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Bad Waldsee - „Komm, ezt fahr mr no um dr Schtock“ egal ob man von Urbach, Ravensburg, Ulm oder München nach Hause kam, erst fuhr man mal um den Stock, um zu schauen, ob im Städtle noch alles beim Alten war.

 

In der Fasnetswoche lohnt sich ein Gang um den Stock ganz besonders. Denn die Narrenzunft hat einen „Umzug zum Selberlaufen“ in die Schaufenster gestellt.

Aber nicht nur die ausgestellten Masken und Häser begeistern die Passanten. Die Narrenzunft hat auch ganz besondere Schätze aus dem Museum am Zunfthaus ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.

Bei der Parfümerie Bittel werden zwei Plakate ausgestellt, die der Waldseer Bildhauer Sepp Beyerle 1939 als Einladung auf die Waldseer Fasnet gestaltet hat.

Unter dem Konterfei des Schrättele steht zu lesen „ Mittwoch, den 15. Februar 1939 abends 7 Uhr, Abholung des Narrenrechts auf dem Rathaus, Gumpiger Donnerstag, 16. Februar vorm. 9 Uhr Historische Fasnachtsbräuche, nachm. 2 Uhr Traditioneller Narrenumzug, Narrensamen / Historische Waldseer Masken / Komische Gruppen, Fastnacht-Montag, 20, Februar, nachmittags 2 Uhr, Großer Narrenumzug mit originellen und lokalhumoristischen Gruppen / Anschließend lustiges Narrentreiben,  abends 8 Uhr Großer Maskenball in der fabelhaft dekorierten und illuminierten Stadthalle, Dienstag, den 1. März 1938, abends 7 Uhr Historisches Fasnet-Vergraben“

Der Bildhauer Sepp Beyerle schuf laut der Chronik der Narrenzunft auf Anregung des Narrenschreibers Theo Rieger 1934 die ersten Entwürfe für Waldseer Masken: zwei Faselhannes und ein Federle sprangen dann erstmals auf der Fasnet 1935.

Im Schaufenster von Senko Schuhe wird ebenfalls ein kostbares Juwel aus dem Narrenmuseum vorgestellt: Der Narrenbrief von 1936. Auch er gestaltet von Sepp Beyerle, der seine Signatur im rechten unteren Eck anbrachte. Wer noch Sütterlin lesen kann, dem fällt es nicht schwer, die richtigen Bezeichnungen zu den abgebildeten Narrenfiguren zu lesen. Die anderen müssen es sich selbst zusammenreimen. Inmitten des ganzen Waldseer Narrenkosmos lautet die Urkunde wie folgt:

Narrenbrief.

Kund und zu wissen
Der Bürgermeister der Stadt hat ehrerbietigst angeordnet, Seiner Narrheit dem Prinzen Karneval, dem hochlöblichen Elferrat und der wohlachtbaren Narrenzunft untertänigst Narrenrecht und Narrenfreiheit zu gewähren, allhier nach herkömmlichem Brauch vom gumpigen Donnerstag bis zum Aschermittwoch. Er wird sich den Anordnungen höchstdesselben gehorsamst fügen und sich unterstellen. Zu Waldsee am gumpigen Dunstig. Dessen zur Beurkundung Bürgermeister Hegele

Das Narrenrechtabholen 1936 fand auch nicht im, sondern vor dem Rathaus statt, wie es Sepp Beyerle zeichnete. Auch diese Zeichnung wird im Schuhhaus Senko ausgestellt.

Für unkundige Waldseer und für ihre Gäste hat die Narrenzunft den Exponaten eine Erklärung mitgegeben und mit dem ebenfalls in den Schaufenstern angebrachten QR-Codes kommt man zu weiterführenden Informationen direkt auf die Website der Narrenzunft.

Neben den Waldseer Originalmasken haben auch Närrische Gruppen und Masken von befreundeten Zünften den Weg nach Waldsee gefunden. Und zum Rasten und Verschnaufen gibt es genügend Wirtshäuser an der Strecke.

 

Bericht und Bilder Erwin Linder

 

 

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halloRV

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