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Bad Wurzach - Eine außergewöhnlich große Anzahl von Bürgern beteiligte sich am diesjährigen Volkstrauertag zum Gedenken an die Toten von Kriegen und Terror beim Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege in Bad Wurzach.

 

 

„Beim letzten Volkstrauertag 2021 war es kaum vorstellbar, dass Russland tatsächlich die Ukraine angreifen könnte. bereits ein Jahr später wieder Krieg in Europa herrscht. Und doch herrscht seit Februar wieder Krieg in Europa!“ mit diesen Worten eröffnete Bürgermeisterin Alexandra Scherer ihre Ansprache zum Volkstrauertag. „Im Jahr 2022 müssen wir Bilder aus der Ukraine sehen, von denen wir gehofft hatten, dass sie sich gerade auf unserem Kontinent niemals wiederholen: Menschen, die vor Bomben in U-Bahnschächte fliehen, die sich an der Grenze von ihren Familien trennen oder gar für immer Abschied nehmen müssen: an langen, Frisch ausgehobenen Grabreihen.“

Es werde sichtbar, was die Menschen erleiden müssen. Wozu Menschen in diesem Ausnahmezustand fähig seien – im Guten wie im Schlechten. Gezielter Beschuss auf Flüchtlingskonvois und Massaker an Zivilisten, aber auch erbitterter Widerstand von ukrainischen Soldaten und eine immense internationale Hilfsbereitschaft. Und das ganze im Herzen Europas. „Von Berlin bis zur ukrainischen Grenze ist es genausoweit wie von Berlin nach Brüssel!“

Beim Volkstrauertag werde aller Toten von Krieg und Gewaltherrschaft weltweit gedacht, aber in diesem Jahr ganz besonders den Toten im Ukraine-Krieg, den vielen gefallenen ukrainischen Soldaten und getöteten Zivilisten. Aber auch den getöteten russischen Soldaten, die dem verbrecherischen Krieg nicht ausweichen konnten. In diesem Zusammenhang zitierte sie den Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis: „Mit Blick auf unsere eigene deutsche Geschichte muss unsere Lehre sein: Kein Volk darf pauschal verdammt werden, auch die Russen nicht!“

Die Gedenkveranstaltung solle Denkanstöße geben: Über Krieg und Frieden in Deutschland zu diskutieren, denn wohin führten Kriegshandlungen, wohin der Krieg in der Ukraine: „Sicher nicht zu einem Frieden, das hat es in der Menschheitsgeschichte noch nie gegeben.“ Frieden gebe es nur durch Verhandlungen, die alle ernsthaft angehen müssten. „Nie wieder Krieg“ müsse auch heute das oberste Ziel von Politik und Gesellschaft sein. „Der diesjährige Volkstrauertag gibt den Auftrag an uns alle, uns für eine friedliche Gegenwart und Zukunft einzusetzen.“

Ein Teil dieser Zukunft sind die beiden Schülerinnen Viviana Heinrich und Karolin Ernle der Klasse 10a der Realschule, die gemeinsam mit ihrer Religionslehrerin Melanie Auzinger und Schulleiter Dietmar Schiller ihre Gedanken zum Volkstrauertag mit dem Gedicht „Ich kenne keinen Krieg“ formulierten.

In ihrer Einführung sagte Melanie Auzinger: „Wir hören von Krieg in den Nachrichten, hörten davon in Erzählungen der Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, wir lesen von Krieg in literarischen Werken, im Geschichtsunterricht und den sozialen Netzwerken. Alles aus der Ferne, was nicht bedeutet dass es uns nicht betrifft....Wir alle sind betroffen, von den aktuellen Nachrichten und dem was wir vom Krieg erfahren. es macht uns sprachlos und besorgt.“ Unter dem #AntiKriegsLyrik ruft der junge Berliner Lyriker und Verleger Fabian Leonhard Menschen auf, Texte über ihre persönlichen Erfahrungen mit Krieg aus ihrem Standpunkt zu schreiben. „Sie suchen Worte, in einer Zeit die sprachlos macht.“

Die beiden Schülerinnen lasen daraus das Gedicht „Ich kenne keinen Krieg, ich kenne nur Geschichtsbuchkapitel, ...ich kenne nur Abendessenanekdoten, ich kenne nur Nachrichtenbilder, ich kenne nur Frieden.“ Am Ende heißt es: „Ich kann nur seine Schrecken benennen...Ich wünschte ich wäre nicht so machtlos dagegen. Ich wünschte, ein jeder würd´ ihn wie ich nur noch vom Hörensagen kennen.“

Dietmar Schiller sagte: „Das Gedicht macht uns deutlich bewusst, was für ein großes Geschenk es ist in Frieden Leben zu können. Man neigt dazu dies als Selbstverständlichkeit zu sehen.“ Und zitierte ein weiteres Gedicht aus der #AntiKriegsLyrik: Peace. „Frieden ist kein Zustand, sondern eine Aufgabe, die schwerste vielleicht, die jeden Tag wieder gelöst werden muss.“

Vikar Michael Maier und die evangelische Pfarrerin Silke Kuczera beteten um den Frieden: „...Gott höre unser Gebet für den Frieden, damit die Hoffnung in allen wieder Keimen kann.“ Und: „... Herr wir beten auch für alle, die Leben retten, die für die Menschlichkeit arbeiten und Gewalt abbauen helfen.“

Wie in jedem Jahr sorgten die Sängerinnen und Sänger des Liederkranz Chorioso mit zwei Chorälen für eine würdige musikalische Gestaltung der Gedenkfeier, ebenso wie die Stadtkapelle, die ebenfalls zwei Musikstücke, darunter „Ich hatt einen Kameraden“ intonierte und mit der Nationalhymne den Abschluss der Feier markierte.

 

Bericht und Bilder Ulrich Gresser

 

 

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halloRV

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