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Bad Waldsee - Die Volksbank Allgäu-Oberschwaben (VBAO) wird von ihren 55 329 Mitgliedern getragen. Zur Genossenschaftsidee gehören auch die Mitgliederforen. Nach dem Auftakt in Leutkirch war am Montag das Forum im Bad Waldseer Haus am Stadtsee an der Reihe.

Die Mitgliederforen sind jeweils in drei Teile aufgeteilt: Im ersten Teil erfahren die Besucher in einem ausführlichen Vorstandsbericht, wie sich die Geschäfte der Bank im abgelaufenen Geschäftsjahr entwickelt haben. Sie erhalten Einblicke in die Bilanzen, aber auch einen fachmännischen Ausblick darauf, wie sich das Finanzwesen im allgemeinen und die Bank selbst entwickeln wird.

Im zweiten Teil bekamen die Gäste im Unterhaltungsteil – im Falle von Bad Waldsee von Mindset-Coach Sebastian Wächter einen zwar in lockerer Sprache gehaltenen Vortrag, gehalten wie man eine Veränderung im Denken ins Rollen bringen kann. Aber dennoch ein Thema mit einem ernsten Hintergrund. Im dritten Teil stehen dann der gemütliche Teil mit gutem Essen und Trinken sowie anregenden Gesprächen auf dem Programm.

Nach der Begrüßung und Einführung durch den Regionalmarktdirektor Bad Waldsee und Prokurist Anton Sproll, der auch die Moderation des Abends übernahm, konnte Vorstandsmitglied Werner Mayer trotz des sich immer mehr verschlechterndem Konjunkturklimas von durchweg guten Zahlen berichten.

Die wirtschaftliche Entwicklung der Genossenschaftsbank ist trotz aller widriger Rahmenbedingungen sehr positiv; das Betriebsergebnis vor Risiko beträgt 27,3 Millionen €. Aus dem Bilanzgewinn in Höhe von 3,5 Millionen € wird an die Mitglieder auf ihre jeweiligen Anteile eine Dividende von 3,0 % ausbezahlt (vorbehaltlich der Zustimmung der Vertreterversammlung). In allen Bereichen konnte die Bank Zuwachsraten –teilweise im zweistelligen Prozentbereich – verzeichnen. Bundesweit rangiert die „kleine“ Volksbank Allgäu-Oberschwaben auf Platz 85 (von 735) Genossenschaftsbanken, in Baden-Württemberg auf Platz 16 (von 137) Volks- und Raiffeisenbanken. Absolute Spitze ist die VBAO im Fördermittelgeschäft, wofür sie 2022 erneut ausgezeichnet wurde. Die Heimatverbundenheit der Bank äußert sich in vielfältigen Spenden und Sponsoring Aktionen, nicht zuletzt auch durch die VBAO-Stiftung.

Mayer lobte die 414 Mitarbeitenden (davon 32 Auszubildenden) für ihren Einsatz. Das digitale Banking wachse und wachse, leider könnten nicht mehr so viele Filialen wie früher gehalten werden.

Trotz der Inflation von derzeit 7,1 % würde unser Land gerade noch an einer Konjunkturdelle vorbeischrammen. Ein weiterer Zinsanstieg sei zu erwarten. Der Aktienmarkt biete gute Aussichten, aber die deutschen Sparer seien halt dem Aktienkauf nicht so zugetan. Das Krisenszenario könne mit dem Kürzel „ZICKKEL“ beschreiben werden. Diese Buchstaben stehen für Zinsanstieg, Inflation, Corona, Krieg, Klimawandel, Energiekrise und Lieferengpass. Die Botschaft des Josef Hodrus an die Bankkunden lautet: „Die Krise ist nicht vorbei, wir glauben aber an die Prinzipien des genossenschaftlichen Zusammenhalts und sind für die Zukunft gut aufgestellt.“

Daneben warnte Werner Mayer in seinem Bericht vor den immer mehr ansteigenden Telefonbetrugsmaschen: Die Bank werde niemals auf telefonischem oder elektronischem Weg irgendwelche Kontaktdaten abfragen.  Eine Neuerung gebe es bereits im Jahre 2023 kann jedes Mitglied seine Geschäftsanteile von bisher maximal 300 € auf bis zu 2.500 € erhöhen.

Sebastian Wächter, der den unterhaltsamen Teil des Abends bestritt weiß wovon er in seinem Vortrag „Chance Mindset –Wandel ins Rollen bringen“ spricht: Mit 18 Jahren brach er sich bei einem Unfall das Genick, behielt nur 5% seiner Muskelfunktion und brauchte viele lange Jahre um sein Schicksal zu akzeptieren und seine Einstellung zu ihm und dem Satz: „Ich bin behindert!“ zu korrigieren.

In der Reha tat er das, was er mit dem Schlagwort „Hoffen und Harren“ umschreibt: Jede Nacht träumte er, am nächsten Morgen beim Aufwachen sei alles wieder gut. Der Prozess, bis er die Tatsache akzeptieren konnte, gelähmt zu sein, dauerte drei bis vier Jahre. Erst als er sich ernsthaft die Frage stellte, was mache ich – Stichwort: Motivation! – damit das aufhört. Für das „Verharren auf alten Positionen“ führte er als warnendes Beispiel die Firma Blockbuster an.

Als Finanz-Analyst sollte er die Firma Blockbuster, dem damals größten Videoverleih, analysieren, die 12% ihres Umsatzes aus der verspäteten Rückgabe von Videokassetten und DVD´s generierte. Weil sie nicht bereit war, los zu lassen und auf diesen Umsatz zu verzichten, schlidderte sie in die Pleite, als das Streaming-Portal Netflix in den Markt drängte.

Seit ihm klar wurde, dass er weg von seinem Etikett weg kam „Ich bin behindert, kann zu 95 % meine Muskeln nicht bewegen“ , seit er sich auf das was für ihn mit den restlichen 5% möglich ist, konnte er plötzlich wieder Reisen, Handbike- und Autofahren. Und im vergangenen Jahr heiratete er seine Frau Lisa, „mit allem was dazu gehört!“.

Mit dieser Fokusveränderung lernte er seine Ressourcen effektiv zu nutzen und den berühmten, häufig gehörten Satz „Ja aber: ich bin behindert, ich bin unsportlich“ oder „ich bin zu alt“ aus dem Kopf zu verbannen. Ein weiterer Faktor: Die in Bayern (Wächter stammt aus Franken) gerne als Traditionsbewusstsein titulierte Rückwärtsgewandtheit führe oft zu einer Abwärtsspirale.

Um da heraus zu kommen seien Emotionen entscheidend: Orientierung und Kontrolle zu gewinnen, einen Lustgewinn (am Leben) zu bekommen, enge Bindungen einzugehen, ein Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln, eine gewisse Selbstwerterhöhung zu schaffen („Ich bekomme das hin“) und eine Stimmigkeit zwischen Plan und Realität hinzubekommen. Dazu zählen aber auch Rückschläge. Wächter rät in diesem Fall: „Aufstehen, Krone richten und weitergehen.“

Er endete seinen mitreißenden Vortrag mit dem Satz: „Wer Opfer wird, hat Pech gehabt, wer Opfer bleibt ist selber schuld!“

Bericht und Bilder: Ulrich Gresser

 

 

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halloRV

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