DBSZ DBSZ BadWurzach 1200v01

Wolfegg - Als Fest des Glaubens und würdevoller Abschied von einem charismatischen Seelsorger – so gestaltete sich das Requiem für Pfarrer i. R. Otto Schmid am Freitag, 27. Januar, in Wolfegg.

13 Pfarrer waren zum Requiem des langjährigen Wolfegger Pfarrers Otto Schmid in die Pfarrkirche St. Katharina gekommen, dazu Fürst und Fürstin von Waldburg, Wolfegg und Waldsee, der Wolfegger Bürgermeister Peter Müller und zahlreiche Gläubige aus Wolfegg, Rötenbach, Alttann, Bad Wurzach, Kisslegg und Umgebung. Die Wolfegger und Eberhardzeller Blutreiter waren mit ihren Standarten präsent, außerdem die Fahnenabordnungen der Musikvereine Wolfegg und Rötenbach. Die vereinigten Kirchenchöre von Wolfegg und Rötenbach gestalteten unter der Leitung von Franz Ott die Totenliturgie mit.

In seiner Predigt würdigte der Wolfegger Ortspfarrer Klaus Stegmaier den Verstorbenen als einen unermüdlichen Seelsorger, der in seinem langen Leben die Frohe Botschaft des Evangeliums sehr vielfältig und ansprechend in Wort und Schrift, durch Bilder (selbstgefertigte Ikonen und Früchteteppiche) und durch Wallfahrten an zentrale Orte des Glaubens den Menschen nahegebracht habe. Durch sein 31-jähriges Wirken in Wolfegg und Umgebung habe der volksnahe Pfarrer die Gemeinden ganz einzigartig geprägt. Der Dank an Gott für alles Gute und Segensreiche, das von Otto Schmid ausging, stand ebenso in der Mitte der Feier wie die Bitte an den Herrn, dass dieses reiche und geistig fruchtbare Leben nun seine Vollendung finden möge in der Herrlichkeit des Himmels.

Nach dem Requiem fand die Beerdigung von Pfarrer Otto Schmid auf dem Wolfegger Friedhof statt.

Text: Klaus Stegmaier (entnommen der Webseite der Seelsorgeeinheit Oberes Achtal)

Die Bergstöcke des Verstorbenen
Die Bildschirmzeitung dokumentiert die Predigt von Pfarrer Klaus Stegmaier beim Requiem für Pfarrer Otto Schmid im Wortlaut (gekürzt; gefettete Zwischentitel von der Redaktion der Bildschirmzeitung eingefügt):

„Liebe Trauergemeinde, einen nicht alltäglichen Wunsch hat „Don Otto“, wie er liebevoll von den Freunden der italienischen Partnergemeinde Colico genannt wurde, in seinem Nachlass schriftlich formuliert: Man möge zwei Bergstöcke zum Sarg hinzustellen und außerdem eine Ikone mit dem Motiv des Auferstehungsengels.

Die Welt der Berge war die große Leidenschaft des Verstorbenen. Schon als Schüler fuhr er gerne mit der Familie in die Berge. Ab 1965 verbrachte er jährliche Ferienaufenthalte in den Dolomiten, ab den 90er-Jahren im Engadin und im Wallis. Viele teure Erinnerungen an die Berge und an gefeierte Bergmessen konnte unser Mitbruder sein Eigen nennen. Ganz bewusst habe ich deshalb das Evangelium mit dem Bericht von der Verklärung auf dem Berg Tabor ausgewählt. (...) Sein langes Leben lässt sich sehr gut mit einer Tour über verschiedene Berggipfel und Gebirgstäler vergleichen.

Dankbar schauen wir zurück auf sein erfülltes Leben, das jetzt abgeschlossen ist. Sicherlich werden da bei Ihnen, liebe Schwestern und Brüder, ganz unterschiedliche Erinnerungen wach: Begegnungen, Gespräche, gemeinsame Erlebnisse, bestimmte Gesten oder Redewendungen. In Ihnen allen lebt ein Teil von Otto Schmid fort und alle Ihre Erinnerungen zusammengetragen würden sich zusammenfügen zu einem großen Bild seines Lebens. Ein Leben, das am 15. Dezember 1930 in Ravensburg seinen Anfang nahm.

Als der Vater sich weigerte
Als jüngster von drei Brüdern wächst Otto in den bewegten Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg in Weingarten auf. Sein Vater Alois Schmid ist Rektor an der Volksschule Weingarten und weigert sich, ab 1937 die Kreuze aus der Schule zu entfernen. Er wird daraufhin denunziert und als Rektor abgesetzt.

