Seibranz - Es war das erste Neujahrskonzert, das die Seibranzer Musiker unter ihrem „neuen“ Dirigenten Erich Minsch spielten. Dieser hatte dafür mit seinen 52 (!) Musikern ein ansprechendes Programm einstudiert, das von anspruchsvoller Konzertanten Blasmusik über Beethovens „An Die Freude“ bis hin zu einem Medley von Weihnachtsliedern reichte.
Vorstand Manfred Hierlemann freute sich, zum ersten Neujahrskonzert nach Corona neben zahlreichen Ehrenmitgliedern und Vetreter anderer Vereinen sowie Musikvereinen aus der Umgebung u.a. Bürgermeisterin Alexandra Scherer, die Seibranzer Ortsvorsteherin Petra Greiner, ihre Gospoldshofener Kollegin Marga Loritz, Pfarrer Stefan Maier und natürlich Klaus Wachter, dem stellvertretenden Verbandsvorsitzenden des Blasmusikkreisverbandes Ravensburg, begrüßen zu können.
Er blickte in seiner kurzen Ansprache auf die vergangenen drei Jahre zurück, die viele Höhen und Tiefen mit sich gebracht hatten. In Anspielung auf die bevorstehende Hallensanierung sagte er, man habe diese mit in das Programm aufgenommen, um einen Eindruck von der Bautätigkeit und den Gegebenheiten der nächsten Zeit zu vermitteln. Und übergab das Wort an „Bauleiterin“ Teresa Hierlemann, die wie schon beim letzten Konzert vor der langen Corona-Pause mit Charme und Witz fachkundig – und noch dazu auf Schwäbisch – durch das Programm führte.
Eröffnet hat der Musikverein Seibranz sein diesjähriges Neujahrskonzert mit dem Konzertmarsch „Liechtenstein feiert“ den der deutsche Komponist und Musiker Markus Götz zum 300jährigen Bestehen des Kleinstaates Fürstentum Liechtenstein im Jahre 2019 komponiert hatte. Mit „An die Freude“ erinnerte Dirigent Erich Minsch noch einmal an das Beethoven-Jahr 2020 anlässlich des 200. Geburtstages des Komponisten. Das Stück aus dem Finale der neunten Symphonie des Musikergenies ist bei der Bildung der Europäischen Union zur Europa-Hymne auserkoren worden. Es ist damit gerade am Beginn des neuen Jahres ein Zeichen der Hoffnung in diesen doch schwierigen Zeiten.
Mit dem wunderschönen „My Dream“ , das Peter Leitner, dem Trompeter der Kärntner Blasmusikformation „Fegerländer“ beim Improvisieren mit dem Flügelhorn einfiel, debütierte die jüngste Flügelhornistin des Orchesters, die 19jährige Franziska Hierlemann, als Solistin. Sie tat es so hervorragend, dass nach dem Verklingen des letzten Tones begeisterter Applaus einsetzte, gemischt mit spontanen Zugaberufen.
„The New Village“, das als Auftragskomposition für die Provinz Nordholland für ein Musikfestival 1993 entstand, ist ein Konzertwerk des niederländischen Komponisten Kees Vlak. Die „klingende Dorfgeschichte“ erzählt wie die harnäckigen Dorfbewohner ihr von den Urgewalten des Meeres und räuberischen Stämmen ständig bedrohtes Dorf immer wieder aufbauen und es zu einem „neuen Dorf“ mit prächtigen Wohnhäusern und großem Wohlstand entwickeln.
„Böhmische Posaunen“ ist eine erfolgreiche Solo-Polka für Posaunen des in Kehl geborenen Komponisten Mark Sven Heidt, der im Laufe seines musikalischen Lebens ein Faible für Böhmisch-Mährische Musik entwickelt hat. Für den richtigen „Bums“ durften gleich alle fünf Posaunisten bei den Solo-Partien groß aufspielen. Aber nicht ohne zuvor noch von Moderatorin Teresa Hierlemann einen Posaunisten-Witz mit auf den Weg bekommen zu haben: „Was isch dr Unterschied zwischa ma guta Posaunischta ond ma Yeti isch? – Jo es gibt Leit, diea behauptad, sie häbed scho mol an Yeti g´säh.“
Mit dem „Christmas Festival“ einem Potpurri bekannter Weihnachtslieder im Arrangement von Robert W. Smith verabschiedeten sich die Musiker in ihre verdiente Pause.
