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Ziegelbach - Denn die Ziegelbacher Kirche ist etwas Besonderes, sie ist eine der ganz wenigen Dorfbasiliken in Oberschwaben, denn üblicherweise wurden hier vor allem einschiffige Hallenkirchen gebaut. Eindringendes Wasser hat allerdings das Dach schwer beschädigt, daneben muss auch der Innenraum saniert werden, wie bei einer intensiven Bau-Schau im Jahr 2018 festgestellt wurde.

Von Seiten der Denkmalstiftung Baden-Württemberg war der ehrenamtliche stellvertretende Vorstandsvorsitzender, Erich Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg gekommen, um den Zuwendungsvertrag zu übergeben. Dessen Schwiegervater, der jüngst verstorbene Herzog Carl von Württemberg, diese einst gegründet hatte.

Er wurde von Regionaldirektor Frank Ackermann von der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg begleitet , da die zur Verfügung gestellten Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale kommen. Seitens der Kirchengemeinde nahmen Pfarrer Patrick Meschenmoser und der gewählte Vorstand des Kirchengemeinderates, Anton Harscher, den Vertrag in Empfang, sowie Jutta Branz und Waltraud Scherb vom Kirchengemeinderat.

Cornelia Welte ist eine mit Kirchensanierungen erfahrene Architektin und hatte zu dem Treffen erste Pläne des Statikers mitgebracht, in denen die gröbsten Mängel verzeichnet waren. Mit einer Notabdichtung wurden damals die schlimmsten Mängel grob beseitigt. Besonders die Bauschutteinlagerungen des vor rund 750 Jahre erstmals urkundlich erwähnten Gotteshauses müssen weg, um die Statik zu entlasten.

Der heutige Kirchenbau entstand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wurde seither vielfach verändert. An der Nordseite wurde 1657 ein Viereckturm angesetzt, der Innen­raum erhielt um 1800 klassizistischen Stuck. Zu den herausra­genden Kunstwerken der Basilika zählen ein imposanter Hochal­ tar aus der Barockzeit, hochwertige Leinwandgemälde sowie ein seltenes Kruzifix mit beweglichen Armen, das aus dem 16. Jahr­hundert stammt. Die ältesten Werke sind älter als der Kirchen­bau selbst: Eine Figur der Maria - der das Gotteshaus auch ge­weiht ist - reicht bis in die Spätgotik um 1460 zurück.

„Mit dem Dach muss begonnen werden", unterstreicht Erich Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg, ,,um dieses Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung langfristig zu erhalten, ist es jetzt im ersten Schritt notwendig, die Schäden durch den Wassereintrag zu beseitigen und das Gebäude wieder dicht zu bekommen." Danach soll die dreischiffige Kirche mit ihrer ungewöhnlich hochwertigen Ausstattung auch im Inneren restauriert und konserviert werden.

Gut 1,1 Millionen Euro wurden bei einer ersten Kalkulation vor zwei Jahren für die gesamten Maßnahmen veranschlagt. Die Liste der Mängel ist lang: Neben Dach und Innenraum muss auch die Außenfassade gerichtet werden, auch der Glockenstuhl wurde laut Architektin im Laufe der Zeit stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch an der Orgelempore muss wegen „der hohen Absturzhöhe“ wie es im Beamtendeutsch so schön heißt, etwas gemacht werden.

Noch einmal Erich Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg: „Die erforderlichen Maßnahmen sind schon gewaltig.“ Des einen Leid des anderen Freud: Weil die Stiftung in den letzten Jahren kaum Zinseneinnahmen verbuchen konnte, hofft Erich Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg wegen steigender Zinsen wieder auf bessere Einnahmen, er glaubt auch, dass weil viele private Häuslesbauer sich die Finanzierung ihres Eigenheimes nicht mehr leisten können, an eine Entspannung bei den Handwerkerpreisen.

Seit ihrer Gründung 1985 hat die Stiftung über 1.600 Vorhaben mit an­ nähernd 64 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Priva­ten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, wie Frank Ackermann berichtet, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch er­hebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Pfarrer Patrick Meschenmoser bedankte sich bei dem Vertreter der Stiftung und der Glücksspirale: „Dieses Geld erleichtert uns den Start, wenn wir im nächsten Frühjahr loslegen wollen.“  Bleibt für die Ziegelbacher die Hoffnung, dass Fürst Erich mit seiner Prophezeihung recht behält, und sich die Lage in der Baubranche tatsächlich entspannt.

 

Bericht und Bilder Ulrich Gresser

 

 

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halloRV

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