Bad Waldsee - Die Waldseer Narrenzunft gab sich viel Mühe, den Narrengeist im Städtle hochzuhalten. Täglich gibt es neue Videos aus der virtuellen Narrentruhe. Aber so richtig zum Lachen und mal wieder zum „d’Sau rauslasse“ fehlt doch viel.
Ist der Zunftmeister normalerweise am Mittwoch Abend mit dem Narrenrechtabholen schwer beschäftigt, antwortet er heuer auf die Frage, was er denn mache: „I gang jetzt zum Pfarrer, Narrenmesse vorbereiten“.
Viel Arbeit mache die virtuelle Fasnet, so Zunftmeister Role Haag weiter, mehr als in den normalen Jahren. Er zeigte sich aber sehr begeistert, dass die Zunft jeden Tag neue Beiträge für die virtuelle Narrentruhe erreichten. „Das Orgateam hat jede Menge zu tun“.
Ein besonderer Höhepunkt sind natürlich die Videos vom Narrenrechtabholen am Mittwoch Abend sowie die närrischen Aktionen am Gumpigen. Wenn man das Netz durchstreift, sieht man auch viele private Videos, die mit viel Humor ein bisschen Fasnetfeeling geben.
Andi Hepp, Vizekönig des Sammlervölkle, nutzte den Donnerstagmorgen, um in den Häusern und Geschäften, die die Sammler normalerweise immer besuchen, eine „Fasnetsguckel“ zu überreichen. Inhalt eine Pappnase, ein Hütchen voll Konfetti, Bonbons, das Fasnetsmalbuch und ein Heft mit Liedertexten. „Ein bisschen Sammlerfeeling kam da schon auf“, berichtete er über die Aktion. Und sonst? „Am Nachmittag war ich wieder zuhause und hab ganz gemütlich gschafft“.
Das Wetter hätte einen tollen Narrentag gegeben. Eiskalt, aber sonnig und trocken. So richtig zum Einhängen und Schunkeln. Und für das eine oder andere Schnäpsle, damit man sich nicht erkältet. Aber gegen vier Uhr, wenn nach dem Umzug der Rathausplatz voller Narren ist – gähnende Leere in der Stadt. Vor dem Rathaus halten ein paar Fahnen traurige Zwiesprache mit den farbigen Reklamefotos auf den Absperrgittern der Baustelle. Platz für das närrische Volk wäre vor dem Rathaus ohnehin knapp gewesen.
Auf dem Narrenbrunnen das einzige Federle in der Stadt schwingt sich tapfer Richtung Narrenbaum. Aus dem Hasen kommen zwei junge Männer, einer mit Dachhauer, der andere in Zimmermannskluft. „Und was goht ab?“ „Mir hond a baar Flasche Hasemilch gholet und feiret jetzt dahoim.“
Noch ein paar Dachhauer trotzen Corona und der Kälte. Ich trag meinen Dachhauer auf dem Kopf ebenfalls nach Hause, häng ein paar Luftschlangen an den Laptop und verstreu die runden Schnipsel aus dem Locher als Konfetti auf dem Tisch.
„Komm Eva, jetzt mache mr an Sekt auf und dund oin rum“
Text und Bilder: Erwin Linder