Bad Waldsee - Die Corona-Pandemie bringt gar vieles durcheinander, so auch beim Geflügel- und Vogelzuchtverein Bad Waldsee. Heuer feiert man das 125-jährige Bestehen. Aber leider kann der Verein aufgrund der derzeitigen Situation sein Jubiläum nicht gebührend feiern.
Erinnert sei an die Vereinsgründung am 27. Oktober 1895. Damals hoben einige Damen und Herren den „Geflügel- und Vogelschutzverein Bad Waldsee“ aus der Taufe. 37 Personen ließen sich sofort als Vereinsmitglieder einschreiben. Die offizielle Vereinsgründung erfolgte dann am 29. Dezember 1895 im „Fürstlichen Hof“ in Waldsee, wie der Chronik aus dem Jahr 1995 (100-jähriges Vereinsbestehen) zu entnehmen ist.
Es folgte eine wechselreiche Geschichte mit vielen Höhepunkten wie „Gauschau“ 1913, „Gau-Jubiläumsausstellung“ 1921 im Gasthaus Lamm (Stadtmitte Bad Waldsee), denn die städtische Turnhalle war abgebrannt, „Gau-Geflügelausstellung des Verbands Oberschwaben“ 1924 in der städtischen Festhalle, „41. Württembergische Landesschau der Geflügelzucht- und Vogelschutzvereine“ in der Waldseer Stadthalle 1931, „2. Kreisfachgruppenschau“ (Gau Oberschwaben) 1949, „Oberschwäbische Rassengeflügelschau“ 1953 in der Tierzuchthalle, „10. Oberschwäbische Rassengeflügelschau“ 1959 in der Tierzuchtversteigerungshalle, letzte „Rassengeflügelschau“ in der Tierzuchtversteigerungshalle im Jahr 1969. Die Eintragung ins Vereinsregister jetzt unter dem neuen Namen „Geflügel- und Vogelzuchtverein Bad Waldsee e. V.“ erfolgte erst 1979. 1980 trat der Verein dem Deutschen Kanarienbund bei.
Aufgefallen ist, dass der rührige Verein immer bemüht war, jährlich auch unter teilweise widrigen Umständen eine Ausstellung für die Öffentlichkeit anzubieten. Das gelang sogar in der kalten Halle des „Langen Trogs“. Tierzuchtversteigerungshalle wie auch der „Lange Trog“ wurden in den 80er Jahren abgerissen. Eine neue Bleibe wurde gesucht. 1987 genehmigte der Gemeinderat unter Befürwortung von Bürgermeister Rudolf Forcher und beharrlichem Drängen des damaligen Vorsitzenden Ernst Dangel, dass von da ab die jährlichen Ausstellungen mit Beiprogramm in der Stadthalle stattfinden konnten. Das klappte bestens bis ins Jahr 2014.
In all den Jahren besuchten an je einem Wochenende im Herbst oft über Tausend Tierfreunde und Gäste - viele Familien mit ihren Kindern - die stets gefragten Ausstellungen, die durch Kleintierzüchter aus Bergatreute, Vogelfreunde aus Weingarten und 2013 sogar durch die Reptilienfreunde Oberschwabens eine interessante Bereicherung erfuhren. In der Stadthalle wurde den Tierfreunden ein umfassender Überblick über die Vielfalt und Farbenpracht der Geflügel- Tauben und Vogelrassen vermittelt. Dem Kenner und Fachmann wurde Gelegenheit gegeben, Vergleiche zu ziehen, um den Stand der züchterischen Bemühungen zu beurteilen. In vielen Käfigen und Volieren sind außer Hühner und Tauben auch noch Wassergeflügel, Ziergeflügel, Kaninchen und zahlreiche Vogelarten aus verschiedenen Ländern ausgestellt worden. Besonders anziehend war die Reihe mit Großvolieren, die mit vielen kleinen Vögeln bevölkert waren. In Großkäfigen konnten auch seltene Großsittiche und Papageien, sowie farbenprächtige Fasanen bewundert werden. Die Besucher konnten an jedem Einzelkäfig die Kriterien zur Beurteilung und Bewertung der Preisrichter ablesen. Beschreibungen über die ausgestellte Geflügel- und Vogelrasse waren stets angebracht worden
Nachdem im Jahr 2015 die Stadthalle als Flüchtlingsunterkunft benötigt wurde, konnten auch keine weiteren Vereins-Ausstellungen mehr eingeplant werden. Jetzt im Jahr 2020 hat die Corona-Pandemie alle neueren Vorhaben und Planungen zunichte gemacht. Die Vorstandsmitglieder treffen sich nur im kleinen Kreis. Dabei wäre so ein Jubiläumsfest angebracht gewesen, denn in der Rückschau erkennt man, mit wie viel Herzblut, Engagement und Fleiß zum Wohl von Mensch und Tier sich Vereinsmitglieder eingebracht haben. Insgesamt standen bzw. stehen bis heute 11 Vereinsvorstände an der Spitze des Geflügel-und Vogelzuchtvereins Bad Waldsee.
Von 1895 bis 1904 Josef Deient (Osterhofen), von 1904 bis 1912 Matthäus Häring (Haisterkirch), von 1912 bis 1921 J. B. Forderer (Volkertshaus), von 1921 bis 1926 Franz Linder (Waldsee), von 1926 bis 1952 Wilhelm Binger (Waldsee), von 1952 bis 1956 Georg Biber (Waldsee), von 1956 bis 1964 Friedrich Nörr (Bad Waldsee), von 1964 bis 1979 Otto Bisle (Bad Waldsee), von 1979 bis 1994 Ernst Dangel (Bad Waldsee), von 1994 bis 1998 Helmut Depfenhart (Aulendorf), von 1998 bis heute Reinhard Dangel. Er führt den Verein nun seit 22 Jahren. Reinhard Dangel wurde in diesem Jahr auch zum Ehrenvorstand gekürt. Zwei weitere Ehrenvorstände nämlich Ernst Dangel und Helmut Depfenhart gehören zum Trio der Ehrenvorstände.
Dass dem Verein heutzutage auch 7 Ehrenmitglieder angehören, ausgezeichnet für langjährige Mitgliedschaft (oft über 50 Jahre), zeugt von ausgesprochener Vereinstreue. Dies sind momentan Albert Baader, Manfred Baader, Gertrud Dangel, Erich Föhr, Anton Lorinser, Bernhard Maucher und Heinz Wohlhüter. Dem Verein gehören momentan 50 Mitglieder an. In der Blütezeit waren sogar schon 150 Mitglieder registriert worden.
Bericht und Archiv-Bilder: Rudi Martin
Ehrenvorstand Reinhard Dangel.
Die jährlichen Ausstellungen des Vereins erfreuten regelmäßig auch interessierte Kinder.
Auch exotische Vögel wurden bei den Ausstellungen ausgestellt.