Aulendorf - „Was die Seele erlebt bei schwerer Krankheit und beim Sterben“ – unter diesem Motto stand am 3. April ein Vortrag von Dorothea Bauer im Katholischen Gemeindehaus Aulendorf. Die Hospizgruppe Aulendorf hatte zusammen mit der Katholischen Erwachsenenbildung (keb) diesen Vortrag organisiert und durchgeführt. Rita Dittrich begrüßte das fast voll besetzte Gemeindehaus, besonders die Vertreter/innen der umliegenden Hospizgruppen Bad Schussenried, Bad Waldsee und Altshausen.
Als Referentin konnte die Diplompädagogin und langjährige Einsatzleitung der Hospizgruppe Weingarten Dorothea Baur gewonnen werden. Ruhig und souverän schöpfte sie aus ihrem reichen Erfahrungsschatz. „Wir wissen vieles nicht“, so stieg sie in den Abend ein und „vieles bleibt ein Geheimnis“. Mit der Expertise von Elisabeth Kübler-Ross und dem Wandlungsmodell nach Monika Renz (Psychologin, Psychoonkologin und Theologin) stellte sie den Prozess zur „Einwilligung des sterbenden Menschen in den Tod“ sehr bildhaft und klar dar. Die Wandlung „geschieht“, so resümierte sie. An ein aktives Gestalten sei dann nicht mehr zu denken. Diese Wandlung sei dabei „eingebettet in etwas Größeres“ – unabhängig, ob der Sterbende gläubig ist oder Agnostiker.
Dem Erinnern kommt eine große Bedeutung zu
Der Spannungsbogen des Vortrages reichte vom Thema Spiritualität hin zum eigentlichen Sterbeprozess. Dem Erinnern komme dabei eine große Bedeutung zu: Bilder / Erfahrungen der Kindheit werden erlebt, wie wenn sie jetzt gerade stattfinden würden. Der Zuspruch: „Lass einfach los“, helfe wenig. Es brauche ein Erinnern / ein wiederholtes Erinnern dessen, was verlorengeht. Dabei komme den „unerledigten Geschäften“ eine besondere Bedeutung zu: Schuldhaftes Handeln, nicht gelebte Trauer oder auch nicht vollzogene Versöhnung müssen abgeschlossen werden. Belastende Gefühle müssen gefühlt werden, diese könnten nicht „weggeredet“ werden. Dies ist unter Umständen ein sehr intensiver, quälender Prozess, an dessen Ende oft ein friedvolles Sterben stehe.
Bei all dem sei wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Sterbenden einen Weg gehen, den sie noch nie gegangen sind. Und deren Frage: „Wie soll es mit mir weitergehen?“ verlange vom Begleiter reiche Erfahrung als „Mitfragender“, so Dorothea Baur.
Zentral werden bei diesen Fragen auch die Phasen, die nach Monika Renz im Sterbeprozess durchschritten werden: das Davor - Hindurch - Danach. Am Ende des Abends, nach einer angeregten Diskussion mit vielen Fragen, ist klar: „Sterben kann nicht geplant werden“. Jeder Mensch erlebt sein individuelles Sterben. Die Einwilligung in das Sterben kann es erleichtern. Die zentrale Herausforderung bleibe, die Angst zu überwinden.
Karin Burger von der Hospizgruppe Aulendorf bedankte sich am Ende des Abends bei der Referentin herzlich und überreichte ihr einen Blumenstrauß. Mancher Besucher, manche Besucherin blieb noch etwas, um mit den Vertreter/innen der Hospizgruppe Aulendorf ins Gespräch zu kommen.
Kontakt Hospizgruppe Aulendorf: 0151 / 61072975 oder 07525/9240050 (Diakon Schillinger)
Text: Willy Schillinger