Bad Wurzach (dbsz) - Der gemeinnützige Verein Landschaftsschützer Oberschwaben-Allgäu e. V., der seit langem schon vor der Errichtung von Windkraftanlagen in Sichtweite des Wurzacher Riedes warnt, hat ein Faltblatt herausgebracht. Der vierseitige Flyer im Format DIN A5 wurde in den vergangenen Tagen und Wochen schon in Arnach und Humberg, Weitprechts, Eintürnen mit Eintürnenberg, Haidgau, Dietmanns, Rohrbach und Ziegelbach sowie auf dem Reischberg verteilt. Die Verteilung wird in weiteren Bezirken fortgesetzt. Zuletzt wurde in Mennisweiler verteilt.
Das Faltblatt zeigt auf Seite 1 die Schönheit des Wurzacher Riedes, einer Moorlandschaft, die wegen ihrer überragenden Bedeutung mit dem Europadiplom ausgezeichnet ist. Weiter ist das Bad Wurzacher Ortsschild abgebildet und dabei ist das Wort „Bad“ mit einem rot eingefärbten Windkraftsymbol durchgestrichen. Damit wird ein Hauptargument der Landschaftsschützer visualisiert: die Gefahr für den Kur-Standort Bad Wurzach durch die Industrialisierung der Landschaft.
"Das wollen Kurgäste nicht sehen"
Dieser Faden wird im Innenteil aufgenommen mit dem warnenden Wort „Das wollen Kurgäste nicht sehen.“ Diese Zeile steht unter einem Riedpanorama, in das maßstabsgetreu sieben Windkraftanlagen einmontiert sind. Diese Großanlagen würden den Planungen zufolge zwar jenseits der Grabener Höhe in der Talaue bei Osterhofen stehen; da sie aber 260 Meter hoch sein sollen, würden sie den Höhenzug zwischen Ried und Osterhofen um 130 bis 180 Meter überragen. Es gebe Untersuchungen, sagen die Landschaftsschützer, wonach sich das Kleinklima im Bereich der Windkraftanlagen verändere; es werde wärmer und trockener, was für das Ried unabsehbare Konsequenzen haben könne.
Das ist eines von 13 Argumente, die der Vereinsvorstand um Reinhold Mall, Dietmanns, auf Seite 4 des Faltblatts zusammengestellt hat.
Im Innenteil des Faltblattes findet sich auf gelbem Grund auch ein Beitritts-Coupon und es wird eine Bankverbindung für Spenden genannt. Weiter gibt es einen Verweis auf die Homepage der Landschaftsschützer; unter www.landschaftsschützer.de gebe es laufend neue Informationen zur aktuellen Entwicklung in Sachen Windkraft am Ried.
Das Faltblatt liegt in einigen Geschäften in der Raumschaft aus; es kann auch über Reinhold Mall bezogen werden (Tel. 07564 / 93 60 78).
Da der Textteil von Seite 4 des Faltblattes möglicherweise bei der Wiedergabe hier in der Bildschirmzeitung nicht gut zu lesen ist, dokumentieren wir nachstehend den Wortlaut:
Wussten Sie ...
... dass es außer dem Wurzacher Ried nur noch sieben europadiplomierte Naturschutzgebiete in Deutschland gibt – darunter so prominente Gebiete wie das Berchtesgadener Land, der Bayerische Wald und die Lüneburger Heide?
…dass die in Humberg und bei Weitprechts – in Sichtweite des Riedes – projektierten Windkraftanlagen (WKA) eine Höhe von 260 Metern haben und damit 100 Meter höher als das Ulmer Münster sind?
…dass die geplanten WKA bei Osterhofen den Haidgauer Berg und die Grabener Höhe um 130 bis 180 Meter überragen würden?
... dass das Gebiet von Bad Waldsee über Bad Wurzach, Kisslegg, Leutkirch bis Aitrach ganz besonders im Fokus der staatlichen Windkraftplaner steht?
Klar, Sie wussten ...
... dass diese riesigen Maschinen, mit Flügeln doppelt so groß wie die eines Jumbo-Jets, ihre Energie aus dem Abbremsen des Windes gewinnen.
Aber Sie wussten wohl nicht ...
... dass das von einer WKA erzeugte Luftdruckfeld so stark ist, dass es einer bestimmten Art von Fledermäusen im Nahfeld die Lunge zerbirst?
Und Sie wussten nicht ...
... dass im Genehmigungsverfahren von WKA diese Luftdruckpulse weder ermittelt noch bewertet werden im Hinblick auf die gesundheitliche Gefährdung der in der Nähe wohnenden Menschen.
Wussten Sie ...
... dass die Politik sich nicht auf einen Schutzabstand zum Menschen einigen konnte und dass deshalb diese Windrad-Giganten auf bis zu 450 m (Stand Januar 2023) an Siedlungen herangebaut werden können?
... dass die Investoren bei einem Windpark zum Schutz ihrer eigenen Anlagen einen inneren Mindestabstand von 900 m einhalten, damit das im Wind nachfolgende Windrad keine Schäden durch Ermüdungsbrüche erfährt?
... dass in Jöhstadt (Sachsen) ein Windparkbetreiber kein Geld mehr hat, um WKA-Fundamente nach dem Ende der Nutzungsdauer abzubauen?
... dass die derzeit bestehenden 30.000 Windkraftanlagen im Jahre 2021 nur 3,3 % der Gesamtenergie in Deutschland erzeugt haben?
... dass das örtliche Klima (lokales Mikroklima) durch WKA wärmer wird – mit unabsehbaren Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt im Ried?
... dass die Landräte von Ravensburg, Sigmaringen und Friedrichshafen, deren Behörden zuständig sind für die Genehmigung von Windkraftanlagen, im Aufsichtsrat des Windkraftbetreibers EnBW sitzen?
Kennen Sie diesen Satz?
„... um das Wurzacher Becken herum ist die Integrität der Landschaft zu bewahren und auf den Erhebungen und Hügeln im Sichtbereich des Wurzacher Riedes ist der Bau technischer Infrastruktur zu vermeiden.“
Der Satz stammt aus der Verlängerungsurkunde von 2019 für das Europadiplom, mit dem das überragend wichtige Wurzacher Ried ausgezeichnet ist.
Ttelseite des Faltblattes
Innenteil
Nachstehend ein Link zum Download des Faltblattes:
FALTBLATT DER LANDSCHAFTSSCHÜTZER OBERSCHWABEN-ALLGÄU E.V.