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Gaisbeuren (rei) - Am 2. Dezember konnte Rudi Heilig seinen 80. Geburtstag feiern. Nach seiner Pensionierung als Bankvorstand hatte er die Hände nicht in den Schoß gelegt, sondern sich unermüdlich fürs Gemeinwohl engagiert. Die Suppenküche im Klosterhof in Bad Waldsee ist eines seiner Herzensanliegen. Weiter war er als Vorstand rastlos für „seinen“ Musikverein Reute-Gaisbeuren unterwegs. Auch begleitet er nach wie vor das örtliche Geschehen als freier Journalist und bedient dabei in erster Linie die Lokalausgabe der „Schwäbischen Zeitung“; auch das „Amtsblatt der Stadt Bad Waldsee“ und die Ausgabe „Der Waldseer“ der Bildschirmzeitung können sich auf die unermüdliche Zuarbeit des „jugendlichen“ Jubilars stützen.

Als kleines Dankeschön hat die Redaktion der Bildschirmzeitung, an der Spitze Wolfgang Weiß und Gerhard Reischmann, beim „Katholischen Sonntagsblatt“ (KS), dem Wochenmagazin der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Erlaubnis zum Nachpublizieren des großen KS-Artikels „Der Herrgott wird’s schon richten“ erwirkt. Hier der Artikel aus der Feder von Julian Klödy, der im Sonntagsblatt am 11. Dezember veröffentlicht wurde:

„Der Herrgott wird’s schon richten“
Vor über 70 Jahren hat sich Rudi Heilig das erste Mal ein Messdienergewand übergestreift. Seither engagiert er sich nicht nur in seiner Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Reute-Gaisbeuren, sondern weit darüber hinaus in sozialen Einrichtungen und der Politik. Angst, nach dem Renteneintritt in ein Loch zu fallen, hat er nie gehabt – und auch mit 80 Jahren gibt es für ihn noch viel zu tun.

Die Martinusmedaille
Ein Mann, der sich „ganz im Sinne des heiligen Martin engagiert“, so beschrieb jüngst Bischof Gebhard Fürst Rudi Heilig im Rottenburger Dom. Für seinen „außerordentlichen Einsatz“, wie es in der Begründung heißt, wurde er mit der Martinusmedaille geehrt. Über die Neuigkeit war er zunächst sehr überrascht. „Es gibt sicher hunderte, die ähnlich engagiert sind wie ich“, ordnet Rudi Heilig für sich den Erhalt der Medaille ein, „ich hatte nur das Glück, dass mich jemand vorgeschlagen hat.“

Aufgewachsen auf einem kleinen Bauernhof
Geboren und aufgewachsen ist Rudi Heilig in einfachen Verhältnissen auf „einem kleinen Bauernhöfle“ in Atzenreute. Nach dem frühen Tod seines Vaters musste er mit 16 (!) Jahren den Hof führen, während sein älterer Bruder den Priesterberuf anstrebte.
Vier Jahre hat Rudi Heilig als Landwirt gearbeitet, bis er sich für eine Veränderung entschieden hat: „Ich dachte, das kann doch nicht alles sein, also habe ich eine Lehre zum Bankkaufmann begonnen“, erzählt der Mann mit der angenehm sonoren Stimme, „ich bin sozusagen ein spätberufener Banker.“ Bis zu seiner Pensionierung war er bei der Raiffeisenbank Reute-Gaisbeuren und dort 35 Jahre als Vorstand aktiv.

Der Glaube spielte in der Familie schon immer eine große Rolle. Er hat Rudi Heilig sein ganzes Leben hindurch geprägt und tut es immer noch. Das Tischgebet vor dem Essen ist für ihn selbstverständlich.

