Aulendorf – Seit Mitte letzten Jahres beteiligt sich die Stadt Aulendorf an einem Projekt der Caritas Bodensee-Obeschwaben zur Situation älterer Menschen.
132 von Oktober bis Dezember letzten Jahres durchgeführte Interviews ergaben nach ihrer Auswertung durch die Hochschule Weingarten folgendes Bild: die meisten Befragungen fanden in den Jahrgängen 1946 bis 1955 statt, der oder die älteste Befragte ist 98 Jahre alt. Ein Drittel wohnt alleine und in der Mehrzahl sind die Befragten weiblich und katholischer Konfession, zu 90 % noch mit Kindern in Kontakt, die auch am ehesten zu Hilfe und zu Rate gezogen werden.
Abgefragt nach täglichen Unterstützungsleistungen in den Bereichen Einkaufen, Kochen, Wäsche, werden diese selten benötigt, schon eher bei Putz- und Gartenarbeiten von etwa einem Drittel. Moderne Kommunikationsmittel wie ein Smartphone besitzen viele, wenn auch das klassische Telefon noch am meisten benutzt wird.
Neben der Kernstadt wurden Personen inb allen Teilorten befragt, davon insbesondere in Tannhausen und Blönried. Ihre eigene Wohnsituation im Hinblick auf das älter werden, bezeichneten 27 Befragte als mangelhaft und sogar 13 als ungenügend. Das meist gennannte Beschwernis im Alltag waren Treppen, jedoch die Wohnberatung kannten nur 14 % der Befragten. Die Mobilitätsmöglichkeiten in Aulendorf fanden gut ein Viertel als mangelhaft, obwohl 80 % noch ein Auto oder 50 % ein Fahrrad selbst benutzen. Die allermeisten v erlassen täglich das Haus für Besorgungen und sonstige Unternehmungen.
Insgesamt ein Viertel benutzen einen Rollator oder sind auf Rollstuhl oder Krücken angewiesen. Als geeigneten Treffpunkt für einen offenen Mittagstisch werden vor allem das Gemeindehaus oder die Dorfgemeinschaftshäuser in den Teilorten genannt. Die hausärztliche Versorgung in Aulendorf wurde zwiespältig beurteilt, so schätzten ein Viertel ihre Situation als gut (37 Antworten) wie mangelhaft (38 Antworten) ein.
Eindeutiger war das Bild bei der fachärztlichen Versorgung, die überwiegend als mangelhaft oder gar ungenügend bewertet wurde. Die Bewertung der pflegerischen Versorgung war breit gestreut durch die Noten 1 bis 6. 30 Befragte haben weder eine Patientenverfügung noch eine Vorsorgevollmacht ausgestellt. Zei Drittel kennnen den Stadtseniorenrat und seine Angebote. Vielfach sin die Seniorinnen und Senioren von Aulendorf in Vereinen und ehrenamtlichen Tätigkeiten engagiert.
Als zusätzliches Engagement nannten sie vor allem Fahrdienste und Betreungsaufgaben, vor allem punktuell. Bei den Angeboten für Saenioren vermissen sie insbesondere kompetente Beratungsangebote und offene Treffs zum Austausch. Bedrohlich ist die Tatsache, dass nur 27 % der Befragten angaben, in einer lebensbedrohenden Notsituation innerhalb einer Stunde aufgefunden zu werden. Als Fazit zum Schluss stellt die 120-seitige Studie fest, „es besteht deutlicher Handlungsbedarf“, vor allem wenn man das Alter und die weitestgehende Selbstständigkeit der Befragten in Betracht zieht, die wie wir alle älter und Unterstützungsbedürftiger werden.
Text und Bild Gerhard Maucher