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Bad Waldsee - Wie war das denn, als die Deutschen sich aufmachten, den Süden zu erobern. Conny Froboess besang die Reise in den Süden mit ihren zwei kleinen Italieren 1962. Vier Jahre später lief der VW Käfer von Uwe vom Band.

Was hieß es in den 60ern und 70ern in den Süden zu reisen? Der Käfer brachte 40 luftgekühlte PS an die beiden Hinterräder. Da machte sich der Puck mit seinen 470 kg Gesamtgewicht schon deutlich bemerkbar. Die Alpen, ein fast unüberwindliches Hindernis. Erst ab 1963 wurde die Fahrt in den Süden einfacher. Die Europabrücke und mit ihr die Brennerautobahn wurde eröffnet. Zur Erinnerung: Der Arlbergtunnel 1978, der Gotthard-Straßentunnel 1980, der Karawankentunnel von Kärnten nach Slowenien erst 1991.

Vorher ging es über die Pässe. Und die waren nicht so gut ausgebaut wie heute. „Bergauf“ erzählte Uwe, „blieb man wegen Überhitzung des Motors hängen, dafür wurden bergab die Bremsen zu heiß“. So war jede Fahrt über die Berge ein Abenteuer.

Hier und da ist schon eine kleine Schramme in den Lack gekommen, aber das Gespann nützen Uwe und seine Frau noch immer zum Camping, nicht nur zu Treffen wie am Wochenende vor dem Erwin Hymer Museum.

Eine Ecke weiter stand Jürgen mit Familie. Im Winkel aufgebaut hatte er einen Eriba-Familia, Jahrgang 67 und einen VW-Bulli T1 von 1966 mit einem Westfalia Ausbau. Beide Fahrzeuge im Partnerlook chic grün/weiß lackiert. Das macht schon was her. Beim Summertime Event suchte man Schatten unter einem Party-Pavillon. „Normalerweise bauen wir ein Zelt zwischen unseren Wagen auf. Das haben wir extra beim Sattler anfertigen lassen“ erzählte Jürgen. „Wir sind schon hauptsächlich bei Oldtimer-Treffen mit unserem Gespann. Sieht doch gut aus.“

Schon mal was von „Scholz Brüderchen“ gehört? Nein, damit ist nicht der kleine Bruder unseres Bundeskanzlers gemeint. Dieses Brüderchen stammt aus dem Jahr 1960, erblickte das Licht der Welt in Oslo bei der Firma Widerøe`s Flyveselskap A/S Fornebu. Seinen Namen bekam es vom deutschen Importeur, der mittlerweile erloschenen Firma Scholz in Köln.

Das Brüderchen ist ein Faltwohnwagen mit klappbaren Seitenwänden aus Holz und einem Dach aus Zeltstoff.

Für die Campinggemeinde in den 1960er Jahren ein gewaltiger Fortschritt. Denn viele waren noch mit den alten Militärzelten unterwegs.

Als Zugfahrzeug des Brüderchen dient ein Fiat 500 mit „gewaltigen“ 18 Pferdchen unter der Haube. Damit bewältigt er „spielend“ die grade mal 220 kg seines Brüderchens.

Vom Auto Union 1000 liefen in der Zeit von 1958 bis 1963 über 170.000 Limousinen und Coupés vom Band des Werkes Düsseldorf. Das Besondere am Auto Union ist der Dreizylinder-Zweitakt-Motor, erkennbar immer an der blauen Rauchsäule aus dem Auspuff. Im Gegensatz zu den Viertaktern funktioniert bei den Zweitaktern die Schmierung nicht separat, sondern über den Kraftstoff, weshalb die Zweitakter immer ein „Gemisch“ tanken müssen. Viele kennen es noch von Mopeds und Rasenmähern. Heute eine Seltenheit.

Jörg Eggebrecht ist der stolze Besitzer des, wie er erzählt, einzigen zugelassenen Dormobiles in Deutschland. Das 1958 auf Bedford gebaute Reisemobil ist mit Bett, seitlicher Sitzgruppe und Heckküche für die 50er Jahre ein rechtes Luxusmobil. Hergestellt wurde es im englischen Folkstone von der Firma Martin Walter, die in den 1990er Jahren vom Markt verschwand.

Der Schriftsteller Anthony Burgess, der mit einem Dormobile kreuz und quer durch Europa fuhr, beschrieb es als „ ein Wunder britischer Ingenieurskunst, allerdings stark geschädigt durch die typisch britische Ausführung: Es fehlen Schrauben, die Holzverkleidungen sind nicht eben …“

Schön, in Nostalgie zu schwärmen. Aber bis die alten Schätzchen wieder zum Leben erweckt sind und auf dem Campingplatz glänzen können, ist viel Arbeit fällig. Gut, wenn man dann eine professionelle Anleitung bekommt wie in der Erwin Hymer Museumswerkstatt.

 

Bericht und Bilder: Erwin Linder

 

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Scholz Brüderchen

 

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Pucki und Molly nennt Uwe sein Gespann aus den 1960ern

 

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Eriba Familia und VW T1 Westfalia Ausbau

 

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Ein Auto Union 1000 mit Dreizylinder Zweitakter

 

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Ausstattung „Gehobene Mittelklasse“ im Auto Union

 

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Dormobile auf Bedford

 

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Besonderheit: Die gesplittete Frontscheiben

 

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Luxus der 50er Jahre: Bett, Sitzgruppe, Herd

 

 

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halloRV

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