Bad Wurzach - Als vor 40 Jahren die Jugendfeuerwehr gegründet wurde, war sie eine die dritte im Landkreis Ravensburg, die erste im Altkreis Wangen. Inzwischen waren 80 % der Bad Wurzacher Aktiven zuvor in der Jugendfeuerwehr. Diese und ähnliche Fakten bekamen die Gäste der Jubiläumsfeier im Dorfstadel Ziegelbach präsentiert.
Der Leiter der Jugendfeuerwehr, Pascal Schmehl, der auch durch das Programm führte, freute sich neben zahlreichen gestandenen Feuerwehrleuten, die ebenfalls aus der Jugendfeuerwehr hervorgingen, mit Gerd Sonnenmoser ( inzwischen Leiter der Altersabteilung) und Hermann Hartmann auch die Gründer der Jugendfeuerwehr begrüßen zu können.
Dass es die Jugendfeuerwehr überhaupt gibt, ist einem Kuriosum zu verdanken: Eine Bad Wurzacher Firma war zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Diese sollte sie einem guten Zweck zuführen. Der damalige Kommandant Josef Vincon hatte davon Wind bekommen und vorgeschlagen, das Geld für die Gründung einer Jugendfeuerwehr zu verwenden. Und weil Sonnenmoser und Hartmann sich bereit erklärten, konnte das Projekt mit sieben Jugendlichen gestartet werden. „Eine bessere Rendite hätte es für die Wurzacher nicht geben können,“ kommentierte Pascal Schmehl die Gründung aus heutiger Sicht. Derzeit sind 40 Jungs und acht Mädchen in der Jugendfeuerwehr aktiv.
Bürgermeisterin Alexandra Scherer sagte in Ihrem Grußwort, dies sei der Verdienst von Schmehl und seinem Team, die Jugendlichen an die vielfältigen Aufgaben heranzuführen. Und die bei einigen Gelegenheiten wie Fit-Fun-Shopping Tag u.ä. ihr Können schon unter Beweis stellen konnten. Besonders habe sie gefreut zu hören, dass sie ihren Jugendraum in Eigenleistung renoviert hatten. Dafür erhielt Pascal Schmehl einen Bad Wurzach Gutschein als Geschenk.
Kommandant Rolf Butscher sagte: „Der Weitblick der Gründer trägt Früchte: Heute sind drei Generationen im Feuerwehrhaus Bad Wurzach aktiv. 80-85 % der Aktiven kommen aus der Jugendfeuerwehr. Die Jugendfeuerwehrler von heute sind die Aktiven von Morgen.“ Er dankte allen bisherigen Jugendwarten, die neben ihrem eigenen aktiven Dienst alle 14 Tage auch noch die Proben des Nachwuchses organisierten. Sein Dank ging aber auch an die Stadt, an die Bürgermeisterin und an Heike Hierlemann, die für alle Anliegen der Feuerwehr stets ein offenes Ohr habe.
Der stellvertretende Kreisbrandmeister Michael Klotz wiederum bedankte sich bei den Gründern Sonnenmoser und Hartmann, die diese schwierige Aufgabe gelöst hatten. Die Jugendlichen lernten unter ihnen den Wert der Kameradschaft. Auch die Einsatztruppe hätte im Laufe der Zeit die Wichtigkeit der Jugend erkannt. Er dankte für die 40 Jahre neben der Stadt auch den Sponsoren, die mitgeholfen hatten, die Jugendfeuerwehr aufzubauen und zu erhalten.
Pascal Schmehl, der zu der Gründungszeit noch gar nicht geboren war, setzte seine Ausführungen zur Geschichte der Nachwuchswehr nach den beiden Grußworten fort: Im Juli 1982 hatte der Nachwuchs bei der Segnung der Drehleiter seinen ersten Auftritt und bereits im zweiten Jahr bei einer Personensuche im Ried ihren ersten „echten“ Einsatz. Neben Werten wie Respekt und Toleranz biete die Jugendfeuerwehr aber noch mehr: Geselligkeit bei Ausflügen und sportlichen Wettkämpfen. Und Fachkompetenz bei Leistungsabzeichen und Orientierungsläufen oder bei Festen wie Fronleichnam oder Bluttritt.
