Bad Waldsee/Region - Nein, damit meine ich jetzt nicht die Schneeglöckchen im Garten oder die Märzenbecher, und Veilchen, die ich heute beim kontaktlosen Corona-Spaziergang im Ried entdeckt habe. Nein, ich meine damit die Blüten, die die Quarantäneverordnung so treibt.
Ein braver Familienvater aus Bad Waldsee betreibt einen Handwerksbetrieb zusammen mit seiner Frau und drei Angestellten. Seine Tochter arbeitet in einer der Städtischen Kurkliniken.
Zum Leidwesen aller Beteiligten wurde in der Klinik, in der die Tochter gerade im Einsatz war, bei einigen Patienten eine Infektion mit dem Corona-Virus nachgewiesen, und ausgerechnet auch noch mit der höchst ansteckenden Mutation. Die Bildschirmzeitung hat darüber berichtet.
Was hat jetzt der brave Familienvater und Handwerker mit dem Corona-Virus in der Städtischen Klinik zu tun? Das hat er sich die letzten 10 Tage in der häuslichen Quarantäne auch gefragt.
Und so ist sein Erlebnis: Am 19.2. wurden mehrere infizierte Patienten in der Klinik entdeckt. Daraufhin wurden alle Mitarbeiter getestet. Am 22.- 23.2. kamen die Testergebnisse: Für die Tochter, die in der Klinik arbeitet, negativ.
Am 25.2. änderte die Landesregierung die Quarantäne-Bestimmungen aufgrund der höheren Ansteckungsgefahr durch den mutierten Virus.
Daraufhin ordnete das Gesundheitsamt die „Pendelquarantäne“ für die Mitarbeiter der Klinik an. Und schickte alle häuslichen Wohnpartner ebenfalls in Quarantäne.
Nun ist das vom virologischen Standpunkt ja zu verstehen. Aber der Handwerker und seine Frau dürfen 10 Tage nicht aus dem Haus. Müssen sich per Foto, Video und Telefon von den Baustellen berichten lassen. Müssen Termine sausen lassen oder überziehen. Müssen die finanziellen Verluste tragen. Obwohl sie weder einen Virus tragen noch dessen Verbreitung herbeigeführt haben.
Die Kliniken dagegen sind dank „Pendelquarantäne“ fein raus. Der Betrieb läuft ja weiter, denn ihre Mitarbeiter müssen ja nicht zuhause bleiben.
Und so geht’s grade weiter mit den Corona-Blüten. Über 60-jährige bekommen FFP2-Masken verbilligt von der Regierung. Für zweimal zwei Euro bekommt jeder zweimal sechs Masken. Die Berechtigten erhalten einen Brief, darin befinden sich zwei Gutscheine, die zeitlich befristet sind. Das Schreiben erreichte den Empfänger am 27.2. Das war der Samstag. Der Gutschein war gültig bis 28.2. Das war der Sonntag. Die Masken in der Apotheke wurden auch am Montag noch ausgegeben. Beim Anprobieren stellt man schnell fest, dass hinten und vorne am Material gespart wurde, so knapp und eng sitzen Masken und Gummibänder.
Heute sollten die ersten Selbsttests in den Apotheken zur Verfügung stehen. So wurde es in den Medien kommuniziert. Machen wir die Probe aufs Exempel: Die Apotheke gibt heute noch keine kostenlosen Tests ab, denn die Verordnung ist noch nicht rechtskräftig und die Apotheke weiß daher noch nicht, wer soll das bezahlen.
Die Deutschen sind so stolz auf ihr Organisationstalent und ihre Perfektion. Aber jetzt werden die Ministerien und Ämter von der Realität eingeholt. Pleiten, Pech und Pannen, wohin man blickt, und dazu noch einige schlaue Parlamentarier, die hunderttausende Euro als Provisionen einsteckten.
Erwin Linder