Truschwende - Es gibt so viele Helfer und Schaffer, Ehrenamtliche und auch Hauptberufler, rund um das Wurzacher Heiligblutfest. Pater Konrad hat ihnen am Ende des Pontifikalamtes gedankt. Stellvertretend für alle zeigen wir das ehrenamtliche Engagement der Familie Mangler in Truschwende. Am Tag nach dem Blutfreitag haben wir Manglers besucht und Erika und drei ihrer Enkel beim Altar-Abbau zugesehen.
Als Erika Rogg aus Oberreute (bei Immenried) 1966 nach Truschwende auf den Hof Mönig-Mangler heiratete, war es für die 22-Jährige eine Selbstverständlichkeit, ihrem Mann Anton Mangler und den Schwiegereltern Thekla und Martin Mönig bei Aufbau, Schmücken und Abbau des Blutfreitagsaltares am Truschwender Prozessionsweg – so heißt die Straße offiziell – an die Hand zu gehen. Wie lange das Mönigs schon gemacht hatten, weiß man nicht mehr. Einst sei die Prozession einen anderen Weg gegangen und es habe einen Altar an der Niedermühle gegeben, soviel weiß Erika, die ja hergeheiratet hat, vom Hörensagen.
Zur Erläuterung der Namenszusammengehörigkeit: Anton, Erikas im vergangenen Jahr verstorbener Mann, war der Sohn von Thekla Mönig aus ihrer ersten Ehe; nachdem Theklas Mann, der ebenfalls Anton Mangler geheißen hatte, gefallen war, heiratete sie den Martin Mönig.
Damals, in den 1960ern und wohl auch in den Jahren davor, liehen Mönigs und später Anton und Erika Mangler für den Blutfreitag vom Spital in Bad Wurzach den dortigen Fronleichnamsaltar aus. Zum Blutfreitag 1972 baute Anton dann einen eigenen Altar. Alles, den Altartisch, das stehende Kreuz, die betongefüllten Ständer für die Birken, das seidenrosenberankte Dächle über dem Kreuz baute der geschickte Mann selber zusammen. Lediglich die Christus-Figur kam nicht aus seiner Werkstatt; diese hatte sein Schwiegervater Martin im Abfall eines aufgelassenen Grabes im Wurzacher Friedhof gefunden.
Seit genau 50 Jahren nun existiert Manglers Blutfreitagsaltar. So genau wusste das Erika gar nicht mehr. Doch beim Abbau des Altares unter den Augen des Bildschirm-Zeitungsreporters schaute man die Komponenten genauer an und siehe da: Man fand eine Bleistiftdatierung an der Unterseite des Altartisches mit der Angabe „14. Juni 1972 Anton Mangler“.
Während den Abbau die drei Enkel Jan Mangler, Silas Mangler und Daniel Rief binnen einer Stunde bewältigten, ist der Aufbau und vor allem das Schmücken weit aufwändiger. In den Tagen vor dem Blutritt packt alles mit an: neben den drei genannten Enkeln auch Erikas Tochter Geli Erb, Sohn Hubert mit Frau Eri und Sohn Anton. Das Auslegen des Blumenteppichs ist die Sache von Hubert und Daniel. Ums Reisig hatte Schwiegersohn Reinhard Wachter geschaut. Die großen Blumenstöcke konnte Erika von der Gärtnerei Grad gratis ausleihen, wofür sie dankbar ist.
Auch bei den beiden anderen Altären draußen in den Fluren – beim Josenhof und in Reinstein – gibt es jahrzehntelange ehrenamtliche Betreuung (Familien Mößle und Hierlemann). Darauf wollen wir bei den Blutritten der nächsten Jahre eingehen.
Text: Gerhard Reischmann
Erika Mangler beim Aufbauen und Herrichten des Altares am Vortag des Blutfreitags. Foto: Daniel Rief
Der Altar ist fertig! Foto: Daniel Rief
Am Morgen des Blutfreitags hält der Heiligblutwagen an Manglers Altar. Neupriester Philipp Sauter spricht ein Gebet und spendet den Segen.
Foto: Daniel Rief
Daniel Rief und seine Großmutter Erika Mangler am Morgen des Blutfreitags. Foto: Gerhard Reischmann
Am Tag danach: Die Birken werden entfernt. Foto: Gerhard Reischmann
Betongefüllte Räder dienen als Ständer für die Birken. Daniel bringt sie in die Wagen-Remise, wo sie bis zum Heiligblutfest 2023 lagern.
Foto: Gerhard Reischmann
Der Altar besteht aus verschiedenen Komponenten. Foto: Gerhard Reischmann
Die Altarmensa wird entfernt. Foto: Gerhard Reischmann
Jan (links) und Silas klappen den Altar zusammen. Foto: Gerhard Reischmann
Die Verschraubung am Fuß des Kreuzes wird gelöst. Foto: Gerhard Reischmann
Das Seidenrosen-Dächle wird losgemacht. Foto: Gerhard Reischmann
Das abgeschraubte Kreuz wird weggetragen. Foto: Gerhard Reischmann
Erika mit dem seidenrosenumrankten Dächle. Foto: Gerhard Reischmann
Das Kreuz wandert in die Remise, wo es sorgfältig gelagert wird.
Foto: Gerhard Reischmann
"Truschwende 14. Juni 1972 Anton Mangler" – die Signatur im Inneren des Altars.
Foto: Daniel Rief
Beim Blutfreitag 2018 entstand dieses Bild. Es ist eine der letzten Aufnahmen von Anton vor „seinem“ Altar. Im Januar 2021 starb der beliebte Mann, der vielen in Bad Wurzach als Mitarbeiter im Lagerhaus in Erinnerung ist. Das Bild, gemacht von Enkel Daniel Rief, hängt gerahmt in Erikas Wohnzimmer.