Seit 15 Jahre gibt es das Quietsche-Entenrennen im Rahmen des Stadtfestes.
Dies war das Stichwort für Markus Buhmann, Leiter der Bad Wurzacher Filiale der Volksbank Allgäu-Oberschwaben, die das Event seit den Anfängen sponsert.
Durch den Verkauf von 895 Entchen hatten die rührigen Nachwuchsfeuerwehrleute 1.795 € beim diesjährigen Stadtfest eingenommen. Und weil in diesem Jahr das Jubiläum anstand, stockte die Bank den Betrag zugunsten der Jugendfeuerwehrkasse auf glatt 2.500 € auf. Damit konnte Pascal Schmehl einen großen Scheck in Empfang nehmen. Schmehl nannte auch den Verwendungszeck: „Durch Corona hat unsere Kasse etwas geschwächelt. Wir sind daher froh, dank diesen Geldes beim Jugendlager des Kreisfeuerwehrnachwuchses teilnehmen zu können.“ Er glaube dass das Geld dafür gut angelegt sei.
Unter Jochen Neubauer als Jugendleiter kamen im Jahr 2000 erstmals Mädchen zur Jugendfeuerwehr, fuhr Pascal Schmehl in seiner Historie fort.. Aktuell liege der Mädchenanteil bei 20%.Unter Neubauer kamen erstmals Jugendliche aus der gesamten Gemeinde und er habe auch das Dreigruppen-Modell mit West, Mitte und Ost eingeführt. Dadurch habe sich die Anzahl verdoppelt. Pascal Schmehl konnte 2015 von seinem Vorgänger Christoph Räth eine starke Truppe übernehmen, bei dem bis zu 80 Jugendliche an Bord waren.
Stefan Schimske, stellvertretender Kreisjugendfeuerwehrwart, zählt den Bad Wurzacher Nachwuchs zu einer festen Größe im Kreis. „Die Quote von 80% ist eine starke Zahl. Die Frage ist, wie sehe es aus wenn es die Jugendfeuerwehr nicht gäbe?“ Er wisse, dass Jugendarbeit nicht immer einfach sei. Daher sei es wichtig, dass die Betreuer da seien, wenn es mal Probleme gebe. Er freute sich daher Pascal Schmehl die silberne Ehrennadel der baden-württembergischen Jugendfeuerwehr anheften zu dürfen. Im Anschluss wurden den Jugendlichen, die in diesem Jahr dazugekommen waren, die mit der Jugendflamme die erste Prüfungsurkunde überreicht. Großen Spaß an ihrem Tun hatten die Nachwuchsfeuerwehrleute bei ihrer anschließenden Vorführung die eine nicht ganz ernstgemeinten Chaos–Feuerwehrprobe zeigte und die ihren Leiter Marius Nägele, trotz seiner häufigen Ermahnung: „Disziplin!!!“ so richtig zur Verzweiflung trieben.
Ein besonderes Gastgeschenk, einen hochwertigen Fußball, hatte Sebastian Kreuzer, der Jugendleiter des Aitracher Nachwuchses, mitgebracht. Die Bad Wurzacher waren vor 15 Jahren Pate gestanden, als die Aitracher ihre Nachwuchsabteilung gegründet hatten, woraus dann eine schöne Partnerschaft entstanden war.
Mit einer Bildershow aus den 40 Jahren endete dieser Jubiläumsteil der Festivitäten. Den herausfordernden Abschluss wird am 29.10. die Organisation der großen Leistungsspange sein, zu dem rund 30 Gruppen aus den angrenzenden Landkreisen nach Bad Wurzach kommen werden.
Bericht und Bilder Uli Gresser