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Bad Waldsee - „Kritisch“, „konstruktiv“, „ausdauernd“, „bodenständig“: Es sind allesamt höchst ehrenwerte Eigenschaften, die OB Matthias Henne am Montag für seinen scheidenden Stadtrat findet. Gut 22 Jahre gehörte Edmund Gresser dem Gemeinderat an, jetzt trat der 65-Jährige mit dem „phänomenalen Gedächtnis“ auf eigenen Wunsch den Rückzug an. Als Erinnerung an bewegte kommunalpolitische Zeiten bleibt ihm die Bürgermedaille der Stadt Bad Waldsee.

 

In der gemeinderätlichen Feierstunde gab es, eher ungewöhnlich für einen solchen Anlass, nicht nur wohlfeile Worte. Edmund Gresser kann - und will - da nicht aus seiner Haut. In seiner kurzen Erwiderung auf die (Lobes-)Rede des Stadtoberhaupts machte er deutlich, dass seine Zeit im Gemeinderat „nicht immer vergnügungssteuerpflichtig“ war. Der Bürgermeister (Weinschenk) sei zwar „ganz nett“ gewesen, der Erste Beigeordnete (Manz) dagegen „grenzwertig“: „Das war nicht meine Kragenweite.“

Gresser ist ein Spezieller. Wenig verwunderlich also, dass er einen Einblick in das Innenleben des Gemeinderates gewährte. Er habe als Stadtrat seine Meinung immer „offen so gesagt, wie ich’s gedacht habe“. Manche Kollegen dagegen hätten eher „hintenherum über einen geschwätzt“. Da habe er „den Rückhalt im Gremium vermisst“. Mit der neuen Verwaltungsspitze freilich habe die Arbeit wieder mehr Spaß gemacht. Und augenzwinkernd: „Ich hör‘ jetzt auf, ehe es so wird wie es vorher war.“

Besonders gut verstanden hat sich Edmund Gresser (CDU) mit dem seelenverwandten Franz Daiber, der bekanntlich für die Freien Wähler im Gemeinderat sitzt. Offenbar gab es zwischen den beiden Stadträten sogar eine Art Zeichensprache, eine Verständigung durch Blicke, die „stillschweigendes Einverständnis“ (oder eben Ablehnung) signalisierte. „Der Franz“, sagt Gresser, „wird mich wahrscheinlich am meisten vermissen“.

 

In seiner Laudatio hatte der OB zuvor von „bleibenden Meilensteinen“ gesprochen, die Edmund Gresser hinterlassen habe. Im Gemeinderat habe er „stets kompetent“ die Belange der Bürgerinnen und Bürger vertreten und als Handwerker viele Details hinterfragt. Auch den Weg der Stadt zur Großen Kreisstadt habe er mitgetragen. Schwer beeindruckt zeigte sich das Stadtoberhaupt vom „phänomenalen Gedächtnis“ des 65-Jährigen, „gepaart mit einem gesunden Menschenverstand“. Vorsicht sei jedenfalls angebracht gewesen, wenn der Stadt- und frühere Ortschaftsrat einen Beitrag mit den Worten „I moin, domols hom mir gsagt …“ begonnen habe – in 99 Prozent der Fälle habe er recht behalten.

Zum guten Schluss gab es jede Menge Präsente für den engagierten Kommunalpolitiker, darunter ein Geschenkkorb der Stadt mit „Waldseer Sekt“, einem Gutschein für den Besuch des Narrenrechtabholens 2023 und der exklusiven, von Rene Auer gestalteten Armbanduhr mit Gravur und städtischem Logo. Auch der Gemeindetag honorierte Gressers mehr als 20jähriges kommunalpolitisches Wirken. Seine Gemeinderatskollegen spendiertem dem Ehepaar Gresser einen Kurzurlaub.

Die „Crème de la Crème der heutigen Auszeichnungen“ (Henne) aber war die Bürgermedaille, mit der die Stadt Edmund Gressers „besondere Verdienste“ um Bad Waldsee würdigt.

CDU-Nachrücker für den scheidenden Stadtrat ist Schornsteinfegermeister Markus Sigg. Er wird u. a. Mitglied im Verwaltungsausschuss. In der Verbandsversammlung der Oberen Schussentalgruppe, deren Mitglied Edmund Gresser ebenfalls war, wird künftig Sonja Wild Platz nehmen.

 

Michael Kaiser 

 

 

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halloRV

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