Aus der sie mit zwei ganz besonderen Gästen wieder auf die Bühne kamen: Bei „Lord of the dance“ zeigten Luca und Franziska Greiner, die beiden Töchter von Ortsvorsteherin Petra Greiner dass sie nicht umsonst zu den besten Stepp- Tänzerinnen Europas zählen. Dafür mussten sie und die Musiker „Überstunden“ leisten, so sehr begeisterten sie das Publikum.
Kaum weniger unterhaltsam gestaltete Klaus Wachter den anschließenden „Ehrungsmarathon“. Kein Wunder, dass er bei nicht weniger als 21 Ehrungen kurzerhand Bürgermeisterin Scherer als Assistentin rekrutierte. Für jeden der zu ehrenden Musikerinnen und Musiker hatte er ein Bonmot parat, für den Tubisten Gottfried Merk gab es die obligatorische Dose Leberwurst aus der Klostermetzgerei Reute. Insgesamt wurden die Musikerinnen und Musiker für 560 Jahre Treue zu Verein Musik geehrt.
Für 10 Jahre aktives Musizieren erhielten Tanja Gregg und Manfred Hierlemann die bronzene Ehrennadel des Blasmusikverband Baden Württemberg (BVBW).
Für 20 Jahre Treue zur Musik erhielten die silberne Ehrennadel des Blasmusikverband Baden Württemberg (BVBW): Gottfried Merk, Elisabeth Reich, Melanie Gregg, Bettina Hierlemann und Thomas Sailer.
Für ihre besondere, 30jährige Treue zur Musik erhielten Reinhold Butscher, Rainer ebenhoch, Susanne Gropper, Heike Hierlemann, Bruno Keckeisen, Alexandra Menig, Helmut Merk, Roland Reich, Roland Schmuck, Robert Schöllhorn und Stefanie Gropper die Ehrennadel in Gold mit Urkunde ausgezeichnet.
Gar 40 Jahre Treue zum Musikverein bewiesen Karl Herdrich und Helga Krattenmacher, sie erhielten die BVBW Ehrennadel in Gold mit Diamant und Ehrenbrief. Helga Krattenmacher wurde zusätzlich mit der Fördermedaille in Gold für ihre 30jährige Tätigkeit in der Vorstandschaft ausgezeichnet.
Gleichzeitig erhielt sie von Wachter eine Einladung zum Kreisseniorenorchester.
Der Vorstand des Musikvereines Seibranz sah in dem Konzert den würdigen Rahmen langjährige Musikanten zu verabschieden. Birgit Seufert hatte 13 Jahre lang die Querflöte gespielt und dabei auch acht Jahre lang die Ausbildung der Querflöten übernommen. Ehrenmitglied Karl Hierlemann schied nach 57 Jahren, in denen er Bariton für den Verein gespielt hatte aus dem aktiven Musikerleben aus.
Nach 56 Jahren zog sich Josef Schwägele, ebenfalls Ehrenmitglied, aus dem aktiven Musikerleben zurück. Er war außerdem viele Jahre Busfahrer des Vereines, der die Musiker immer sicher zu den Musikfesten transportierte.
„Zwei Glückspilze“ so lautet der Titel des von Benno Peter als Solo für Tenorhorn und Bariton komponierte Stück, mit dem der Musikverein Seibranz wieder zum musikalischen Teil des Abends überging. Die beiden Glückspilze die dieses Stück mit Leben erfüllen durften, waren Thomas Gropper und Helmut Pfänder.
Mit den weltberühmten Melodien aus dem Film „Die glorreichen Sieben“ bogen die Musiker auf die Zielgerade ein. Doch mit „The magnificent Seven“ komponiert von Elmer Bernstein und von den Musikern im Arrangement von Roland Smeets auf die Seibranzer Konzertbühne gebracht, war noch lange nicht Schluss. Mit der „80er Kult-tour“ von Thimo Kraas ging es in die (erste) Verlängerung, ehe der Musikverein sein Konzert mit einem weiteren Marsch „Gruß an Sumava“ von Siegmund Goldhammer beschloss.
Dass der Musikverein auch gut bei Stimme ist, zeigten die MusikerInnen nicht nur bei der „80er Kult-tour “ sondern auch beim nachmitternächtlichen „Happy Birthday“ für drei Musiker...
Bericht und Bilder Uli Gresser