Landjugend und Lektorendienst
Rudi Heilig ist zwar engagiert, aber niemand, der sich aufdrängt. In frühen Jahren war er Leiter der katholischen Landjugend und als er 1965 gefragt wurde, ob er den Lektorendienst übernehmen wolle, hat er das sehr gerne getan. Er war 30 Jahre im Gemeinderat Bad Waldsee und 23 Jahre im Kirchengemeinderat tätig. In dieser Zeit half er bei der Renovierung der Pfarrkirche Reute und der Kirche St. Leonhard in Gaisbeuren. Außerdem war er Mitglied im Ortschaftsrat und Obmann der Stefanus-Gemeinschaft. Im Auftrag seiner verstorbenen Cousine gründete er die Josefine-Heine-Stiftung in Baindt, die sich der Förderung der Jugend verschrieben hat.

„Mit dem Herrgott zusammen kann das Leben gelingen“, ist sich Rudi Heilig sicher. Sein unerschütterlicher Glaube begleitet ihn schon sein ganzes Leben. Er ist ihm Hilfe und Stütze. An Gott gezweifelt habe er nie, auch nicht in schwierigen Phasen. „Das Ansprechen am Morgen und am Abend ist mir sehr wichtig“, erklärt der umtriebige Pensionär, „dabei geht es mir vor allem darum, Gott zu danken. Das ist für mich wichtiger als bitten.“ In Zeiten des russischen Angriffskrieges und der Unruhen überall auf der Welt ist ihm aber auch bewusst, dass der Glaube eine große Herausforderung sein kann.

Mit 65 Jahren trat Rudi Heilig in den wohlverdienten Ruhestand ein. „Kurz bevor es so weit war, wurde ich oft gefragt, ob ich nicht Angst habe, in ein Loch zu fallen“, sagt er. Doch diese Angst habe er nie gehabt, denn er hat immer etwas zu tun. Er übernimmt Fahrdienste bei der Sozialstation „Gute Beth“, war Schöffe beim Amtsgericht und berichtet mit Stift und Kamera für die „Schwäbische Zeitung“ oder das „Katholische Sonntagsblatt“.

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“
Ganz besonders engagiert sich der 80-Jährige für die Suppenküche „Klosterstüble“ in Bad Waldsee, die er vor 15 Jahren mitbegründet hat. Von Montag bis Freitag gibt es dort zum kleinen Preis eine warme Mahlzeit. „Aber der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein, deshalb liegt uns auch die seelische Betreuung am Herzen“, erklärt Rudi Heilig. Menschen in besonderen Lebenssituationen finden im „Klosterstüble“ immer ein offenes Ohr, um über Probleme zu sprechen und beispielsweise auch finanzielle Unterstützung zu erfahren.

„Zwischen 25 und 35 Gäste werden im Schnitt jeden Tag von uns verköstigt“, sagt Rudi Heilig. Rund zwei Drittel davon haben einen Berechtigungsschein, die anderen zahlen für ein Menü 5 Euro. „Manchmal kommen auch Menschen zu uns, die in der Mittagspause wenig Zeit haben und etwas Warmes essen wollen. So wird das Klientel etwas aufgemischt und man kommt mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch“, schwärmt Rudi Heilig.

Das Essen kauft die Suppenküche beim nahegelegenen Kloster Reute ein. Der fair gehandelte Kaffee kommt aus dem Weltladen. „Eine Tasse kostet bei uns 50 Cent. Da zahlen wir praktisch drauf, aber das ist es uns wert“, erklärt der dreifache Vater. Die Leidenschaft für dieses Projekt ist ihm deutlich anzumerken: „Soweit ich weiß, sind wir die einzige Suppenküche im Land, die ganzjährig geöffnet hat. Eigentlich ist der Name sogar etwas irreführend, denn Suppe gibt es bei uns ganz selten“, schmunzelt er.

Insgesamt 35 Ehrenamtliche engagieren sich im „Klosterstüble“. Rudi Heilig ist bis zu 25 Stunden in der Woche vor Ort, steht für Beratungsgespräche zur Verfügung und hat ein offenes Ohr für Menschen in den unterschiedlichsten Situationen. Als ukrainische Flüchtlinge nach Bad Waldsee kamen, hat die Suppenküche Spenden gesammelt, um die etwa 250 Menschen beispielsweise mit einem Begrüßungsrucksack und Bargeld zu unterstützen. Auch die Anzahl der warmen Mahlzeiten im „Klosterstüble“ wurde zwischenzeitlich verdoppelt.

