Bad Waldsee - Wie gewohnt sorgte das Sommerkonzert von Elena Becker-Schramms Gesangsklasse für volles Haus im Jugendkulturhaus „Prisma“. Zwölf Schüler vom Anfänger bis zum Fortgeschritten boten einen Einblick in das von der Musikpädagogin erarbeitete Leistungsniveau im inzwischen 16. Konzert.
Luisa Jobke durfte das Konzert in bewährter Klavierbegleitung mit A. L. Webbers „I don't know how to love him“ eröffnen. Erst seit drei Monaten nimmt sie Unterricht und zeigt schon ein breites Stimmvolumen, was sie auch mit ihrem zweiten Beitrag bewies.
Die erst achtjährige Anna Martinez Schellong stimmte John Denvers vielfach gecovertes „Country Roads“ gekonnt selbstbewusst an mit anschließend perfektem Radschlag! Ihr „Castle on a cloud“ aus „Les Misérables“ forderte volle Stimmkraft in auseinderliegenden Registern – kein Problem für das junge Talent!
Fabio Daettlaff wählte mit „Musik sein“ ein wahres Liebeslied an die Musik. Auch sein „1000 gute Gründe“ im Liedermacherstil – selbst von ihm vorgeschlagen – sprach für sein Potenzial, das hoffentlich noch lange nicht vom Stimmbruch unterbrochen werde, meinte Becker-Schramm.
Judith Rundel wählte zwei Songs aus „Frozen“, die sie auffallend klangschön und raumfüllend vortrug.
Passend zum zeitgleichen französischen Nationalfeiertag präsentierte Nele Homes das Chanson „Les Feuilles Morts“ von Jaques Prévert. Der anspruchsvolle warm vorgetragene Titel rührte nicht nur die Musikpädagin zu Tränen. Neles zweiter Beitrag „Never enough“ erklang herrlich präzise und pointiert.
Julia Stehle wagte sich an F. Ridings „Lost without you“, das sie gekonnt zu Gehör brachte. „Don't stop believin“, eine wunderbare Symbiose aus lyrischem Text und Melodie, war ihr offensichtlich auf den Leib geschrieben und gehört übrigens zum festen Repertoire der Klasse.
Magdalena Bohner stellte sich mit „Evermore“ aus W. Disneys „Die Schöne und das Biest“ perfekt und mit starker Stimme vor, was Becker-Schramm zu „wir könnten doch auch mal Musicals spielen, die Stimmen hätten wir“ veranlasste. Klar, dass Magdalena auch mit Ed Sheerans geheimnisvollem „I see fire“ fast wie im Original das Publikum erfreute!
Lena Lemmle folgte mit „Always remember us this way” (Lady Gaga) und „Diamonds“ (Rihanna) routiniert und mit Herzblut. Mit den rockig-rhythmischen servierten Diamanten war ihr großer Applaus sicher.
Elvis Presley schuf einst mit „Can't help falling in love with you“ einen selten schönen Song. Bei Lia Lemmles ebenso schöner Interpretation spürte man, dieses Lied passt eigentlich bestens zur Frauenstimme. Alison Sudols melancholisches „Almost lover“ gelang ihr mit warm timbrierter Stimme ausgezeichnet.
Jule Unger, zweifellos der Star der Klasse, überraschte die Gäste mit „Speechless“ aus „Aladdin“ und erreichte damit wohl das Original einer Naomi Scott. Kommentar der Lehrerin: „Wahnsinn, auch ich bin speechless“. Florian Künstlers „Kleiner Fingerschwur“, Jules zweite Herausforderung, ging sie bei der Vorbereitung mit der Frage an, „kann ich das überhaupt?“ Und ob sie das konnte – bravourös!
Und mit Martha Geiger gibt es seit so vielen Jahren eine extrem erfolgreiche Zusammenarbeit, wobei die beiden sich nichts schenken in Sachen Perfektion! Geiger hatte gerade mal vier Stunden Schlaf nach 24 Stunden Dienst in der Klinik und kam dennoch tatendurstig auf die Bühne. Mit Martin Johnsons „Human“ bewies sie beste Emotion und sah es wohl auch als Umschreibung ihres verantwortungsvollen Arztberufs. Spielerisch erreichte sie das Niveau von Christina Perri, der Originalinterpretin. Marthas zweiten Vortrag eröffnete Becker-Schramm mit „Auf zum ESC – wir Deutschen schicken doch nur die Falschen dorthin, wie wär´s mit Martha in Stockholm?“ Mit welch großer Stimme das Martha mit „My hometown“ dann bewies.
Mit Georgios Sidiropoulos betrat der dritte Allstar scherzend die Bühne und koppelte seine Gitarre an den Verstärker. Seine Überraschungen diesmal: Leonard Cohens „Hallelujah“, dann mit noch unveröffentlichter Eigenkomposition „Alien“ und schließlich mit Robbie Williams' „Angels“, womit ihm mal wieder alle Sympathien sicher waren.
Text und Fotos: Peter Lutz