Bad Wurzach - Da freute sich sogar die Bürgermeisterin, dass sie nach langer Zeit wieder einmal die Amtsgeschäfte bis Aschermittwoch abgeben zu dürfen. Und weil Majestäten ja selbst bestimmte Wege nicht zu Fuß gehen müssen, wurde Alexandra Scherer gemeinsam mit Zunftmeister Dominik Neher und seiner Entourage von Stadtbaumeisterin Kathleen Kreutzer und dem 5 Km/h schnellen Dienstfahrzeug zur Bühne beim Stadtbrunnen gefahren.
Unterdessen näherte sich von Schule und Kirche her der Fanfarenzug mit den Narren der Riedmeckeler und den Zimmerleuten mit dem Narrenbaum dem Platz gegenüber des Rathauses, wo bereits eine große Zahl kleiner und großer Mäschgerla warteten.
In Reimform nahm Zunftmeister Neher bei seiner Antrittsrede als neuer Herrscher der Stadt kritisch zum gastronomischen Notstand Stellung: „S erschde was ma sich froga kennt, isch warum jeder Wirt weg von Wurzach wegrennt.“ Als nächstes nahm er sich der Kurhaus-Malaise an, machte sich Sorgen, dass mit dem Aussichtsturm im Ried „statts Geld zu vergraba“ es diesmol wird „in d ´Höh naufdraga“. Und auch das neue Hallenbad bekam sein verbales Fett weg „au im neue Hallenbad von Familienfreundlichkeit keine Spur.“
Die Bürgermeisterin freute sich bei der Schlüsselübergabe an die Narren, dass sie und ihre Mannschaft nachdem sie zwei Jahre durcharbeiten mussten, „des hot uns gschlaucht“ endlich wieder – und dieses Mal gerne – ihren Stuhl räumen konnte.
Und weil in diesem Jahr die Stadtwirtschaft zur Fasnetszeit von den Narren wieder geöffnet wurde, bat sie diese gleich darum, mit den gesammelten Erfahrungen und mit dem Tatendrang, den die Narren dabei an Tag legten, sich des Kurhauses anzunehmen und dieses nach der Fasnet weiter zu betreiben.
Nach dem der „Stift“ zum Bierholen geschickt worden war, feuerte Franz Josef „Chief “ Maier seine Zimmerleute, die zum Narrenbaumstellen bereit standen, mit einem dreifachen Holz-her und diversen spaßigen Sprüchen an.
„Die Fasnet isch die schönste Zeit und Zimmerer send die schönste Leit, was wäre das für ein Hundeleben, gäb´s nicht die Fasenacht daneben. Das Sofa wäre naß beim Regen, wenns keine Zimmerleut tät geben.“
Stolz zeigte er sich in seiner Bütt auch, dass Bad Wurzach mehr Zimmerermeisterbetriebe hat als Musikkapellen, auch wenn diese wie wiele andere Handwerksbetriebe unter dem Fachkräftemangel leiden.
Sein letztes Verslein widmete er, nachdem die Zimmerleute sich auf der Bühne zum traditionellen Zimmermanns-Klatsch versammelt hatten, ganz persönlich der Bürgermeisterin:
„Bad Wurzach ist eine schöne Stadt (viel schöner wia Laupheim),
für den der Freude daran hat.
Des ka ma heut doch wieder seah,
für den der mitmacht ischd Wurzach scheah!“
Im Anschluss an die närrische Machtübernahme zogen die kleinen Narren, geleitet vom Fanfarenzug zum Kurhaus, wo die Narrenzunft für sie einen närrischen Spielenachmittag vorbereitet hatte, während die großen Narren sich auf den Weg durch die Geschäfte machten, um das eine oder andere Kaltgetränk abzustauben.
Bericht und Bilder Uli Gresser