Bad Wurzach - Es war nicht nur ein bloßer Rektorenwechsel – von Barabara Graf auf Yvonne Schudeja – sondern durch die Verabschiedung von Tina Weng für die Grundschule Haid mit seinen beiden Standorten Haidgau und Ziegelbach auch das Ende einer erfolgreichen Ära.
Am frühen Freitagabend war es soweit: Schulleiterin Barbara Graf wurde nach 28 Jahren an der Schule – davon 12 Jahre als deren Leiterin – in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Und gemeinsam mit ihr geht auch Tina Weng, die mit ihrem Gitarren- und Mundharmonikaorchester die musikalische Bildung der Schüler in neue Höhen trieb.
Dies zeigten sie bereits beim Begrüßungslied, an dem so gut wie alle Schüler der Schule beteiligt waren: Durch Gesang, instrumentalen Beitrag oder beim Reifentanz.
Gemeinsam mit Barbara Graf geht auch Tina Weng, die seit 2015 für Sport und Musik an der Grundschule Haid Großes geleistet hat. So gewannen ihre Schülerinnen und Schüler ganz nebenbei in Trossingen, der Heimat von Hohner und Co., einen Mundharmonikawettbewerb. Wie gut die Zusammenarbeit mit den Schülern in den letzten sieben Jahren geklappt hat davon konnten sich die Gäste der Verabschiedung überzeugen, als die Kids „My heart will go on“ oder „The lion sleeps tonight“ mehrstimmig spielten und sangen.
Beide Lehrerinnen bekamen vom Elternbeirat je eine Holzstele zum Abschied, auf denen die wichtigsten Verhaltensregeln für den Ruhestand vermerkt waren: Inne halten; still stehen, ohne still zu stehen usw. Wolgang Reich und seine Mitstreiter vom Elternbeirat hatten auch für das an die Feier anschliessende Büffett gesorgt, an dem sich die Gäste nach der schweißtreibenden Feier bedienen konnten.
Schuldekanin Birgit Rathgeb-Schmitt lobte in ihrer Rede zur Verabschiedung von Graf, deren Integrationsfähigkeit von Lehrern anderer Konfessionen. Ähnlich beschrieb der geschäftsführende Schulleiter der Wurzacher Schulen, Andre Rathke, in seiner Ansprache die scheidende Rektorin, ehe der Chor der Schulleiter, „die Schulrechtsingers“ das Lied „Jenseits der Pflichten“ frei nach Reinhard Meys „Über den Wolken“ anstimmte. „Wir lassen sie ungern gehen, Barbara Graf war ein fester Bestandteil unserer Runde, wir konnten immer auf sie zählen. Sie wirkte ausgleichend und sorgte immer für ein gutes Miteinander.“
Die Ortsvorsteherin Haidgaus, Ernestina Frick deren Kinder ebenfalls durch die pädagogischen Hände Graf´s gegangen waren, setzte an den Beginn ihre kleinen Ansprache im Namen der beiden Ortschaften und der Stadt ein Zitat der pakistanischen Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai: „Ein Kind, ein Stift ein Buch kann die Welt verändern.“ Yousafzai kämpft für das Recht auf Bildung, denn diejenigen, die dieses Recht verweigern wüßten um die Macht eines gebildeten Volkes und fürchteten sie deshalb. „Es sagt aber auch aus, dass niemand mit den Fähigkeiten von Lesen, Schreiben und Rechnen geboren wird. Jeder muss Sie erlernen.“ Dass Graf eine Vielzahl von Schülern – etwa 800 – in Haidgau und Ziegelbach an diese Bildung herangeführt hatte, dafür dankte sie Barbara Graf. Mit einigen habe sie in den letzten Wochen gesprochen, deren Kernaussage: „Die Frau Graf ist voll okay!“
Tina Weng sagte bei ihrer Verabschiedung: „Am meisten werde ich den Blick in die strahlenden Gesichter vermissen und das Musizieren mit Euch!“
Die Schulamtsleiterin Carmen Huber sagte bei der Verabschiedung von Barbara Graf: „Mit der Bewerbung zur Schulleiterin haben sie sich in einen Prozess der Selbstbildung begeben der bis heute nicht endete. Ausbilden können uns andere, bilden kann sich jeder nur selbst.“ Wer sich dageeggen Bild, arbeite aktiv daran, etwas zu werden, strebe danach einen persönlichen Beitrag für die Welt zu leisten.
Als sie 1994 an die Grundschule Haid versetzt wurde, habe sie erst einmal suchen müssen, wo diese Orte Haidgau und Ziegelbach überhaupt liegen,“ erzählte Barbara Graf bei ihrer Abschiedsrede, nachdem sie ihre Entlassungsurkunde erhalten hatte. Als Ihre Vorgängerin Bernadette Behr dann nach Weingarten bzw. zum Schulamt Markdorf gegangen war, habe sie die Leitung der Schule übernommen – zunächst kommissarisch – und dann später – als sich niemand meldete – als ernannte Leiterin. Sie dankte allen, Eltern, Beirat und KollegInnen, für die ihr damals wie heute entgegengebrachte Unterstützung. Und sie entschuldigte sich bei allen für die Fehler, die sie in dieser Zeit gemacht hatte.
„Meistens hat, wenn zwei sich scheiden, einer etwas mehr zu leiden!“ Dieses Zitat von Hans Carossa setzte Yvonne Schudeja an den Beginn ihrer Dankesrede. Dass dies in diesem Falle wohl Barbara Graf sein wird, die etwas zurücklässt, was sie über die Jahre aufgebaut hat. „Ich weiß, dass Du mir eine gut geführte Schule übergibst.“ Sie freue sich auf die Zusammenarbeit mit Kollegen, Eltern und Schulträger, dem Schulleiterteam, aber ganz besonders auf die Arbeit mit den Kindern.
Mit dem Lied „Day and night“ gaben die Kinder noch eine letzte Kostprobe ihres musikalischen Könnens, ehe es Zeit für Häppchen und Sektempfang wurde.
Bericht und Bilder Ulrich Gresser