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Bad Wurzach - Dominik „Dodokay“ Kuhn brachte viele aus seinen Youtube-Clips bekannte Figuren auf die Bühne des Kursaales, etwa den SV 49, bei dem er den Mitgliedern des Bundestages – Kanzler und Minister, Bundestagssprecher und Abgeordnete – den so wunderbaren schwäbischen Dialekt verpasste.

Der Komiker, Musiker, Synchronsprecher, Produzent, Regisseur und Übersetzer Dodokay ist berühmt dafür, seinen schwäbischen Landsleuten ganz genau auf´d Gosch zu schauen.  Dabei geht er durchaus kritisch mit ihnen ins Gericht. Etwa beim verbalen Umgang mit Sterben und Tod. Sätze wie „Der hott an scheene dod kett“ oder „Des war a scheene Leich´“ seien für Nichtschwaben einfach nicht verständlich.

Große Zustimmung in Form einer Lachsalve erntete er auch bei der Feststellung, dass die Stuttgarter davon überzeugt sind, akzentfreies Hochdeutsch zu sprechen. Dass er eben dies selbst perfekt beherrscht, bewies er mit einem Werbetext für den Ford Focus in astreinem Hochdeutsch. Wofür natürlich ebenfalls einen großen Lacherfolg verbuchen konnte.

Der gebürtige Reutlinger bekam direkt als kleiner Pimpf von sechs Jahren einen Kulturschock, als seine Familie aus der Stadt so richtig aufs Dorf zog. Denn die neue Nachbarin „Frau Metzger“ sprach ein so breites Schwäbisch, dass es dem kleinen „Zentralschwaben“ Dominik buchstäblich die Sprache verschlug und er auch kein Wort verstand. Dass diese Frau Metzger und seine Nachbarin Frau Hügele ihm für sein Programm die Sprüche quasi in den Mund legten war klar. Und so jagte bei dem zweieinhalbstündigen Auftritt ein toller Spruch der Damen den nächsten.

Aber er gab auch einen sehenswerten Einblick in seine Arbeit als schwäbischer Synchronsprecher und erklärte warum es keine Werbespots auf schwäbisch gibt, die funktionieren. Z.B. käme bei einer sehr bekannten Wundsalbe heraus, dass sie nur „zum Traktor schmieren“ tauge.

Aber auch bestimmte Lieblingsgegenstände der Schwaben etwa „sein Kärcher“ , der Siccomatic oder ganz wichtig im Land der Kehrwoche: der gelbe Sack. In Reutlingen gebe es für diesen sogar Dealer, was schon fast sakrosanct sei.

Und Frau Hügele „mit den leberkäsfarbenen Strümpfen“ sei ganz erpicht darauf zu sehen, was er so alles kauft. Deswegen verstecke er seinen gelben Sack in einem verplombten schwarzen...

Für seine Gagmaschine braucht Dodokay nicht viel auf der Bühne, eine Leinwand einen Beamer und ein Abspielgerät mit Fernbedienung. Aber die meiste Zeit erzählt er von seinen Erlebnissen mit seinen schwäbischen Mitmenschen, ganz alleine vor der Leinwand, dann lebt seine Show von seinen Gesten und seiner Mimik, was jedoch hervorragend klappt. Oft sorgt dabei das Nichtgesagte dafür, dass die Lachmuskeln der Besucher nicht zur Ruhe kommen.

Mit Hingabe pflegt er die verbalen Schläge gegen die Balinger. Genussvoll zeigte er dabei Fotos eines Traktors mit Anhänger, der auf der Autobahn als Geisterfahrer unterwegs war. In der Vergrößerung sieht man dann, dass der Traktor natürlich ein Balinger Kennzeichen hatte. Garniert wurde das Ganze noch noch durch die Geschichte von einem Auftritt in Biesingen, einem Vorort von Balingen. Dort saß in der ersten Reihe ein Mann, der den Traktor wiedererkannte: „Jo des war mein Nochber.“

Dass die Schwaben alles und jeden (und das meist ziemlich deftig) kommentieren durfte im Kursaal ebenso wenig fehlen: Etwa die Dame am Parkscheinautomat: „Was zwoi Euro, Reutlingen Du Hurennest.“ Sie kam übrigens aus Balingen....

„Es gibt keine schwäbischen Bösewichte,“ das habe ihn seine schwäbische Synchronarbeit gelehrt. Weil es immer sehr lustig werde. So wie bestimmte schwäbische Ausdrücke für alle – Schwaben wie Nichtschwaben – hin und wieder unverständlich seien: Etwa wenn die Arzthelferin meint: „Sie dürfet grad gschwind im Wartezimmer Platz nemma!“ oder der Schwabe „bricht sich gern amol en Fuß!“

Auch seine Youtube-Filmeinspieler über den SV 49, etwa das Triell (=neudeutsch für ein Duell der Spitzenkandidaten der politischen Parteien im Wahlkampf), beim den beiden Moderatoren die Gesprächsführung völlig aus den Händen glitt, als sich Gregor Gysi mit Heiner Brüderle und Jürgen Trittin um den Schlüssel des Partyraumes für den nächste Hocketse stritten, sorgte für große Lacherfolge. Er beklagt aber auch, dass der Bundestag immer langweiliger werde weil einfach richtige Typen fehlten.

Beliebtes Objekt seiner Spitzen war auch Günther Oettinger, der bei Interviews immer guckt „wie ein Reh im Fernlicht“ und dessen TV-Auftritte immer bizarr seien.

Dodokay freute sich über das Wurzacher Publikum und belohnte es am Ende mit zwei Zugaben. Und stellte sich direkt nach der Show den Fragen der Leute und schrieb noch fleißig Autogramme.

 

Bericht und Bilder Ulrich Gresser

 

 

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halloRV

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