Bei der Verleihung der Martinusmedaille fasste Bischof Fürst das Wirken von Rudi Heilig zusammen: „Auf vorbildliche Weise leistet er einen wichtigen Beitrag, dass Kirche an vielen Orten als Kirche für die Menschen sichtbar und wirksam sein kann.“

Für Rudi Heilig ist es selbstverständlich, sich sozial zu engagieren und Menschen in Notlagen zu helfen. Sein Glaube, den er für sich mit einem Satz auf den Punkt bringt, begleitet ihn dabei: „Der Herrgott wird es schon richten.“

So weit der Artikel im "Katholischen Sonntagsblatt".

Der Ketteler-Preis
Vor kurzem hat Rudi Heilig eine weitere Auszeichnung erhalten. Für besonderes Engagement in Zeiten von Corona wurde ihm in Köln von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) der Ketteler-Preis verliehen.

Einige Bilder von den zwei Festtagen
Unten einige Bilder vom zweitägigen Fest, das am 2. Dezember im Privathaus der Familie Heilig in Gaisbeuren seinen Anfang nahm und am Folgetag im „Adler“ in Gaisbeuren seinen Abschluss fand.

Am 2. Dezember hatten ihre Aufwartung gemacht: Oberbürgermeister Matthias Henne, Ortsvorsteher Achim Strobel, Dr. Konstantin Eisele für die Solidarische Gemeinde, Lothar Hanser und Florian Kramer von der Raiffeisenbank Reute-Gaisbeuren, Pfarrer Stefan Werner und Franziska Tessling von der Pfarrgemeinde Reute-Gaisbeuren, Franz Gapp (mit seiner Solotrompete) von der Stadtkapelle Bad Waldsee sowie weitere Vertreter der örtlichen Vereine, natürlich auch die Nachbarn und viele Freunde und Bekannte.

Am Samstag wurde im Hotel-Gasthaus „Adler“ in Gaisbeuren mit ca. 70 Gästen gefeiert. Für die schöne Deko hatte Rudi Heiligs Gattin Maria gesorgt. Anstelle von Geschenken kamen viele Spenden an. Diese erhalten je zu Hälfte die Suppenküche Bad Waldsee sowie der Förderverein „Klosterberg“. Aus diesem Grunde weilte auch Sr. Maria Hanna vom Kloster Reute unter den Gästen. Natürlich war auch die komplette Vorstandschaft der Suppenküche gekommen und gratulierte und dankte ihrem „Motor“. Um 15.00 Uhr spielten die Musikanten des Musikvereins ihrem Ehrenvorsitzenden Rudi Heilig ein großes Geburtstagsständchen. Auch beim Adventsfrühschoppen-Konzert am Sonntag in der Durlesbachhalle Reute gab es Glückwünsche.

Die Bildschirmzeitung schließt sich den Glückwünschen an und sagt: Ad multos annos, noch viele Jahre, lieber Herr Heilig.

Henne uaOberbürgermeister Matthias Henne und Ortsvorsteher Achim Strobel mit dem Ehepaar Maria und Rudi Heilig.

Maria Hannah

Für das Kloster sprach Generaloberin Maria Hanna. 

Maier 

Für die Suppenküche ergriff Alois Mayer das Wort. 

Strobel Eisele

Dr. Konstantin Eisele von der Solidarischen Gemeinde Reute-Gaisbeuren (mit Ortsvorsteher Achim Strobel, rechts).

Musikanten

Ein Teil "seiner" Musikanten (Rudi Heilig war lange 1. Vorstand und zuvor 2. Vorstand des Musikvereins Reute-Gaisbeuren). 

 

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halloRV

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