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Haidgau - Seit 2012 leitete Klaus Wachter die Musikkapelle Haidgau. In dieser Zeit führte er sie musikalisch in ungeahnte Höhen. Bescheiden gibt er im Interview das Kompliment an „seine“ Musikerinnen und Musiker zurück.

2012, Klaus Wachter war noch BWL- Student und hatte gerade seinen C3-Dirigentenkurs absolviert, hatte Posaunist Edmund Föhr seinen Kollegen am Tenorhorn bei der Brass Band Oberschwaben-Allgäu gefragt, ob er sich vorstellen könne, als Dirigent die Haidgauer Musikkapelle zu übernehmen.

Parallel dazu fragte auch Christian Feser vom „Dirigenten-Such-Ausschuss“. „Ich habe das erst einmal nicht so ernst genommen.“ Aber vier Wochen später sei „Ede“ wieder auf ihn zugekommen und da habe er sich gedacht: „Warum nicht?“ Das Probedirigat habe gepasst, das „Feuer begann zu lodern“ sagt der Hüne aus Enzisreute, dessen musikalische Heimat der Musikverein Reute-Gaisbeuren ist, verschmitzt lächelnd.

Das Feuer war aber nicht nur bei ihm entfacht: Zwei Jahre später beim Wertungsspiel im Rahmen des Kreismusikfestes in Ellwangen trat Haidgau erstmals in seiner Geschichte in der Oberstufe an – und landete mit einem Ergebnis von hervorragenden 95 Punkten gleich ihren ersten Coup.

Als er die Idee vorgebracht hatte, in der Oberstufe anzutreten, kam von seinen Musikern eine unerwartete Reaktion: „Oberstufe? Das probieren wir aus!“ Er merkte schnell, seine MusikerInnen wollen etwas erreichen. Ein Grund warum er sie auch freundschaftlich in sein Herz geschlossen hat.

Bereits in seinem Heimatverein in Reute war er früh in der Jugendarbeit aktiv, hat dort viel initiiert. Sein Credo: „Wenn Kinder 8 oder 9 Jahre alt sind, was sollen Sie machen? Antwort Musik!“ Er initiierte in der Jugendarbeit des Musikvereines Haidgau die Einrichtung eines Jugendausschusses, sodass die vielen Aufgaben nicht mehr nur auf den Schultern eines Einzelnen lasteten.

Auch wenn Klaus Wachter sein BWL-Studium – während dieser Zeit studierte er sogar zwei Semester in London – fertiggemacht im Anschluss sogar zweieinhalb Jahre bei namhaften Firmen gearbeitet hat, merkte er schnell, dass seine Berufswahl ihn in die falsche Richtung geführt hatte. Nach dem Abitur war sein Berufswunsch eigentlich „Geschichte und Deutsch fürs Lehramt“ gewesen, er hatte damals jedoch zu sehr auf andere Stimmen gehört, „mach doch was g´scheids!“

Und so begann er 2015 ein Studium der Wirtschaftspädagogik in Konstanz, bewarb sich parallel dazu aber als Seiteneinsteiger in einem sogenannten Mangelfach (Betriebs- und Volkswirtschaftslehre) bei mehreren Berufsfachschulen bis er im November die Zusage von der Gebhard Müller Schule für kaufmännische Berufe aus Biberach erhielt.

Sozusagen nebenbei fragte er 2015 den neuen Kreisverbandsvorsitzenden des Blasmusikverbands Ravensburg, Rudi Hämmerle, ob der sich Klaus Wachter als seinen Stellvertreter für den Bezirk Allgäu (Haidgau gehört zum Allgäu/ Reute-Gaisbeuren zum Bezirk Schussen) vorstellen könnte, ein Angebot das dieser dankend annahm.

Absoluter Höhepunkt in den zehn Jahren in Haidgau war die Ausrichtung der Mammutveranstaltung Kreismusikfest 2018. Im Bewerbungsverfahren stellte er fest: „Die wollen alle das Fest wirklich!“ Es war für ihn beeindruckend, mit wieviel ehrenamtlichem Engagement die Musiker und das ganze Dorf das Fest erfolgreich organisierten. Da war beispielsweise der Chefelektriker beim Fest, der einfach sein Nachtlager unter einem der Bierwagen aufschlug.

Gerne erinnert sich Klaus Wachter an die Kreativität mit der die Musikanten, derzeit zählt die Kapelle 63 Aktive, an die Vorbereitung der Jahreskonzerte herangingen. 2019 etwa verwandelten sie die Festhalle in ein Zirkuszelt beim ersten Kinder-Mitmach-Konzert der Vereinsgeschichte. Ebenfalls 2019 spielten sie beim Jahreskonzert mit „Moby Dick“ sogar in der Höchststufe. „Sie haben es gut gespielt, aber es war ein sehr schweres Werk“. Da war ihm bewusst geworden, wie wichtig es ist, die richtige Balance zwischen Höchstschwierigkeiten und Spielfreude zu finden.

Wie jeder große Musiker hat auch Klaus Wachter in Haidgau etwas hinterlassen, das bleibt: Er hat die ursprüngliche Walzermelodie „auf Umwegen“ zum Haidgauer Narrenmarsch umarrangiert, auch wenn komponieren nicht sein Ding ist.

„Haidgau war mein Baby, das konnte ich Kneten und Gestalten!“ sagt er mit strahlenden Augen. Stolz kann er auch sein: denn während andere Kapellen während der Pandemie Musiker verloren, hat Haidgau fünf Neue dazugewinnen können.

„Warum hörst Du dann auf? wurde er in der letzten Zeit des Öfteren gefragt. Klaus Wachter denkt, dass es an der Zeit ist für jemanden Anderen, der wieder neue Impulse setzen kann. Er selbst möchte jetzt einfach Kräfte sammeln für etwas Neues.

Da sei so ein Open-Air Konzert am 23. Juli doch ein schöner Abschluss. Neben dem 80er KULT(tour)-Medley, einem Grönemeyer- und Blues Brother-Medley werden die Zuhörer vor allem Popsongs aus verschiedenen Jahrzehnten zu hören bekommen.

 

Bericht und Bild Ulrich Gresser

 

 

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halloRV

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