Der Schüler Otto wechselt im Kriegsjahr 1940 auf das Spohn-Gymnasium nach Ravensburg. Vor allem das Kriegsende 1945 bringt tragische und sorgenvolle Ereignisse für ihn und seine Familie mit sich: Am 2. April fällt sein ältester Bruder Walter mit neunzehneinhalb Jahren als Soldat. Am 7. April muss sein Vater Alois untertauchen, um sich einer Verhaftung durch die Nazis zu entziehen. Am 8. April müssen auch Otto und seine Mutter und Bruder Hans sich absetzen. Bei einer Familie in Atzenhofen verstecken sie sich und bleiben dort bis zum Einmarsch der Franzosen. Am 27. April wird das Haus der Familie Schmid in Weingarten bei einem Tieffliegerangriff von einer Splitterbombe getroffen, der Dachstuhl brennt ab.

Nach den Wirren des Kriegsendes ging für unseren Mitbruder der Schulbetrieb auf dem Spohn-Gymnasium weiter. Dort machte er im Heiligen Jahr 1950 das Abitur und nahm noch im selben Jahr in Tübingen das Studium der katholischen Theologie auf. Seine Auswärtssemester verbrachte er 1953 an der Universität München.

Nach dem Studienabschluss 1954 erfolgte der Eintritt ins Priesterseminar Rottenburg, wo Otto Schmid die sogenannten „niederen Weihen“ empfing (Ostiarier, Lektor, Exorzist, Akolyth, Subdiakon, Diakon) und auf die praktischen Vollzüge in der Pfarreiseelsorge vorbereitet wurde.

Primiz in der Basilika
Das Gipfelerlebnis seines jungen Lebens war die Priesterweihe durch Bischof Carl Joseph Leiprecht am 16. Juli 1955 in Rot an der Rot und die anschließende Primiz am 24. Juli 1955 in der Basilika in Weingarten. Groß war die Freude über dieses seit langem angestrebte Ziel.

Es schloss sich eine zweieinhalbjährige Vikarszeit in Schramberg-Sulgen an, danach kam der junge Priester wieder mehr in heimatliche Gefilde. Ab April 1958 bis 1969 war er Kaplan in Kisslegg und dort – und für das Dekanat Wangen – vor allem als Jugendseelsorger tätig. Auch betreute er die katholische Landjugend in Kisslegg. Eine Frau aus Sommersried bei Leupolz schreibt: „Auf dem Kirchplatz nach dem Sonntagsgottesdienst war der Kaplan immer umringt von Jugendlichen. Mit Handzetteln hat er für mehrtägige Wallfahrten geworben, zum Beispiel nach Lourdes oder auf den Odilienberg ins Elsaß oder nach Mariazell. Immer waren die Busse voll. Er hat uns den Glauben schmackhaft gemacht im Alltag und bei den Predigten. Wir hatten in den 60er-Jahren durch seine Unterstützung als Jugendkaplan eine einmalig schöne Jugendzeit.“

31 Jahre in Wolfegg
Nach der elfjährigen Kaplanszeit in Kisslegg trat Pfarrer Otto Schmid am 9. November 1969 hier in Wolfegg seine erste eigene Pfarrstelle an – als Nachfolger von Pfarrer Wilhelm Iländer. Weil das Pfarrhaus im großen Stil umgebaut und renoviert wurde, durfte der neue Pfarrer im ersten Jahr als Gast im Fürstlichen Schloss wohnen. Durch diese großzügige Gastfreundschaft wurde ein enges, freundschaftliches, ja fast familiäres Verhältnis zum Fürstlichen Haus von Waldburg, Wolfegg und Waldsee grundgelegt, das die ganze 31-jährige Wolfegger Zeit und auch noch danach Bestand hatte. Jeden Montagmorgen feierte Pfarrer Schmid die Heilige Messe in der neugotischen Schlosskapelle – eine Tradition, die bis heute in leicht abgewandelter Form fortbesteht.

Da unser Mitbruder in den ersten acht Jahren nur den Ort Wolfegg seelsorgerlich betreute, übernahm er temporär verschiedene Zusatzaufgaben. So war er bis Mitte der 70er-Jahre Dekanatsjugendseelsorger im Dekanat Waldsee. Ab 1975 fungierte er als Dekanatspräses für Kirchenmusik und von 1976 bis 80 war er Schuldekan.

Alttann und Rötenbach
Ab 1. September 1977 wurde er zusätzlich Pfarrverweser in Alttann nach dem Weggang von Pfarrer Eugen Wirth. Ab 1. Februar 1978 war dann auch noch Rötenbach seelsorgerlich mitzubetreuen – nach dem plötzlichen Tod von Pfarrer Xaver Maier.

Als Pfarrer mit Leib und Seele war Otto Schmid in Liebe und Hingabe für die Gläubigen seiner Gemeinden da, für Jung und Alt. Er begleitete sie von der Taufe bis zur Beerdigung. In dieser langen Zeit von 31 Jahren hat er vor allem den Ort Wolfegg geprägt und sich auch in das Gedächtnis und die Erinnerung der Leute vor Ort eingeprägt.

