Bad Waldsee/Reute - „Einfach offen und nah“ – so wie das Motto des Klosterbergprojekts zeigten sich die Franziskanerinnen von Reute beim Start des Bürgerdialogs zur Quartiersentwicklung. Die derzeit niedrige Inzidenz machte es möglich und so konnten die Franziskanerinnen erstmals direkt mit den Bürger/innen in Reute und Gaisbeuren ins Gespräch über ihr Quartiersprojekt gehen.
An drei Orten auf und am Klosterberg in Reute sollen nach den Plänen der Schwestern Wohnungen entstehen. Im Ostteil des Mutterhauses ist das „klosternahe Wohnen“ vorgesehen. Hier entstehen einfache Appartements für gemeinschaftliches Wohnen in einem klösterlichen Umfeld.
Auf den früheren Ökonomieflächen des Klosters soll ein Wohnquartier entstehen, das erschwinglichen Wohnraum vor allem für Familien anbieten soll. Hierbei streben die Schwestern ein genossenschaftliches Modell an, um das gemeinschaftliche Leben und die Mitverantwortung der Bewohner zu fördern.
Am anderen Ende des Klosterbergs, zur Ortsmitte hin, sollen Wohnungen für ältere oder pflegebedürftige Menschen entstehen. Hier ist die St. Elisabeth-Stiftung der Kooperationspartner, der die Betreuungsangebote zusteuern wird.
Der Clou: Alle drei Wohnformen sollen so miteinander verknüpft werden, dass ein lebendiges Miteinander möglich wird – ein generationengerechtes und generationenübergreifendes Quartier, mit dem Kloster der Franziskanerinnen in der Mitte. Das Quartiersprojekt soll nach dem Willen der Franziskanerinnen auch eine „Blaupause“ für den Umgang mit kirchlichen Immobilien sein. „Wir wollen beispielhaft ausprobieren, wie nicht mehr benötigter Raum sozial verantwortlich genutzt werden kann“, sagt Generaloberin Sr. Maria Hanna.
Dieser Gedanke hatte auch schon 2020 das Wirtschaftsministerium des Landes überzeugt, weshalb klosternahes Wohnen und Quartiersentwicklung im Zuge der Wohnraumoffensive finanziell gefördert werden.
Das wollten sich über 300 Bürger/innen direkt vor Ort ansehen und sich über den Stand der Planungen informieren. Im eigens aufgebauten Festzelt erfuhren sie Details über die Geschichte des Klosters und der Ideen, die dem Quartiersprojekt zugrunde liegen. Vertreter/innen der Stadt Bad Waldsee (1. Beigeordnete Monika Ludy und Ortsvorsteher Achim Strobel), des Landes (MdL Raimund Haser) und der Diözesanleitung (Domkapitular Thomas Weißhaar) zollten den Plänen der Schwestern Achtung und Anerkennung. Vor allem die Stadt Bad Waldsee sieht das große Potenzial der Entwicklung für die Ortschaften Reute und Gaisbeuren und hat sich zwischenzeitlich mit ihrer Ortsentwicklung an den Bürgerdialog angeschlossen.
Im Anschluss an die Grußworte und Informationen ging es in Gruppen zu den Stationen des Quartiersprojekts rund um den Klosterberg. An der Station auf den ehemaligen Ökonomieflächen konnten 14 Ideenskizzen zum Quartier bestaunt werden, die von Studierenden der TH Lübeck unter Prof. Dr. Benjamin Spaeth erarbeitet wurden. An der Station „Wohnen im Alter“ ging es in „Murmelgruppen“ an Stehtischen direkt ins Gespräch.
Dazwischen nutzten die Besucher/innen die Zeit zum Gespräch und zum Austausch. Zahlreiche Rückmeldungen wurden von den Referent/innen gleich aufgeschrieben und gesammelt. Diese Rückmeldungen und die Ergebnisse der Haushaltsbefragung, die gerade angelaufen ist, werden in die Quartiers- und Ortsentwicklung einfließen. „Dass wir als Franziskanerinnen zusammen mit der Stadt diesen Bürgerdialog führen ist der Ausdruck des guten Miteinanders“, fasst Generaloberin Sr. Maria Hanna die beiden Startveranstaltungen zusammen. Es sei ein Segen, so die Generaloberin weiter, dass das Land Baden-Württemberg diesen Entwicklungs- und Beteiligungsprozess finanziell großzügig fördere. So könne man die Bürger/innen auf dem Weg mitnehmen und eine gemeinsame Entwicklung ermöglichen.
Am Freitag, 30.07. wurde im Anschluss an den Bürgerdialog ein Förderverein zur Unterstützung des Klosterbergprojekts gegründet. Mächtig viel Rückenwind für die Schwestern und ihr Vorhaben. Am Ende gab es zufriedene Gesichter und viel Anerkennung und Ermutigung für das Vorhaben der Franziskanerinnen. Der Bürgerdialog - er war ein voller Erfolg!
Weitere Informationen: www.klosterberg-reute.de
Text und Fotos: „Claus Mellinger, Kloster Reute“