Bad Wurzach - Moment mal, wo waren denn die Moor-Momente in den letzten Monaten? Zugegeben, die Sommerpause fiel etwas länger aus. Nun aber berichtet das Naturschutzzentrum wieder regelmäßig über die Tier- und Pflanzenwelt im Wurzacher Ried. Zum Start geht es heute um die Wacholderdrossel.
Beeren stehen jetzt im Winter ganz oben auf dem Speiseplan der Wacholderdrossel, und die Vorliebe für Wacholderbeeren verlieh der Wacholderdrossel ihren Namen. Und dazu auch eine besonders würzige Note ihres Fleisches, weshalb sie als eine der wohlschmeckendsten Vogelarten galt und in früheren Zeiten zu den Filetstücken der Vogelküche zählte.
Wacholderdrosseln, aufgrund des alten Namens für Wacholder früher auch Krammetsvögel genannt, sind gesellige Tiere und streifen gerne in kleinen Gruppen umher. Auch diese Tatsache machte sie zu einem beliebten Jagdobjekt, denn man konnte auf einem Jagdzug gleich die Mahlzeit für eine ganze Gruppe erbeuten.
Ursprungsheimat: die Taiga
Früher kamen die Vögel nur im Winter aus ihrer Ursprungsheimat in der Taiga nach Mitteleuropa und flogen gewissermaßen der Kälte voran. In der Oberpfalz wurde der Wintereinbruch erwartet, sobald sich die ersten Drosseln zwischen den Vogelbeeren zeigten.
Heute ist die Art bei uns auch als Brutvogel heimisch, so dass sie ganzjährig beobachtet werden kann. Ein auffälliges „Schack Schack Schack“ verrät die Vögel meist schon, bevor man sie in den Baumkronen entdeckt hat. Doch auch die Färbung der etwa amselgroßen Vögel ist auffällig: Gelber Schnabel, grauer Kopf, ockerfarbene Brust.
Die Flügel sind dunkelbraun, die Unterseite ist weiß mit dunklen, dreieckig geformten Flecken. Der bevorzugte Lebensraum sind lichte Laub- und Mischwälder, Parks oder größere Gärten, Feldgehölze oder Alleen. Hier brütet die Art gerne in kleinen Kolonien und hat ein besonderes System der Feindabwehr entwickelt: Wagt sich etwa ein Greifvogel zu nah an das sensible Brutterritorium heran, wird er attackiert und dabei von einem Verteidigungstrupp zum nächsten weitergereicht.
Mit lautstarken Scheinangriffen rückt ihm immer nur das unmittelbar betroffene Brutpaar zu Leibe, bis er aus deren Gebiet verjagt ist und die Nachbarn übernehmen. Eine effektive Technik, die zudem verhindert, dass zu viele Gelege gleichzeitig unbeaufsichtigt sind. Potenzielle Angreifer werden dabei zunächst halbwegs freundlich, danach auch zunehmend vehementer, aus dem Brutgebiet eskortiert.
Dabei wird mitunter scharf geschossen, denn die Drosseln bombardieren den Angreifer gezielt mit ihrem aggressiven Kot. Im schlimmsten Fall kann dieser aufgrund des verklebten Gefieders eine Weile nicht mehr fliegen. Besser, man kommt auch als Mensch einer Brutkolonie nicht allzu nahe. Im Winter lassen sich die Vögel aber risikolos beobachten. Achten Sie auf das Schackern und richten Sie dann den Blick auf Bäume und Büsche oder auf nahrungssuchende Trupps auf Wiesenflächen. Viel Erfolg!
Presseinformationen: Naturschutzzentrum Wurzacher Ried (Valeska Ulmer)