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Bad Wurzach - Mit der Fotoausstellung „Tarnen und Täuschen“ der Naturfotografenfamilie Hoffmann, die im Gewölbegang des Naturschutzzentrums eröffnet wurde, beweist die Natur wieder einmal ihre große Fähigkeit, die Tierwelt vor ihren Fressfeinden zu schützen.

Mit einem Musikstück eröffneten die beiden Trompeter Moritz und Felix Ulmschneider die kleine Vernissage. Dr. Siegfried Roth stellte in seiner Begrüßungsrede das Oberhaupt der Fotografenfamilie Hofmann – Armin Hofmann – vor, betonte aber, dass die Ausstellung eine Koproduktion der gesamten Familie Hofmann ist und damit Ehefrau und zwei Söhne mit einschließe.

Armin Hofmann, der bevorzugt Stimmungsvolle Natur- und Landschaftsaufnahmen in europäischen Lebensräumen aufnehme, habe seine Liebe zur Fotografie vor 42 Jahren entdeckt. „Er hat diese Leidenschaft zur Profession gemacht und reist seit vielen Jahren um die Welt, immer auf der Suche nach dem perfekten Schuss.“ Neben dem Gespür für das besondere Motiv und die perfekte Situation brauche es auch viel Sitzfleisch.

Denn Geduld und Warten seien wichtige Voraussetzungen für lebensnahe Tieraufnahmen. Auf die Frage, ob sich diese Mühe lohnen würde, antwortete Hofmann einmal: „Und ob, denn wenn die scheue Eule oder ein Purpur-Reiher auf dem Bild zu sehen ist, dann schlägt mein Herz vor Freude im Walzertakt!“

Die Bilder der Familie Hofmann schmückten unzählige Kalender und Publikationen, deren Archiv umfasse sage und schreibe 1,3 Millionen Bilder. „Hoffentlich haben sie da ein gutes Ablagesystem und finden die Bilder wieder.“
Titel und Thema der Ausstellung nähmen Bezug auf ein Phänomen im Tierreich, das in der Biologie als Mimese bezeichnet werde. „Mimese ist eine Form der Tarnung, bei der ein Lebewesen in Gestalt, Farbe und Haltung einen Teil seines Lebensraumes annimmt und so für optisch ausgerichtete Feinde nicht mehr von der Umwelt unterschieden werden kann.“ Dies sei für viele Tiere überlebenswichtig. Mimese sei ein Ergebnis der Evolution, ein Vorgang der sich über einen langen Zeitraum entwickelt habe.

Bereits 1994 habe er sich mit dem Thema Taren und Täuschen beschäftigt, wie er anhand eines zufällig wiedergefunden Artikel aufzeigte, sagte Armin Hofmann am Beginn seiner Präsentation. „Die meisten Tiere haben Fressfeinde. Aber ich bin kein Wissenschaftler und kann nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten.“

Wie viel Geduld erforderlich sei, zeigte er am Beispiel des Kolkraben, dem jede Veränderung wie z.B. ein Standortwechsel der Futterstelle sofort auffalle. Erst wenn ein Kundschafter des Kolkrabenschwarms mit einem bestimmten Ruf „grünes Licht“ gebe – was sich zum Teil über Wochen hinziehen kann – wagten sie sich an Futterstelle heran. Und mussten dabei dem Adler, der wiederum ganz genau das Verhalten der Kolkraben kenne, den Vortritt lassen. Viele Vogelarten hätten ein perfektes Tarngefieder, wie die Rohrdommel, Waldschnepfe oder die Fasanenhenne.

Kein Zufall sei es auch, dass ein Waldkauz sich immer in Baumhöhlen ausruhe. Selbst ein Eisvogel mit seinem leuchtend bunten Gefieder falle im entsprechenden Uferdickicht nicht auf. Aber auch Insekten wie Schmetterlinge können sich mit einfachen Mitteln (Flügel einklappen) für ihre Feinde unsichtbar machen. „Manche Spinnenarten können sogar ihre Farbe durch Veränderung der Hautpigmente ihrer Umgebung anpassen, ebenso wie manche Amphibien.“ Tiere wie das Alpenschneehuhn oder der Hermelin könnten sich durch einen jahresbedingten Wechsel ihres Gefieders bzw. Felles sich perfekt ihrer Umgebung anpassen, berichtete Hofmann. Selbst der Feldhase verschmelze bei Gefahr durch Ducken in eine Ackerfurche extrem mit seinem Umfeld.

In seinem Vortrag zeigte Hofmann auch wie die Tarnung der Fotografen aussieht, die so gut sei, dass selbst der Biber arglos bis auf wenige Zentimeter an den Fotografen heranrücke. Interessant auch, warum bei der Jagd auf Rotwild die „Drücker“ in für das menschliche Auge in knallig oranger Kleidung unterwegs sind: Für das Rotwild sehen sie dann grau wie der Wald aus, auch sie werden dadurch – perfekt getarnt – unsichtbar.

Die Ausstellung ist noch bis zum 22. Januar 2023 zu den üblichen Öffnungszeiten von Moor Extrem zu besichtigen.

 

Bericht und Bilder Ulrich Gresser

 

 

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halloRV

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