Bad Waldsee - Waldsees zweite Kultursonntag war, zumindest was die Menge an Leuten, die in Bad Waldsee rund um den Stock und in der Wurzacher Straße unterwegs waren, ein voller Erfolg. Das frühlingshaft milde Wetter zog die Menschen in Scharen hinaus, da wollte keiner mehr hinterm Ofen hocken. Kultur, Kommerz und Gastronomie bildeten an diesem Sonntag eine perfekte Dreieinigkeit.
Eine Übersichtsplan im Amtsblatt listete nicht weniger als 38 kulturelle Stationen in der Stadt auf. Lesungen und Vorträge, Musik, Malerei, Bildhauerei, Theater, für jeden war etwas geboten.
Kultur
Nach dem Motto, jeder Künstler sucht sich seinen Raum, jeder Raum seinen Künstler hatten die Aussteller in den am Sonntag geöffneten Läden jede Menge Publikum. Zum Beispiel Johnny Warth bei seinem „Heimspiel“ in der Lederei in der Wurzacher Straße. Das Publikum drängte sich eng zusammen im Ladenlokal, um sich an seinem Wortwitz zu ergötzen.
Die „Bunte Leut“-Bilder von Anne Claire Rose waren wie maßgeschneidert fürs Schuhhaus Geiger und zogen auch viele Blicke der Schuh probierenden Kundschaft an.
Weniger Gedränge herrschte in den Ausstellungsräumen ohne direkten Publikumsverkehr. So präsentierte Marion Piller ihren neuen Bilderzyklus „Objekte des Glücks“ im Salon Rizzi. Hier war das Gedränge überschaubar. Sie zeigte sich aber zufrieden mit den Verkäufen. In der vhs waren Skulpturen von P. Ariane Ehinger und Bilder von Rainer Klass zu sehen.
Sehr berührend wurde in der vhs auch das Thema Inklusion behandelt. Eine behinderte Künstlerin zeichnete filigrane Figuren auf Karton. Das Entstehen des Werkes wird live auf einen großen Bildschirm übertragen.
Die Jugendmusikschule gab auf der Hochstatt-Bühne Kostproben ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Toll, wie die Kinder sich ganz und gar auf ihr Spiel fokussieren konnten und auch vor großem Publikum ihre einstudierten Stücke spielten.
Ein Nachmittag ist zu kurz, um durch die ganze Fülle des Programms durchzukommen.
Kommerz
Warf man bei seinem Bummel durch die Stadt einen Blick in die weit geöffneten Türen der Bad Waldseer Einzelhändler, waren die Geschäfte alle gut frequentiert. Das Publikum nutzte die Gunst des freien Sonntags, das schöne Wetter, die freundlichen Kaufleute und informierte und probierte nach Herzenslust.
Ingrid Wölflingseder vom Bad Waldseer Unternehmerforum sprach von einem perfekten verkaufsoffenen Kultursonntag. Alles passte zusammen. Ein tolles, feines Rahmenprogramm für Jung und Alt. Es waren viele auswärtige Besucher in Bad Waldsee. Mit den Umsätzen sei man sehr zufrieden, ließ die Geschäftsfrau durchblicken.
Die Wurzacher Straße zeigte sich besonders herausgeputzt und dekoriert vor dem Scarpaja-Schuhladen und dem Blumengeschäft von Iris Kraus. Ein gutes Café in den Räumlichkeiten des ehemaligen Tee- und Kräuterladen wäre feine Sache. Auch andere Leerständen warten auf adäquate Nachnutzung.
Derweil zogen die Botze-Bootle, die seit einer Woche wieder auf dem Stadtsee sind, munter ihrer Runden auf dem See.
Gastronomie
Lange Schlangen vor den Eis-Cafés, vor den Streetfood- und Wurstbuden, volle Tische in allen Gartenwirtschaften. In Bad Waldsee konnte man es sich am Sonntag gutgehen lassen. Auch im einen oder anderen Geschäft wurden die Besucher zu einem Gläschen Sekt, einer Tasse Kaffee und einem Stückchen selbstgebackenem Kuchen eingeladen. Fast wie zu Stadtfestzeiten traf man am „Hasen“ gute Bekannte und manche Kultur-Station musste zugunsten eines Gläschens in netter Gesellschaft zurückstehen.
Petrus, der Schutzpatron der Bad Waldseer Stiftskirche und fürs Wetter zuständig, sorgte nicht nur für einen frühlingshaften Kultur- und verkaufsoffenen Sonntag, sondern auch für einen pünktlichen Feierabend. Um halb sechs zogen schwarze Wolken übers Städtle. Ein paar Donnerschläge, ein Regenguss und Schluss.
Text und Fotos: Erwin Linder
Nachstehend Impressionen vom zweiten Bad Waldseer Kultursonntag:
Walter Gschwind, der "Macher" des Kultursonntags. Er konnte sich auf sein Team und viele Mitmacher in Gastronomie, Geschäftswelt und Kultur stützen.