DBSZ DBSZ BadWurzach 1200v01

Bad Wurzach - Der Bad Wurzacher Tafelladen ist 10 Jahre alt geworden. Bei allen Festreden stand das ehrenamtliche Engagement der Mitarbeiter – sieben von ihnen waren von Anfang an dabei –im Vordergrund, aber auch die Frage, warum die Tafelläden in unserer reichen Gesellschaft wichtiger sind denn je.

Wolfgang Stockburger, Geschäftsführer seitens des DRK-Kreisverbandes bei den Tafelläden im Württembergischen Allgäu, begrüßte in seinem Grußwort vor den Ehrengästen die eigentlichen Hauptpersonen, die Ehrenamtlichen: „Ich weiß was sie da leisten, es ist sehr viel Arbeit.“ „Wir leben in einer Zeit, in der Hass und Gewalt die Schlagzeilen beherrschen, da ist es wichtig zu wissen , dass jeder von Ihnen ein Zeichen der gesellschaftlichen, menschlichen und solidarischen Anteilnahme setzt.“ Jeder von ihnen sei mit Herzblut dabei das Leben der Kunden besser und den Tag heller werden zu lassen, denn dafür stünden die Tafelläden. „Wir ändern nicht die Welt, aber können es schaffen, sie für einen Tag oder eine Stunde besser zu machen.“

Die Bad Wurzacher Bürgermeisterin Alexandra Scherer sagte bei ihrem Grußwort zu der Feierstunde „in ihrer guten Stube, dem Sitzungssaal“ (O-Ton Christoph Schlegel, zweiter Geschäftsführer der Tafelläden): „Die Zusammenarbeit mit den Kirchen ist uns sehr wichtig und klappt auch hervorragend.“ Sie hob die Arbeit von Brigitte Lothschütz und ihrem Team hervor, denn „Tafelarbeit ist immer Teamarbeit gewesen und etwas Gutes.“. Die Bedeutung der Tafel in Bad Wurzach werde immer wichtiger, weil es auch immer mehr Bedürftige gebe, für die das Leben ohne Tafel immer schwieriger werde. Die Tafelläden von DRK und der Diakonie seien ein Zeichen gelebter Nächstenliebe.

„Die Stadt steht voll hinter dem Tafelladen, der mit seinem Standort in Maria Rosengarten jetzt mitten im Leben der Stadt angekommen ist, denn er soll nicht unsichtbar sein“. Die Räume würden auch weiterhin mietfrei bleiben, versicherte Scherer den Verantwortlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Die Stadt wisse auch, dass es wegen des veränderten Umgangs der Läden immer schwieriger werde, Lebensmittel zu bekommen, während gleichzeitig die Zahl der Kunden zunehme. Immer wichtiger seien daher auch Spender von Bargeld geworden. „Es wäre zwar besser, wenn es die Tafeln nicht geben müsste, aber: Wir sind froh, dass es sie gibt!“

Raimund Haser, Mitglied des Landtages in seinem Impulsbeitrag, weil es ja um Brot – auch im Liturgischen Sinne gehe, das Gleichnis der Brotvermehrung ins Spiel. „Denn wenn man ordentlich teilt, reicht es für Alle.“ Gleiches gelte auch für das demnächst gefeierte Martinsfest: „Auch ein halber Mantel hält warm.“
Wie bei Bürgermeisterin Scherer schlügen auch bei ihm zwei Herzen in seiner Brust: „Dass es ausgerechnet in einem so reichen Land wie Deutschland die Tafeln braucht und nicht ohne sie geht, verwundert mich.“ Aber es gehe nicht nur um Lebensmittel, sondern die Ehrenamtlichen könnten den Bedürftigen auch zuhören und ihnen damit ein wenig helfen.

Zu einer Jubiläumsfeier gehört auch ein Schuss Kultur. Dafür sorgten die Sängerinnen und Sänger der fünften Klasse des Salvatorkollegs mit ihrem Musiklehrer Michael Klein. Mit dem viersprachig gesungenen Lied vom „Bruder Jakob“ (auf deutsch, Französisch, englisch und polnisch) würdigten sie auch das Engagement für Völkerverständigung der Ehrenamtlichen in den Partnerschaftsvereinen. Beim zweiten Mal als Canon sang der ganze Saal inbrünstig mit.

Die evangelische Pfarrerin Silke Kuczera und Pastoralreferent Matthias Winstel brachten – nachdem zuvor „die geballte theologische Kompetenz“ vieles vorweggenommen hatte – ebenfalls das Evangeliumswort Matthäus 25 ins Spiel: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan.“ Sie sprachen in ihrem Grußwort von der Institution Tafel, deren Ehrenamtlichen nicht nur mit Lebensmittel körperlich helfe, sondern durch ihr Zuhören den Menschen auch psychologisch helfe. „Heide Prutscher wird nicht müde, mich immer auf das Spendenkässle in der evangelischen Kirche aufmerksam zu machen, “ sagte Kuczera und Matthias Winstel ergänzte, dass es bei der katholischen Kirche im Jahr vier Tafelwochen gebe. Bezugnehmend auf das zitierte Evangeliumswort verwiesen die Beiden auch auf den Kleiderladen, den die Diakonie und der Helferkreis Asyl unterhält.

Winstel definierte auch den Begriff der Ökumene: „Die sind wir alle, alle unter einem Dach.“ Er sprach davon, dass viele Menschen nach den Werten des Christentums lebten, obwohl diese „anonymen“ Christen das Christentum gar nicht kennen. „Es sind die Werte, die uns verbinden. Wir freuen uns, gemeinsam nach diesen Werten aus dem Matthäusevangelium zu arbeiten.“

Der Stiftungsvorstand der Friedrich Schiedelstiftung, Dietrich von Buttlar, war extra für Feier aus München angereist. Denn die Stiftung von Senator Friedrich Schiedel, der ja aus Baierz stammte, war seit 2011 ein wichtiger finanzieller Faktor bei der Gründung der Tafel. „Dank seiner christlichen Erziehung, die ihn nie die Verbindung zu seiner Heimat verlieren ließ, fördert die Stiftung viele soziale Projekte.“ Erst kürzlich wurde die Förderung für die Tafeln bis 2026 verlängert, danach werde man sehen wie sich die Situation weiterentwickelt. Der Bedarf werde jedenfalls immer größer.

Sieben Tafelmitarbeiter sind von Anfang an dabei. „Es ist ein wichtiges Ehrenamt, einfach bemerkenswert und toll was Sie da leisten,“ sagte Christopher Schlegel der zweite Geschäftsführer bei der Urkundenübergabe. Von Anfang an dabei sind Silvia Gut, Brigitte Lothschütz, Ute Dürr, Heide Prutscher, Otto Eberle, Peter Depfenhart und Anton Heine.

 

 

Bericht und Bilder Uli Gresser

 

--------------------------------------------------

halloRV

­