Aulendorf - Am 3. April kamen etwa 100 Personen im Schlossinnenhof zusammen, um Solidarität mit der Ukraine zu bekunden und für den Frieden einzustehen.
Um 19.00 Uhr begann die Kundgebung nach fünfminütigem Glockenläuten. Es gab Redebeiträge von Bürgermeister Matthias Burth, von Schüler*innen vom Studienkolleg St. Johann Blönried, von einer Lehrerin aus der Ukraine, die in Wangen im Allgäu Zuflucht gefunden hat, von Gerhard Reischmann, dem Autor des Buches „Menschenkinder – Notizen aus Oberschwaben“, und von Rita Dittrich für die beiden Kirchengemeinden. Aufgerufen zu der Kundgebung hatte das Studienkolleg St. Johann Blönried und der BUND-Aulendorf. Umrahmt wurde die Veranstaltung – bei eisigen Temperaturen – mit Friedensliedern von Andreas Herkommer.
Die fortwährend schrecklichen Nachrichten vom Krieg in der Ukraine, die Bilder von Zerstörung und Tod erschrecken zutiefst. Millionen Menschen sind auf der Flucht, mehr als vier Millionen haben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks die Ukraine verlassen, einige davon sind auch in Aulendorf angekommen.
Die Kirchenglocken läuteten minutenlang, bevor die Veranstaltung mit rund 100 Bürgerinnen begann.
Andreas Herkommer spielte ein Lied von Georg Danzer („Traurig, aber wahr“). Bruno Sing begrüßte die Teilnehmer und kündigte den Bürgermeister als ersten Redner an. „Seit fünf Wochen verfolgen wir gebannt und mit großer Sorge die Bilder von sinnlos zerstörten Städten, von Flüchtenden, die inzwischen auch in Aulendorf angekommen sind.“ In Deutschland sind bislang 250 000 Flüchtlinge registriert worden, tatsächlich seien es wohl schon eine Million, so Burth. Bei angenommen einer Million Flüchtlinge in Deutschland sei Aulendorf nach dem Königsteiner Schlüssel zur Aufnahme von 150 Flüchtlingen verpflichtet. Für diese fehle vor allem weiter Wohnraum, obwohl schon einige Angebote eingegangen seien. Nächste Woche erwarte man zwei Busse, die im Kreis Ravensburg ankommen. Der größte Teil komme aber auf privaten Wegen, in Aulendorf sind es derzeit 60 Ukrainerinnen, davon 20 Schüler und Kinder, die schon in Schulen und Kindergarten aufgenommen wurden. Auch eine Tagesbetreuung werde organisiert und ein Sprachkurs angeboten. Auch für Flüchtlinge aus dem Irak, Iran und Afghanistan benötige man Wohnraum. Im Lehmgrubenweg ist eine neue Containeranlage geplant. Ansprechpartner für alle Angebote sei die Integrationsbeauftragte Cornelia Glaser.
Zum Schluss wies er auf eine Infoveranstaltung am 12. April in der Stadthalle hin mit dem Ziel, ehrenamtliche Hilfe zu organisieren.
Raphael Reck, ein Schüler von St. Johann, zitierte Udo Lindenbergs Text „Wir ziehen in den Frieden“ und Vita Podoliak, eine ukrainische Lehrerin für Englisch und Deutsch aus Ternipol, seit drei Wochen in Wangen i. A., berichtete von dem Angriff auf eine Geburtsstation in Charkiv und sagte sie sei sehr dankbar für die Aufnahme in Deutschland.
Der Redakteur und Autor Gerhard Reischmann berichtete von einer Mahnwache in Aulendorf im Jahr 2003, die zu Beginn des Irakkrieges stattfand: „Wozu sind Kriege da, Herr Präsident?“ Damals wie heute waren und sind Bruno Sing oder Rita Dittrich mit dabei. Er mahnte, „Pazifismus mache sich unglaubwürdig“, wenn er Waffen liefere. Und würdigte die internationale Strafgerichtsbarkeit. Kriegsverbrecher würden bestraft und verurteilt. Auch Putin müsse befürchten, „dass die Handschellen klicken, wenn er seinen Machtbereich verlässt“.
Zwei Schülerinnen, Katharina Assfalg und Regina Spieß, sowie nachfolgend Rita Dittrich sprachen Friedensgedanken und Friedensgebete. Zum Schluss der einstündigen Kundgebung sang Herkommer „Sag mir, wo die Blumen sind“.
Text und Bilder: Gerhard Maucher
Kundgebung Ansprache Gerhard Reischmann