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Bad Wurzach - Als Pionierbaum haben sie nach der letzten Eiszeit die baumlosen Flächen wiederbesiedelt und die Vegetation mehrere tausend Jahre lang dominiert: Birken – sie sind Bäume der ersten Stunde. Durch ihre Blätterstreu haben sie den rohen Boden wieder fruchtbar gemacht und die Ansiedlung weiterer Baumarten ermöglicht.

Ihr Name bedeutet hellschimmernd oder weißglänzend – und das ist sie auch: Die Birke, mit ihrem charakteristischsten Merkmal, der weißen Rinde. In jungen Jahren ist diese glatt, später dann zunehmend rissig und schwarz gefurcht. „Ich sah in bleicher Silberpracht der Birken Stämme prangen, als wäre dran aus heller Nacht das Mondlicht blieben hangen“ beschreibt Nikolaus von Lenau die Birke treffend.

Die weiße Färbung entsteht durch die Einlagerung sogenannter Betulin-Kirstalle, die das einfallende Licht reflektieren und so den Baum vor Überhitzung schützen. Zudem macht das Betulin die Rinde gegenüber Nässe undurchlässig, schützt vor Fäulnis und Tierfraß.

In Mitteleuropa gibt es zwei Birkenarten, die zu Baumgröße heranwachsen: Die Sand- oder Hängebirke, die rautenförmige, lang zugespitzte Blätter und an den Spitzen herabhängende Zweige besitzt. Die Moorbirke dagegen hat rundliche bis herzförmige, nur leicht zugespitzte und unterseits behaarte Blätter. Auch die jungen Zweige sind weich behaart, weshalb der Baum bisweilen auch Haarbirke genannt wird. Ihre Zweigspitzen sind nicht herabhängend.

Mit den Menschen ist die Birke seit jeher eng verbunden. In der Altsteinzeit diente sie als Lieferant von Brenn- und Nutzholz. Da Birkenholz ätherisches Öl enthält, brennt es sogar, wenn es feucht ist. Das aus der Rinde gewonnen Birkenpech war ein gebräuchlicher Klebstoff und wurde zum Abdichten von Gefäßen und Booten genutzt. Später fertigte man aus der wasserundurchlässigen Rinde Abdeckungen für Häuser und Zelte, Schuhe, Hüte, Schmuck oder Schreibpapier.

Auch in der Medizin spielte sie schon seit frühesten Zeiten eine Rolle: In der Wundheilung und bei chronischen Hauterkrankungen, bei Fieber oder Gicht. Viele der medizinischen Wirkungen sind inzwischen wissenschaftlich belegt.

Die Birke ist auch ein Baum des Neubeginns: Sie ist der erste Laubbaum, der im Frühling die Blätter austreibt, ihre leuchtend weiße Rinde symbolisiert das wiedererwachende Licht. Den Menschen in der Vorzeit schenkte sie Gewissheit, dass der Winter besiegt ist. Später wurde die Birke zum Wahrzeichen der Frühlingsfeste, ihre Frühlingskraft sollte Fruchtbarkeit und Gesundheit bringen.

Besen aus Birkenreisig dienten zum Kehren, aber auch zur spirituellen Reinigung und Erneuerung: Mit Birkenbesen kehrte man das alte Jahr aus. Der Liebesmaien, ein Birkenstämmchen, das in der Nacht zum ersten Mai von jungen Burschen heimlich vor die Tür der Angebeteten gestellt wurde, galt als symbolischer Heiratsantrag. In manchen Gegenden ist dieses Birkenstellen noch heute Brauch.

Während Birken in Nord- und Osteuropa weiterhin zu den dominierenden Baumarten gehören, sind sie in Mitteleuropa heute fast nur noch an Extremstandorten zu finden. Die Moorbirke wurde kürzlich zum Baum des Jahres 2023 ernannt, um auf ihre besonderen Fähigkeiten aufmerksam zu machen: Toleranz gegen Frost, Wind und Überflutungen. Sie bevorzugt feuchtere Böden und ist überwiegend in Moor-, Bruch- und Auenwäldern zu finden.

Damit ist sie bei uns ein relativ seltener Waldbaum. Ihre Wahl zum Baum des Jahres soll daher auch auf ihren Lebensraum Moor aufmerksam machen – auf dessen Bedrohung einerseits und die große Bedeutung für den Klimaschutz andererseits. Wieder einmal wird hier die große Bedeutung des Wurzacher Rieds sichtbar, das Lebensraum für die seltene Moorbirke ist.

Bald wird sie wieder austreiben und das Ende des Winters verkünden – und durch das Leuchten der Blätter und Rinde hoffentlich auch bei Ihnen Frühlingsgefühle aufkommen lassen.

 

Presseinformation Naturschutzzentrum Wurzacher Ried

 

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halloRV

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