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Zur Windkraftplanung in unserer Raumschaft, insbesondere zum Projekt in Humberg

Zwei oder drei Anlagen zwischen Arnach und Eintürnen auf dem Höhenrücken des Wurzacher Beckens sollen mittels eines auf Tempo getrimmten Leitfadens unserer Regierung zügig realisiert werden. Da ist es höchste Zeit, dass die Gesamtproblematik der bevorstehenden flächendeckenden Industrialisierung unserer Heimat unseren Bürgern offen erläutert wird. Denn nicht die Entscheidungsträger in Berlin oder Stuttgart werden in dieser künftigen Industrielandschaft zu leben haben, sondern wir, die Bewohner unserer Heimat sowie Anlieger dieser Anlagen. Denn diese drei Anlagen sind nur der Einstieg in den Bau von mehreren hundert Anlagen in unserem von der Regionalplanung „bevorzugten“ Raum zwischen Bad Waldsee, Bad Wurzach, Kisslegg, Leutkirch und Aitrach. Im Mittel wird alle 1000 Meter ein Windkraftgigant stehen, so dass am Ende wenig Platz bleiben wird für Lebensräume, Natur und Erholungsräume. Die meisten von uns werden zu direkt Betroffenen werden.

Schwachwindanlagen, wie sie wegen den schlechten Windbedingungen in unserer Region zum wirtschaftlichen Betrieb erforderlich sind, entsprechen keinen rotierenden Sonnenblumen. Diese Anlagen sind bis zu 300 Meter hoch, erzeugen in der zuvor ruhigen Landschaft im Takt der Flügel („wusch-wusch-wusch“) Lärm und Schattenwurf. Und da der Rotor seine Energie aus dem getakteten Abbremsen des Windstroms gewinnt, entstehen besonders bei starkem Wind sehr kräftige Luftdruckpulse. Leicht für jedermann verständlich, denn der Windstrom wird mal durch den Flügel abgebremst und zwischen den Flügeln geht er ungehindert durch, entsprechend einem invers arbeitenden gigantischen Ventilator mit einem Durchmesser von 180 m.

Das Tragische: Der Mensch kann solche Druckänderungen mit einer Vielzahl von auf Druck empfindsamen Rezeptoren spüren; diese auf Wechseldruck sensitiven Rezeptoren steuern unsere Körperfunktionen vom Blutkreislauf bis zum Tastsinn, und zwar unabhängig, wie laut es in der Umgebung ist. Und das ist gut so, denn sonst könnten wir uns in lärmerfüllter Umgebung nicht sicher bewegen.

Im Nahfeld des Rotors sind diese Luftdruckpulse derart stark, dass der Fledermaus die Lunge kollabiert. Und die Planer der Anlagen fürchten diese Luftdruckänderungen im Takt von etwa einer Sekunde sehr, denn sie können beim nachfolgenden Windrad die Flügel infolge der erzeugten Wechselbewegungen vorzeitig schädigen. Deshalb halten die Planer bei Anlagen heutiger Größe innerhalb des Windparks einen Sicherheitsabstand von 900 Metern ein.

Und nun das Verwerfliche: Für die Maschine gibt es einen Schutzabstand, aber für den Menschen konnte sich die Politik auf keinen Schutzabstand einigen; der Mensch wird der Maschine schutzlos ausgesetzt, um das politisch erklärte Ausbauziel zu realisieren. Im Falle des Windparks bei Arnach gesteht man den Anliegern lediglich einen Abstand gut 700 Metern zu, in Aitrach übrigens nur 500 Meter.

Und da sind wir jetzt am Punkt, wo das Landratsamt als „Herr des Genehmigungsverfahrens“ Farbe bekennen muss: In den laufenden Genehmigungsverfahren werden diese Luftdruckpulse weder ermittelt noch einer gesundheitlichen Bewertung zugeführt, weil man die Emissionen nur im hörbaren Bereich nach TA Lärm betrachtet. Mit Schreiben vom 15.12.22 habe ich deshalb das Landratsamt Ravensburg aufgefordert, folgende Fragen zu beantworten:

Wie hoch, angegeben in Pascal, sind diese Luftdruckpulse in den verschiedenen Betriebszuständen und Entfernungen von der Anlage?

Ab welcher Höhe kann der menschliche Körper diese Pulse im Takt von einer Sekunde wahrnehmen und deshalb gesundheitlichen Schaden nehmen?

Welche Mindestabstände zur Wohnbebauung sind deshalb bei Anlagen heutiger Größe einzuhalten?

Diese Fragen zusammen mit einer tiefergehenden Begründung gingen auch an den Regionalverband sowie die Bürgermeister und Landräte unserer Heimat. Das Landratsamt Ravensburg hat darauf bisher nicht geantwortet, haben wir als Bürger dazu kein Anrecht?

Wenn die nachfolgende Maschine im Abstand bis zu 900 m geschädigt wird, da besteht doch die begründete Pflicht, dass wesentlich größere Abstände zur Wohnbebauung einzuhalten sind, damit der Mensch nicht geschädigt wird. Oder will man gar bewusst unsere ländliche Bevölkerung aus ihren angestammten Wohnbereichen vertreiben? Ist dieser Preis zur heimischen Energieerzeugung gerechtfertigt, zumal wir auch künftig unsere meiste Energie zusammen mit vielen weiteren Rohstoffe für unsere Industriegesellschaft importieren müssen?
Dr. Wolfgang Hübner, Bad Wurzach

Anm. d. DBSZ-Redaktion: Herr Dr. Hübner hat uns nachstehende Schaubilder sowie einen Lageplan zukommen lassen, um seine Aussagen visuell zu verdeutlichen.

13aAbstände KWA intern

Dieses Schaubild zeigt die inneren Abstände bei einem Windpark, abhängig von der Hauptwindrichtung. Die Projektierer von Windkraftanlagen legen in der Hauptwindrichtung einen Schutzabstand von 900 m zwischen einer  voranstehenden und der nachfolgenden Windkraftanlage. Als Faustregel gilt das Fünffache des Rotordurchmessers (WKA der modernsten Bauart haben Rotordurchmesser von 180 m bei einer Nabenhöhe von bis zu 190 m). Bei den seitlichen Abständen wird das Drei- bis Vierfache zugrundegelegt. Die Zeichnung  stammt von der Fachagentur Windenergie, die Grafik insgesamt wie auch der gelb unterlegte Text von Leserbrief-Autor Dr. Hübner.

13b WKA ZDFDiese Grafik, angefertigt auf der Basis eines Screenhots, zeigt einen 290-m-Turm (Nabenhöhe 200 m, Rotordurchmesser: 180 m), der im Abstand von 450 m zu einer Siedlung steht. Die mit Blick auf WKA modernster Bauart aktualisierten Zahlen stammen – wie auch der gelb unterlegte Text – von Dr. Hübner.

13cWKA Druckpulse

Windräder generieren spürbare Luftdruckpulse. Für eine bestimmte Art von Fledermäusen ist der Aufenthalt im Druckfeld tödlich. Grafik: Dr. Wolfgang Hübner

13dHumberger WKA Lage

Die in Humberg projektierten Windkraftanlagen haben einen Abstand zur Wohnbebauung in zwei Fällen von etwa 700 m bis 900 m. Auf der Karte ist links unten das Demutskreuz markiert; rechts sieht man einen Teil des Weilers Humberg.
Karte: Google Earth; Bearbeitung: Landschaftsschützer Oberschwaben-Allgäu e. V. 

 

 

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halloRV

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