Aulendorf - So wertvoll ortskulturelle Ereignisse wie das Musikfest in Münchenreute und das Dorffest in Tannhausen auch sind, die hierfür werbenden Plakate haben auch Kritik hervorgerufen. Sie verdecken den Blick auf ein regionalgeschichtlich bedeutsames Kleindenkmal, das von dem Aulendorfer Maurermeister Josef Laternser (1880 – 1964) im Ersten Weltkrieg errichtet worden ist.
Josef Laternser, bei Kriegsausbruch bereits 34 Jahre alt, hatte – im Unterschied zu vielen seiner Zeitgenossen – den Krieg als verhängnisvoll angesehen. Er gelobte, einen Bildstock zu setzen, wenn er heil heimkomme. Bereits am 31. August 1914 wurde er im Westen schwer verwundet; nach langem Lazarettaufenthalt wurde er am 7. Mai 1915 nach Hause entlassen – mit einer verkrüppelten rechten Hand, aber davongekommen mit dem Leben. Noch im Krieg errichtete Laternser das Bildstöckle mit einer Josefsfigur als Dank für die Heimkehr.
Seit 2004 denkmalgeschützt
Im November 2004 ist der Bildstock in die Liste der Kulturdenkmale des Landesdenkmalamtes aufgenommen worden. In der Begründung heißt es unter anderem: „Als Dokument für den gelebten Katholizismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und gleichzeitig als mittelbares Erinnerungszeichen an den Ersten Weltkrieg ist der traditionelle Bildstock ein Kulturdenkmal aus wissenschaftlichen (volkskundlichen) und heimatgeschichtlichen Gründen; an seiner Erhaltung besteht insbesondere wegen seines dokumentarischen Wertes ein öffentliches Interesse.“
Mit Lilie und Zimmermannswinkel
Der Josef ist dargestellt mit Lilie und Zimmermannswinkel, am Schaft des Bildstocks findet sich die Inschrift: „Heiliger Josef bitte für uns 1914/15 J. L. A. S. M. S.“ Die Initialen beziehen sich auf Josef Laternser, Anton Sättele (seinen Schwager) und Mechthilde Sättele, seine Schwester, die zum Zeitpunkt der Stiftung in dem Haus neben dem Bildstock gelebt haben. Die aus Sandstein gearbeitete Josefsfigur stammt vom Aulendorfer Bildhauer Josef Reuter, dem auch die Kreuzigungsgruppe auf dem Aulendorfer Friedhof zu verdanken ist.
Text: Gerhard Reischmann
Fast so hoch wie der Bildstock: die zwei Plakate. Foto: DBSZ
Seit 108 Jahren: An der Straße nach Bad Waldsee auf der rechten Seite hat das im Ersten Weltkrieg errichtete Kleindenkmal seinen Platz. Foto: DBSZ
Im Jahre 2006 hat Adolf Laternser, der Sohn des Stifters, die Inschrift am Bildstöckle von seinem Freund Hans Zeller neu vergolden lassen. Archivbild: Adolf Laternser
Stolz steht Adolf Laternser vor „seinem“ Bildstöckle. Archivbild (2006): Michael Laternser
Die Schwarzweiß-Aufnahmen sind dem Buch „Menschenskinder – Notizen aus Oberschwaben“ von Gerhard Reischmann entnommen (das Buch ist in der Pfarrbücherei Aulendorf vorhanden und kann ausgeliehen werden).