Aulendorf – Um wichtige Gemeindeangelegenheiten mit der Einwohnerschaft von Aulendorf zu erörtern, hatte der Bürgermeister Matthias Burth am Mittwochabend zu einer ersten von zwei Einwohnerversammlungen in das Schulzentrum, Schussenrieder Str. eingeladen.
Etwa 100 Zuhörer:innen, darunter zahlreiche Gemeinderät:innen waren gekommen, um die aktuellen Sachstände zum Neubau eines Ärztehauses mit Primärversorgungsnetzwerk, zum Projekt Solidarische Gemeinde Aulendorf, zur Unterbringung geflüchteter Menschen, zur Überplanung des Parks und zur Stadtsanierung Stadtkern II und III zu erfahren. Fast drei Stunden dauerte die Veranstaltung, mehr als die Hälfte der Zeit zum ersten Punkt, beginnend mit dem Primärversorgungsnetzwerk, das Dr. Stefan Eisenlauer vorstellte.
Seit August 2022 in Betrieb und finanziert durch ein Förderprogramm des Sozialministeriums bis Ende Mai 2024 mit 165000 € Anteil Land und 18000 € Anteil Stadt, sei es gut angelaufen mit durchschnittlich 100 Kontakten die Woche bei steigender Tendenz.
Statt einer Mitarbeiterin seien nun zwei bis drei Mitarbeiterinnen mit den Hilfen im Rahmen der Gesundheitsversorgung, Informationen und Anträgen zur Pflege und Hospiz, Hilfen vor und nach stationären Aufenthalten und Kontakten zu Fachärzt:innen beschäftigt. Neu sei einmal die Woche das Sanitätshaus und einmal monatlich der Pflegestützpunkt in der Einrichtung, die für alle Bürger:innen offen stehe. Ziel sei es, das Primärversorgungsnetzwerk im neuen Ärzthaus, das auf einer Ackerfläche „Auf der Steige“ gebaut werden soll, zu integrieren, abhängig von der offenen Finanzierung und Weiterführung nach Mai nächsten Jahres, eine „Entscheidung der Politik“, so Eisenlauer.
Das multifunktionale Ärztehaus und Wohnprojekt wird durch die Projektbau Karakas GmbH in Aulendorf geplant. Merkan Karakas stellte das barrierefreie Quartierskonzept vor, das in nachhaltiger und ökologischer Bauweise mit geringen Energie- und Heizkosten und einer Tiefgarage gebaut werden soll. Vier betreute Wohngemeinschaften und 15 Wohnungen sind dabei vorgesehen, wobei die Details noch abgestimmt und im Gemeinderat beraten und beschlossen werden müssen, wie der Bürgermeister eingangs erwähnte.
Im Umfeld der Schließung benachbarter Krankenhäuser in Bad Saulgau und Bad Waldsee ohne Alternativen, sehe er es als eine mutige Herausforderung an, so Dr. Jan Schmidt, hier dem medizinischen Versorgungsengpass zu begegnen. Bei guter Verkehrsanbindung und vielen Parkmöglichkeiten könne ein modernes Gebäude mit entsprechender Akustik, Energetik und Technik entstehen, zudem auch ein Areal für Physio-, Ergotherapie, Fitness und Gesundheitsangeboten.
Martin Gessler ist seit 11 Jahren der Betreiber von Wohnwelt GmbH mit derzeit circa 50 Mitarbeitern. Sein Konzept von Seniorenwohngemeinschaften mit Hilfebedarf basiert auf einer Versorgung mit Selbstbestimmung und Teilhabe an der Gesellschaft, so Gessler.
Die vier Bewohner einer Wohngemeinschaft sind Mieter und teilen sich einen Mitarbeiter, der 24 Stunden für die Betreuung bereit stehe. Angehörige wie Bewohner haben ein Mitspracherecht an der Gestaltung des Tagesablaufs mit dem Ziel, dass sich alle wohlfühlen. Vier dieser Wohngemeinschaften sind im neuen Ärztehaus vorgesehen.
Neben dem dreigeschossigen Ärztehaus mit Holzfassade sind die Wohnungen nebenan zweigeschossig mit Satteldach. Das Gelände bietet Platz für Erweiterungen in der Zukunft. Während in der Diskussion Fragen zur Verkehrsanbindung im Mittelpunkt standen, lobte eine Zuhörerin mit viel Beifall bedacht, den Mut von Schmidt, seine Ideen mit den Investoren umzusetzen.
Text und Bilder: Gerhard Maucher