Reute - Hinter dem Reutener Friedhof, am Kohlstattweg, ist ein schmuckes, zweistöckiges Gebäude entstanden. Ansehnlich mit Holz verschalt, kein Vergleich mehr mit dem Container-Bau, in dem die ersten Geflüchteten 2015 an gleicher Stelle untergebracht waren. Unser Reporter Erwin Linder hat die Unterkunft in Augenschein genommen.
Betritt man das neue Gebäude, steht man in einem weiß getünchten Flur, von dem rechts und links gleiche Türen abgehen. Klar, alles ist neu, aber doch sehr einfacher Standard. Macht man die Türe zu einem der Zimmer auf, sieht man auf den ersten Blick, dass die Geflüchteten kein Luxus, sondern eine einfache, zweckmäßige Unterbringung erwartet. Laut Gesetz steht jedem Geflüchteten 4,5 qm Raum zur Verfügung. Jedes der schmalen Zimmer ist deshalb mit drei Betten, davon zwei Stockbetten, einem Schrank und einem Tisch mit drei Stühlen eingerichtet.
Ein Waschraum mit drei Duschen und drei Waschbecken, eine Küche, ein Gemeinschaftsraum pro Stock und im Erdgeschoss noch ein Büro, das war’s.
Für die Kommunikation ist das Gebäude mit einem WLAN ausgestattet.
Die Einrichtung hat 19 Zimmer für je drei Personen, also können maximal 57 Personen in dieser Unterkunft wohnen.
Wer in der Vorläufigen Unterkunft wohnen wird, ist noch nicht klar. Wie Hans-Peter Oßwald, Leiter des Amtes für Migration am Landratsamt Ravensburg, wurden dem Landkreis Ravensburg in der jüngsten Vergangenheit hauptsächlich junge, allein reisende männliche Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan und der Türkei zugewiesen. Man müsse sich aber darauf einstellen, dass die Zahl der Geflüchteten aus den nordafrikanischen Maghreb-Staaten, also Algerien, Libyen, Marokko, Mauretanien und Tunesien zunehmen würden.
Vorläufige Unterbringung durch den Landkreis
Die Unterkunft in Reute wird vom Landkreis betrieben. Wie Hans-Peter Oßwald erklärte, durchläuft jeder Geflüchtete ein dreistufiges Verfahren zur Unterbringung. Zunächst kommt die Person in eine Landeserstaufnahmeeinrichtung, kurz LEA. Dort werden die ersten Schritte zur Registrierung und Asylantragstellung vorgenommen.
Von der LAE werden die Asylsuchenden nach einem Verteilungsschlüssel in die Landkreise zugewiesen. Dafür stellt der Landkreis Unterkünfte zur Vorläufigen Unterbringung zur Verfügung. Darin verbleibt der Asylsuchende bis zum Abschluss des Asylverfahrens, maximal jedoch zwei Jahre.
Anschließend erfolgt die Kommunale Anschlussunterbringung. Das heißt, die Kommune ist dafür zuständig, dass der Geflüchtete ein Dach über dem Kopf hat. Sofern er keine Wohnung auf dem Wohnungsmarkt findet, behandelt die Gemeinde ihn wie eine obdachlose Person und weist ihm einen Wohnraum zu.
Wie Bürgermeisterin Ludy sagte, ist die Stadt dringend an Nachweis über Wohnraum für Geflüchtete interessiert. Wobei ein Mietvertrag immer zwischen dem Vermieter und dem Mieter abgeschlossen wird, nicht mit der Stadt.
Ehrenamtliche dringend gesucht
Die Vorläufige Unterkunft des Kreises in Reute wird betreut von Iris Mair von der Wohnheimverwaltung des Landratsamtes. Frau Mair ist für die Hausordnung und deren Einhaltung zuständig. Sie wird unterstützt vom Hausmeister Haliya Hohl-Begiç, der die Technik überwacht und kleinere Reparaturen vornehmen kann. Die Wohnheimverwaltung ist je nach Bedarf anwesend, der Hausmeister zweimal in der Woche. Am Schwarzen Brett finden die Bewohner Notfall-Nummern, die sie bei Bedarf anrufen können.
Die Geflüchteten werden durch die Sozialarbeit des Landratsamtes betreut. Dafür steht laut Verteilerschlüssel eine halbe Stelle zur Verfügung. Die vielfältigen Arbeiten, die der Zuzug von über 50 Geflüchteten in die Unterkunft mit sich bringt, kann von dieser Sozialarbeiterin nicht allein gestemmt werden. Hier kommt der Helferkreis ins Spiel, der sich 2015 gebildet hat und bis heute besteht.
Frau Jacob, Vorsitzende des Helferkreises, sucht dringend weitere ehrenamtliche Helfer – für Unterstützung aller Art, von der Kontoeröffnung bis zum Arztbesuch; die Geflüchteten sprechen weder unsere Sprache noch kennen sie sich in den Abläufen des täglichen Lebens bei uns aus. Da benötigen sie Unterstützung und Hilfe, damit sie sich möglichst schnell Sprachkenntnisse aneignen und in die Gesellschaft integriert werden können.
Anlaufstellen für Interessenten zur Unterstützung sind: die Koordinatorin für das Ehrenamt beim Landkreis, Frau Rothweiler, Tel 0751 / 859887; beim Helferkreis Reute über die Homepage www.hk-reute-gaisbeuren.de; bei der ehrenamtlichen Johannitergruppe Vielfalt Frau Christine Uhl. Mehr Infos dazu gibt es auf der Homepage der Stadt Bad Waldsee unter dem Stichwort Helferkreis und ehrenamtliches Engagement.
Text und Fotos: Erwin Linder
Pro Stockwerk gibt es einen solchen Waschraum.
Eines der 19 Zimmer.
Jedes der beiden Stockwerke wird durch solch einen Flur erschlossen.
Appelle in fünf Sprachen.
Hans-Peter Oßwald, Leiter Amt für Migration am Landratsamt, und Monika Ludy, Bürgermeisterin Bad Waldsee.
Iris Mair, Wohnheimverwaltung Landratsamt Ravensburg.
Hausmeister Haliya Hohl-Begiç.
Alexandra Rothweiler, Koordinatorin Helferkreise/Ehrenamtliche.
Notrufnummern
Nicht hinter alle Türen geblickt
Unseren Bericht zur Flüchtlingsunterkunft in Reute müssen wir ergänzen und korrigieren. Offensichtlich hat unser Mitarbeiter nicht hinter alle Türen geschaut.
Ein aufmerksamer Leser teilte uns heute Abend mit:
- Pro Stockwerk gibt es eine Küche gekoppelt mit mehreren Waschmaschinen
- Es gibt pro Stockwerk zwei Waschräume, also mit insgesamt 6 Duschen und insgesamt 10 Waschbecken
- Pro Stockwerk gibt es vier Toiletten
Erwin Linder