Blutreiter als Sargträger
Beim Blutritt in seiner Heimat Weingarten ritt er mit der Wolfegger Blutreitergruppe zehnmal als Pfarrer mit. Heute tragen die Blutreiter seinen Sarg.

Neben seiner Begeisterung für die Berge hatte Don Otto auch Freude am Reisen. Auf vielen Fahrten und Wallfahrten hatte er Gemeindemitglieder dabei. Ab 1986 bereiste er vorwiegend die biblischen Länder: Griechenland, Türkei, Heiliges Land, Ägypten, Zypern, Sizilien usw. Dabei kam ihm sein geschichtliches und kunsthistorisches Interesse zugute. Die Mitreisenden erfuhren aus seinem Mund viele interessante Fakten und Zusammenhänge.

Kunstgeschichtlicher Autor
Als historisch interessierter Pfarrer einer solch schönen Kirche brachte er 1971 einen neuen Kirchenführer heraus, der sechsmal neu aufgelegt wurde, und im Jahr 1993 das Buch „St. Katharina Wolfegg: ein Barockjuwel erzählt.“
Bereits seit 1969 war er Mitarbeiter bei der Predigtzeitschrift „Gotteswort im Kirchenjahr“.

Ikonenkünstler
Genauso wichtig wie das geschriebene Wort waren für Pfarrer Otto Schmid auch die Bilder, vor allem die Ikonen. Deshalb steht hier vorne an seinem Sarg auch eine Ikone, die er selbst geschrieben hat. Er stieß Ende der 80er-Jahre auf die Möglichkeit, in Einsiedeln in der Schweiz die Kunst des Ikonenschreibens zu lernen. Und so besuchte er ab 1991 insgesamt 30 Kurse, auf denen viele sehenswerte Ikonen durch seine Hand entstanden.

Die Motive des Früchteteppichs
Doch auch die sehenswerten Früchteteppiche zu Erntedank hier in Wolfegg sollen noch kurz erwähnt werden. 30 Jahre lang, bis zu seiner Pensionierung, traf der liebe Heimgegangene jeweils die Auswahl des Motivs und machte die Vorzeichnung. Ein Stamm von fleißigen Frauen half dann mit, in mühevoller Kleinarbeit, die Motive aus zum Beispiel grünen Erbsen, dunkelblauen Schlehen, gelben Maiskörnern, roten Cotoneasterbeeren, hautfarbenen Reiskörnern etc. zu legen. Die Beteiligten und auch die Kirchenbesucher erfreuten sich jedes Jahr aufs Neue an den farbenprächtigen Früchteteppichen.

Konzelebrant Thomas Bucher
Kurz vor der Jahrtausendwende, im Jahr 1999, durften sich der liebe Heimgegangene und die Gläubigen noch über einen Primizianten freuen: Der Neupriester Thomas Bucher feierte nach seiner Priesterweihe in Zwiefalten im Juli 1999 seine Primiz in Alttann und hier in St. Katharina Wolfegg. Er ist heute unter den Konzelebranten.

In der Seelsorgeeinheit Bad Wurzach als Ruhestandsgeistlicher
Nach seiner Pensionierung am 30. Juni 2001 zog Pfarrer Otto Schmid nach Bad Wurzach, wo er noch viele Jahre in der Kirchengemeinde St. Verena als Seelsorger aushalf. Zwei große Jubiläen fielen in diese Ruhestandsphase: Das Goldene Priesterjubiläum 2005 und das Diamantene Priesterjubiläum 2015.

Zum September 2020 siedelte unser Mitbruder altersbedingt nach Kisslegg über, wo er bei seiner Pfarrhausfrau Hannelore Schwarz die Unterstützung und Pflege erhielt, die er in seinem fortgeschrittenen Alter benötigte.

Bis zuletzt war der Verstorbene mit seiner Herkunftsfamilie stets eng verbunden, ein echter Familienmensch! Er hatte seine Eltern damals mit aufgenommen ins Wolfegger Pfarrhaus. Er hielt stets Kontakt mit seinem bereits 2019 verstorbenen Bruder Hans und dessen Frau. Auch zu seiner Nichte Mechthild Müller mit Familie gab es trotz großer räumlicher Entfernung stetigen Kontakt und herzlich frohe Begegnungen.

An seinem letzten Geburtstag, am zurückliegenden 15. Dezember, besuchten ihn noch zahlreiche Gemeindemitglieder aus Wolfegg und Kisslegg, langjährige Weggefährten, Freunde und Bekannte. Am 17. Januar schließlich legte er – gezeichnet von den Gebrechen des Alters – sein langes und erfülltes Leben zurück in Gottes Hände. (...)"

29Bergstöcke

Otto Schmids Bergstöcke am Altar. Foto: SE

 

 

--------------------------------------------------

halloRV

­