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Bad Wurzach - Insgesamt 33 junge Männer und eine junge Frau erhielten aus den Händen von Regierungspräsident Klaus Tappeser ihren Meisterbrief überreicht, auf den sie zwei harte Jahre hingearbeitet hatten.

Nach der musikalischen Eröffnung der Feier durch das Quartett Salteris aus Aulendorf, freute sich Anita Schmitt, die Abteilungspräsidentin im Regierungspräsidium Tübingen, in ihrer Begrüßungsrede darüber, dass diese Feier nach zwei Corona-Jahren nun wieder in Präsenz stattfinden konnte. Entsprechend groß war dann auch die Schar der Gratulanten: Neben den Familien der jungen Leute waren auch zahlreiche Abgeordnete aus Bundes- und Landtag, sowie natürlich zahlreiche hochrangige Vertreter aus der Landwirtschaft zu der Feier gekommen.

Die Bad Wurzacher Bürgermeisterin Alexandra Scherer als Hausherrin skizzierte für die Gäste in ihrem Grußwort ein kurzes Portrait der mit einer Fläche von 183 Quadratkilometer drittgrößte Flächengemeinde Baden-Württembergs, ehe nach einem weiteren musikalischen Zwischenspiel Regierungspräsident Klaus Tappeser seinen Festvortrag hielt.

Tappeser unterstrich die Bedeutung der Landwirtschaft weltweit, die inzwischen 8 Milliarden Menschen auf der Erde mit Lebensmittel versorgen muss. „Eine Aufgabe, die gar nicht so einfach ist.“ Ein Landwirt muss mit seinen Flächen heute soviele Dinge gleichzeitig machen. „Kaum ein Beruf ist so vielschichtig wie der des Landwirtes.“ Es sei sehr wichtig, dass sie gut ausgebildet seien, zumal sie darüber hinaus auch das unternehmerische Risiko zu tragen hätten. Er betonte, dass Landwirtschaft nach wie vor als Familienbetrieb funktioniere – ein Meister also nie alleine die Herausforderungen zu stemmen habe.

„Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass man sich jetzt Gedanken machen muss einen Notvorrat an zu legen?“ kommentierte er den Ukraine-Krieg und seine Folgen auch für Deutschland und die Landwirtschaft. „Wie können wir die Standards für Energie halten?“ auch diese Frage betreffe Landwirte in starkem Maße: Denn durch Photovoltaik und Windkraft gingen ihnen weitere Flächen verloren, mit dem bereits totgesagten Biogas könne 30-40% des Gasbedarfes abgedeckt werden.

Mit einer völlig neuen Denke ergäben sich für die Landwirtschaft neue Chancen, in der Energiewirtschaft, Biodiversität („Umweltschutz klappt ohne Landwirtschaft nicht“), Landschaftspflege, aber auch in einer intensiveren Direktvermarktung ihrer Produkte oder auch durch Tourismus („Ferien auf dem Bauernhof“) könnten zusätzliche Standbeine entstehen. Stichwort Digitalisierung: Diese sei im Kuhstall schon Realität: Transponder seien an die Stelle von Kuhglocken getreten. Diese liefern dem Landwirt alle relevanten Daten direkt auf seinen Computer.

„In Baden-Württemberg hat die Landwirtschaft in der Regierung und den Verbänden gute Partner, um all diese Herausforderungen zu bestehen,“ schloss der Regierungspräsident seinen Vortrag.

Im Anschluss daran überreichte er den 33 Landwirtschaftsmeistern und einer Landwirtschaftsmeisterin aus dem gesamten Regierungsbezirk ihre in zwei Jahren Meisterschule hart erarbeiteten Meisterbriefe, hielt mit jedem von ihnen einen kurzen Small-Talk – häufigste Frage: Arbeiten sie im Familienbetrieb? – und wunderte sich über deren Schlagfertigkeit.

Der Ravensburger Landrat Harald Sievers nannte in seinem Grußwort seinen Landkreis „den größten Bauernhof des Landes“, denn in ihm liegt die meiste landwirtschaftliche Nutzfläche aller Landkreise. Er hob die große Bedeutung der Landwirtschaft, die auch gesellschaftsprägend sei. Und sie sei unverzichtbar und werde daher eine gute und sichere Zukunft haben. Er sei stolz auf die jungen Menschen, welche die Herausforderungen angenommen haben. Auch der Landkreis stehe hinter der Landwirtschaft: „Im Landkreis ist nun auch ein dem Bachelor absolut gleichwertiger Studienabschluss möglich.“ Er dankte den Meistern, aber auch ihren Lehrern für ihr Engagement.

Benno Wichert, Vizepräsident des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg sprach die frischgebackenen Meister direkt an: „Sie sind jetzt topausgebildete Fachleute, ich gratuliere Ihnen dazu.“ Der Ausbildungsberuf, deren Meisterprüfung die 34 junge Menschen gemacht hatten, werde neu geordnet. Orientierung in Zukunft solle zukünftig eine nachhaltige Wirtschaftsweise sein. Er sprach den Lehrbetrieben, Schulen aber auch der Politik seinen Dank aus, die dies bisher und zukünftig möglich machten. „Setzen sie sich als Ziel: Lebenslanges Lernen.“

Mit der Auszeichnung der Jahrgangsbesten Michael Geiselhart aus Hayingen-Ehestetten und Alexander Schuhmacher aus Kirchberg/Iller durch den Regierungspräsidenten endete der formelle Teil der Veranstaltung.

