort.“
Die Antwort auf die Frage, ob Verena Mathes dieses Wort mit ihrer bezaubernden Ausstellung getroffen hatte, konnte nur lauten: „Ja, sie hat!“
Die Ausstellung, die bei der Eröffnung durchaus noch einige Besucher mehr wert gewesen wäre, kann vom 10.03. bis 21.04.2023 zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei Dienstag 10-12 Uhr und 14-18 Uhr, Mittwoch von 14-18 Uhr, Donnerstag von 10-18 Uhr, Freitag von 14-18 Uhr und Samstag von 10-12 Uhr besucht werden.
Bericht und Bilder: Ulrich Gresser