Bad Waldsee - Der Ausschuss für Umwelt und Technik hat in seiner Sitzung am Montag (11. Juli) den Weg frei gemacht für eine großzügige Erweiterung des Solarparks Hierbühl.
Die (bestehende) Photovoltaikanlage zwischen Bad Waldsee und Haslanden entlang der Bahnlinie nach Aulendorf soll um annähernd acht Hektar wachsen und damit künftig rund 2000 Haushalte mit Strom versorgen können. Protest gegen das mächtige Sonnenkraftwerk kam aus der Nachbarschaft, insbesondere aus dem Hölderlinweg. Die Anlieger befürchten unter anderem Blendeffekte durch die Kollektoren.
Grundlage für den Ausbau der regenerativen Energien ist das Klimaschutzkonzept, das der Gemeinderat bereits vor acht Jahren beschlossen hat. Damals hatte die Stadt allein für die solare Stromerzeugung auf Freiflächen entlang der Bahnlinien auf ihrer Gemarkung ein theoretisches Potential von mehr als 120 Hektar ermittelt. Hinzu kommt als Stütze das neue Klimapolitische Leitbild, das der Gemeinderat im Mai verabschiedete. Danach soll die Stadt bekanntlich bis 2045 klimaneutral werden.
Im September letzten Jahres hatte der Ausschuss für Umwelt und Technik den Aufstellungsbeschluss für den Vorhabenbezogenen Bebauungsplan „1. Erweiterung Solarpark Hierbühl“ gefasst, damals noch auf einer Fläche von 11,8 Hektar. Im Zuge der Planung und nach entsprechenden Einwänden wurde die Fläche um mehr als vier auf jetzt 7,6 Hektar reduziert. Mit der Verkleinerung der Kollektorenfläche hat die Stadt Sorgen der Nachbarn ernst genommen und den Abstand zum Baugebiet im Bereich Hölderlinweg deutlich vergrößert.
Zur Abklärung des Sachverhalts wurde eigens ein Blendgutachten in Auftrag gegeben. Dieses bestätigt nun, dass die „Blendeffekte im zulässigen Rahmen“ sind, wie es in der Sitzungsvorlage der Verwaltung zum Thema heißt. Danach müssen die Nachbarn 30 Minuten am Tag (oder 30 Stunden im Jahr) mit möglichen Blendungen leben. Peter Natterer, Leiter der Abteilung Baurecht, beruhigt aber. Die Zeitangaben bezögen sich auf den „worst case“, den schlimmsten Fall. Damit der eintritt, müsste die Sonne durchgehend scheinen.
OB Henne kann die Betroffenheit der Nachbarn durchaus „nachvollziehen“. Einerseits. Andererseits sei es aber vornehme „Hauptaufgabe der Stadt, das große Ganze abzuwägen“. Und wie diese Abwägung aussehen muss, daran lässt das Stadtoberhaupt keinen Zweifel: „Wir müssen Zukunft gestalten.“
Im Ausschuss gab es am Montag keine größeren Debatten. Man war sich in der Sache weitgehend einig. Franz Spehn (Freie Wähler) lobte den Solarpark als eine „Super-Sache“ und stellte seine Vorzüge im Vergleich etwa zu einer Biogasanlage heraus. Diese verbrauche „zunächst ja sehr viel Strom“. Grünen-Stadtrat Jörg Kirn pochte auf Naturverträglichkeit und will „Betroffene zu Beteiligten machen“. Es sei wichtig, vor allem im Sinne einer besseren Akzeptanz der Energiewende, „die Bevölkerung frühzeitig ins Boot zu holen“.
Peter Natterer verwies in der kurzen Debatte auf die Vorzüge des Solarparks Hierbühl. Man habe „flächenschonend geplant“ und auch an Flora und Fauna gedacht. Obwohl die Anlage mit einem (niedrigen) Zaun versehen werde, sei ein Wildwechsel zumindest für Kleintiere möglich. Das zeige sich schon in der bestehenden Anlage, wo sich „die Hasen gute Nacht sagen“. Auch eine Obstbaumwiese wird es wieder geben.
Am Ende war die Zustimmung zum Solarpark nahezu einhellig (zwei Enthaltungen). Der Vorhabenbezogene Bebauungsplan wurde damit als Entwurf festgestellt und wird mit den Stellungnahmen der beteiligten Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange für einen Monat öffentlich ausgelegt.
Bericht: Michael Kaiser