Mit seiner unnachahmlichen Art zeichnete Bernhard „Barny“ Bitterwolf, langjähruger Mitarbeurer der Bauernschule Bad Waldsee, beim Meistertalk-Interview – in einer Art Infotainment – Portraits seiner Interview-Partner. Als Meisterschüler bat er Michael Krug aus Arnach auf die Bühne, der mit der Landwirtschaft bereits seine zweite Berufsausbildung machte, die erste war die des Schreiners. Krug hob die Unterstützung seiner Familie während seiner Meisterschule hervor. Er sah sein Alter und seine erste Ausbildung durchaus als Vorteil an: „Ich konnte mich leichter und besser aufs Lernen konzentrieren.“ Bitterwolf gab ihm Gelegenheit sich zu bedanken: Bei seiner Frau, die ihm den Rücken frei gehalten hatte, seinen Lehrern und Mentoren und der Meisterkommission, die ihm mit vielen Tipps und Impulsen sehr geholfen hatten.

Wie wichtig Bildung und Weiterbildung sind veranschaulichte Bitterwolf zum Abschluss des ersten Talks mit einem Zitat von Nelson Mandela: „Bildung ist die wichtigste Waffe um die Welt zu verändern!“

Ebenfalls bereits seine Zweitausbildung hatte Florian Maurer aus Uttenweiler, der zweite Talk Gast beim Meistertalk mit der Meisterprüfung gemacht. Der gelernte Industriemechaniker war sich nicht sicher ob es für ihn als Vollerwerbslandwirt weitergehen kann, denn „in der Industrie ist Geld leichter zu verdienen.“

Die Meisteraspiranten seien sehr gut auf die Prüfungen vorbereitet worden, „alles was wir gelernt haben brachte uns praktischen Nutzen.“

Florian Eisele, der seit dem 1. August an der Bauernschule Bad Waldsee lehrt, stammt von einem Bauernhof, der jedoch wegen einer Tierhaarallergie von Florian aufgeben musste. Er gab den Schülern auf den Weg: „Merkt Euch die Gesichter Eurer Mitschüler, haltet dieses Netzwerk und die Verbindung zu ihnen aufrecht.“

Weitere Teilnehmer am Meistertalk waren Peter Müller von der Prüfungskommission, der von Bitterwolf zu den Veränderungen während Corona befragt wurde und Martin Müller, den Fachschulbeauftragten, den Bitterwolf fragte was ein Landwirt mitbringen müsse: „Freude am Beruf, am Umgang mit Tieren und  an der Arbeit,“ war dessen Antwort.

Den Schluss machte Regierungspräsident Klaus Tappeser, dem um die Landwirtschaft nicht bange ist. „Aber wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte.“ Auf die Frage wie sich die Arbeit im Regierungspräsidium durch Corona verändert habe, sagte Tappeser: „40-60% der Leute werden auch zukünftig in der Regel im Home-Office arbeiten. Auch die virtuellen Arbeitssitzungen werden bleiben.“ Sein persönlicher Rat an die Meister: „Man muss machen, was einem Spaß macht und man muss Menschen mögen.“

Nach einer kurzen Verabschiedung durch die Abteilungspräsidentin und einem letzten Musikstück von Salteris hatten die Meister und ihre Familien im Foyer des Saales Gelegenheit beim gemütlichen Beisammensein miteinander ins Gespräch zu kommen.

Ihrem Meisterbrief als Landwirtschaftsmeister erhielten:
Daniel Anwander, Isny-Neutrauchburg; Alexander Bachhofer, Bavendorf; Manuel Bäurer, Hüfingen-Fürstenberg; Gabriel Berwarth, Wald; Julian Bücheler, Inzigkofen-Engelswies; Manuel Buchmann, Deggenhausertal-Wattenberg; Fabian Diem, Wangen-Leupolz; Gabriel Eberhardt, Waldburg; Philipp Eugen Gallauer, Bad Saulgau-Rieden; Matthias Gauggel, Neukirch; Michael Geiselhart, Hayingen-Ehestetten; Stefan Gregg, Bad Wurzach-Rupprechts; Felix Heilig, Neukirch-Wildpoltsweiler; Patrick Hepp, Bergatreute-Unterstocken; Simon Kolb, Argenbühl-Eisenharz; Johannes Körner, Göppingen-Faurndau; Maximilian Kranz, Bad Waldsee-Steinenberg; Michael Krug, Bad Wurzach-Arnach; Sebastian Matzenmiller, Wilhelmsdorf-Latten; Florian Maurer, Uttenweiler; Kevin Mayer, Heroldstatt-Simtheim; Anna-Lena Metzger, Münsingen-Magolsheim; Timo Möhrle, Bad Saulgau-Bondorf; Florian Radtke, Kisslegg; Jakob Reutlinger, Leutkirch-Gebrazhofen; Alexander Schuhmacher, Kirchberg/ Iller; Jonas Steck, Erolzheim; Tobias Stemmer, Bodnegg; Claus Traber, Riedlingen-Grüningen; Andreas Waibel, Gutenzell, Hürbel; Konrad Weiß, Ebersbach-Ried; Tobias Wiedenmann, Vöhringen-Illerberg; Fabian Wöhr, Illertissen- Tiefenbach; Felix Ziegler-Untermarchtal

 

Die beiden kursiv Geschriebenen konnten nicht persönlich anwesend sein.

Bericht und Bilder Ulrich Gresser

 

 

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halloRV

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