Rund um Bad Waldsee - Sonntag. In der Nacht hatte es geregnet. Ein Blick zum Himmel verhieß nichts Gutes. Im Regenradar hatte die blaue Wolke Bad Waldsee um 14.00 Uhr kurz gestreift. Sicherheitshalber kam Regenhose und –jacke mit in den Gepäckkorb.
Wie sollte ich am besten starten? Am Samstag verließ ich die Umanand Strecke in Bergatreute. Versäume ich was, wenn ich direkt nach Aulendorf fahre? Keine Ahnung, denn ich weiß ja nicht, wo die Achts genau stehe. Ich entschloss mich für einen Kompromiss. Von Bad Waldsee durchs Ried nach Untermöllenbronn. Treffer, in Tannhause sollte der erste Act stattfinden. PasParTouT spielt Theater. Aber nicht nur wer zu spät kommt, wird bestraft, auch zu früh ist nix. Ich war leider kurz nach 14.00 Uhr in Tannweiler und die erste Aufführung sollte erst um 15.00 stattfinden. „Die Tour startet in Bergatreute um 14.00 Uhr. Dann sind die ersten etwa um 15.00 Uhr in Tannweiler. Wir spielen ein ganzes Stück. Mit Kostümen. Mit einem Anfang und einem Ende. Wir haben vier Vorführungen für den Tag. Sorry Leute.“ Aber für ein Ständchen mit Klarinette und Saxophon hat es dann doch noch gereicht. Vielen Dank PasParTout.
Weiter ging’s. Von Tannweiler nach Eisenfurt. Ein wundervoller Blick über die Teiche. Ab Eisenfurt führt ein Radweg entlang der L 285 bis nach Aulendorf. Ein paar Mal unter der Straße durch. Wenn man den Autoverkehr rechts ausblendet, ist linker Hand eine Idylle mit Pferdehof und ganz viel Landwirtschaft bis zur Carthago-City am Kreisverkehr.
Das Café irREal war Startpunkt für die Etappe Aulendorf – Bad Waldsee. Daniel „Earl“ Unger machte schönen Blues und Folk. Am Dinnete Express von Sara Boos gab es frisch gebackene Nuss-, Mohn- und Vanille-Schnecken und Dinnete mit fünf Belägen zur Auswahl. Ich entschied mich für die Kreta-Variante mit Schafskäse und Grill-Gemüse. Lecker.
Der Parcours führte dann unter dem Bahnhof hindurch Richtung Tannhausen. „Wenn andere Marmelade machen, mache ich Bilder“ so präsentierter Joachim Haas seine Sommerbilder in Öl. Die Formen und Farben von sommerlichen Blumen und Gärten finden sich in seinen Gemälden wieder. Zwei Störche auf der Wiese ließen sich von den Radlern nicht stören.
In Tannhause versetzte Antje Pode mit ihrer Kofferjonglage das Publikum ein ums andere Mal in Erstaunen. Unglaublich, wie man zwei Koffer, eine Tasche, drei Bälle und eine mannsgroße Puppe mit Beinen und Füssen durch die Luft wirbeln kann.
Bunte Bilder um Baumstämme gewickelt führten ins Brunnenholzried. Das Marterl am Weg blieb unbeachtet. Wie so viele schöne Blicke am Wegesrand.
Hundertprozentige Aufmerksamkeit bekam dagegen der Ermutiger Johannes Warth. Sein Spiel mit Worten schlug die Zuschauer in Bann und brachte sie nicht nur zum Lachen, sondern vor allem zum Nachdenken. „Du kriegsch alles na, wenn du no dätscht“ war eines seiner Bonmots. Und wie es ist, wenn was läuft oder wenn nichts läuft, machte er dem Publikum in einer Balljonglage ganz einfach sichtbar. Das wäre nicht Johnny Warth, würde er das Publikum nicht zum Mitmachen bewegen. Und so sangen und klingelten alle im Chor mit ihm das Radler-Lied.
Ein Dudelsack-Pfeifer war der letzte Act vor Bad Waldsee. Sein „Amazing Grace“ war mein Abschied am Parcours Sonntag.
Text und Bilder Erwin Linder