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Bad Waldsee-Hittisweiler - Wer von Haisterkirch nach Hittisweiler fährt, dem fällt an der Kreuzung der Einkaufsautomat mit „Bohners Hofmilch“ auf. Und wer genau hinschaut, der sieht vor dem Stall die drei roten Dome einer Biogas-Anlage. Damit produzieren die Bohners Strom, und den kann man, genauso einfach wie die Milch, regional einkaufen. Sie brauchen sich nur im Internet anzumelden, dann wird der Biostrom aus dem Haistergau zu Ihnen nach Hause geliefert.

 

Warum passt Strom so gut zur Milch

Aus der Landwirtschaft hat sich die Romantik vom Bauern, der die Rösslein einspannt, schon lange verabschiedet. Ein erfolgreicher landwirtschaftlicher Betrieb muss genau planen und rechtzeitig die Weichen für die Zukunft stellen. Der DornBohner Hof macht da keine Ausnahme.

Als sich die Betriebsnachfolge durch den Sohn abzeichnete, überlegte man sich, wie es mit dem Hof weitergehen könnte. Den Stall aufstocken? Noch mehr Kühe einstellen? Das war nicht die einzige Lösung, für die Zukunft sollte neben den Kühen noch ein weiteres Standbein entstehen. Die Bohners sahen sich nach Alternativen um. Und entschieden sich für den Einstieg ins Stromgeschäft.

„Die Produktion von Biogas ist eine logische Ergänzung für einen Milchviehbetrieb“ so Markus Bohner. „Wir können Gülle und Mist unserer Kühe, die Silage aus den nicht so wertvollen vierten und fünften Schnitten unserer Grünflächen sowie Ganzpflanzensilage und Blühmischung in die Biogasanlage einbringen. Außerdem haben wir mit einem befreundeten Landwirt ein Abkommen, nachdem wir seine Gülle ebenfalls in unserer Biogasanlage verwerten. So brauchen wir nur etwa 25 % Mais zusätzlich für die Biogasanlage. Den Mais erzeugen wir auf unseren Flächen selbst. Dabei halten wir zur Verbesserung unserer Ackerflächen eine Fruchtfolge ein. Das bedeutet, dass auf der gleichen Fläche nur alle drei bis vier Jahre Mais angebaut wird.“

Mais hat zu Unrecht einen schlechten Ruf. Es ist die Futterpflanze mit dem besten Nährwert. Außerdem speichert ein Hektar Mais, das ist ungefähr die Fläche eines Fußballfeldes, den CO2 Ausstoß von ca. 60.000 km Autofahrten und erzeugt den Jahresbedarf an Sauerstoff für ca. 50 – 60 Menschen.

Die Biogas-Anlage schließt den Produktionskreislauf und sorgt für eine optimale Energieverwertung von Gras- und Maissilage sowie der anfallenden Gülle. Das Gärsubstrat, das nach dem Erzeugen des Biogases noch übrig ist, wird als hochwertiger Dünger auf die eigenen Felder ausgebracht.

Die Abwärme der Motoren zur Stromerzeugung dient zum Heizen des Gärbehälters (Fermenter), der gesamten Betriebs- und Wohngebäude sowie des benachbarten Gasthauses. Durch den Bau einer Gerätehalle mit integrierter Schnittstelle zum Abwärmesystem der Biogasanlage, dient die Abwärme darüber hinaus auch zur Holztrocknung und zur Trocknung von landwirtschaftlichen Produkten, wie Getreide, Heuballen und Körnermais.

2010 gingen Bohners mit der ersten Anlage an den Start, erweiterten 2012 auf eine Leistung von 420 kW. Damit könnten sie theoretisch 1.200 Haushalte mit Strom versorgen, das entspricht ca. 15 % der Bad Waldseer Haushalte.

 

DornBohners können Technik

Das Prinzip einer Biogas-Anlage ist einfach. Biomasse kommt in einen großen Behälter. Über die Vergärung entsteht Methangas. Das Methangas wird verbrannt. Die Abwärme treibt eine Turbine an, die den Strom erzeugt. Übrig bleibt wertvoller Dünger, der wieder auf die Felder ausgebracht wird. Und im Gegensatz zu herkömmlicher Gülle nicht stinkt, weil das Ammoniak bei dem Gärvorgang abgebaut wird.

Auf dem DornBohner Hof stehen drei Dome. Zwei davon werden mit Biomasse beschickt und produzieren das Methangas, der dritte dient als Speicher. Das ist deshalb wichtig, weil die Biogasanlage an den sogenannten Regelenergiemarkt angeschlossen ist. Dabei wird die Leistung der Biogasanlage anhand der Nachfrage geregelt. Sie liefert also dann Strom ans Netz, wenn er gebraucht wird: Immer dann, wenn andere nachhaltige Energiequellen nicht liefern. Zum Beispiel an Regentagen, bei Windstille und in der Nacht.

Von der Biomasse-Misch- und Beschickungsanlage bis zu den beiden Motoren, in der das Gas verbrannt und die Generatoren betrieben werden, ist jede Menge komplexe Technik verbaut. Da ist es gut, wenn die beiden Bohners nicht nur eine fundierte landwirtschaftliche, sondern auch eine technische Ausbildung haben. Denn manchmal geht schon in der Nacht ein Alarm ab und dann ist es gut, wenn man nicht einen halben Tag auf den Techniker warten muss und so lange keinen Strom produzieren, sondern die Probleme vor Ort kurzfristig selbst lösen kann.

„Einmal“ so erzählt Oskar Bohner „rief mein Sohn aus dem Urlaub in Spanien an, weil der Alarm auf sein Handy kam und wir in Hittisweiler nicht reagierten“.

 

Mein Strom bleibt vor Ort

Wenn die Energiewende funktionieren soll und damit das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, muss der Strom nachhaltig und ohne großen Transportverluste möglichst dort produziert werden, wo er auch verbraucht wird. Also, der Strom aus dem Haistergau soll auch im Haistergau verbraucht werden.

Diese Möglichkeit bietet ausgerechnet eine Kooperation mit den Stadtwerken Würzburg. Von jetzt an haben Sie nicht nur die Möglichkeit, Ihre Lebensmittel vor Ort zu kaufen, sondern auch regional erzeugten Strom. Einzige Voraussetzung: Ihre Verbrauchsstelle muss in einem Umkreis von 50km zur Erzeugungsanlage liegen.

Und das schreiben DornBohner auf ihrer Website: „Bereits seit vier Generationen betreibt unsere Familie Landwirtschaft in Hittisweiler – nachhaltig und zukunftsorientiert. Deshalb freuen wir uns zu wissen, dass der von uns produzierte Strom von Nachbarn, Bekannten sowie Unternehmen in der Region verbraucht wird. Mit dem Projekt „Mein Strom bleibt vor Ort“ unterstützen wir gemeinsam durch jede abgenommene Kilowattstunde den Kinderschutzbund und die Suppenküche Bad Waldsee.“

Informieren Sie sich auf der Website www.dornbohner.de. Sie können sich auch gleich ein individuelles Angebot für Ihren Strom aus der Region völlig unverbindlich machen lassen.

 

Text und Bilder: Erwin Linder

 

DornBohner Biogasanlage

Die Biogas-Anlage auf dem DornBohner-Hof.

 

Hier wird Gas in Strom und Wärme umgewandelt

Diese Maschine wandelt das Methangas in Strom und Wärme um.

 

komplexe Technik

Komplexe Technik ist für die Stromgewinnung notwendig.

 

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halloRV

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