Aulendorf - Schwäbische Geschichten, Gedichte und Lieder präsentierten die beiden oberschwäbischen Autoren Edi Graf und Bernhard Bitterwolf im Marmorsaal. Nach ihrem letzten gemeinsamen Werk „I wünsch dir ‘s Chrischtkendle ens Herz“ (2021) haben sie nun in einer musikalischen Lesung ihr neues Advents- und Weihnachtsbuch „Frai de heit, s isch Weihnachdszeit“ vorgestellt. Herausgekommen ist ein stimmungsvolles, fröhliches, aber auch bisweilen nachdenkliches Werk. DBSZ-Redakteur Gerhard Maucher berichtet.
Bernhard (Barny) Bitterwolf aus Haisterkirch – aufgewachsen in Aulendorf – ist bekennender Oberschwabe („Mir schwätzet gern schwäbisch“), vielseitiger Musikant und wechselt in der Begleitung der Lieder zwischen Akkordeon und Gitarre. An seiner Seite ist der SWR4-Radiomoderator Edi Graf aus Rottenburg am Neckar, der mit seiner schönen Radiostimme Geschichten liest und auf der Klarinette die Weihnachtslieder begleitet. Draußen gab es kurz vor dem 3. Advent den ersten Schnee des Winters und drinnen im Schloss, einem wenig geheizten kommunalen Gebäude, ist es gleich kalt, „wie wenn ich in der Wurmlinger Kapelle draußen spiel“, bemerkt Graf. Sie beginnen ihren anderthalbstündigen Vortrag ohne Pause im gut besuchten Marmorsaal mit dem Lied „Älle Johr mol wieder“. Edi Graf liest „D Advendszeit isch die schönste Zeit mit Adventskalender, Breedla backe und Niggelaus. En drei, vier Dag goht Weihnächd a – Ond d Fasned an Dreikeenig!“
Rolf Zuckowski auf Schwäbisch
Es wird viel gemeinsam gesungen, alle Strophen von Rolf Zuckowski auf Schwäbisch („En dr Weihnachdsbeggerei“. Bitterwolf erzählt vom Pfarrer Christoph von Schmid, der „Ihr Kinderlein kommet“ gedichtet hat, und der Entdeckung in der Chronik von Oberstadion, wo 1825 der Christbaums erstmals erwähnt wird.
Doch schon viel früher hatten die Krippen ihre Tradition im Schwäbischen, die es ebenfalls in Oberstadion im Krippenmuseum zu sehen gibt.
„O Dannebaum“
Bitterwolf liest die Geschichte „Oh Dannabaum oder: Dia letschd Chance“ von einem Paar, das sich auseinandergelebt hat und getrennte Wege gehen will, aber sein Zusammenbleiben an das Überleben einer kloine, krumme, zruckbliebene Nordmanntanne in der Chrischtbaumschonung kettet. Es geht gut aus und zusammen singen alle im Saal „Oh Dannabaum“.
Edi Graf ist ein spannender Erzähler, wenn er „Sei schönschte Melodie“ mit drei weise Magier ausem Morgaland, die Geschichte, die dem Oberkrainer Slavko Avsenik gewidmet ist, zum Besten gibt. Oder wenn er „dia Legend von de Herrgottsbscheisserle: Worom Mauldascha von Geburt an schwäbisch send“, liest. An den Bruder Jakob aus dem Kloster Maulbronn schließt sich nahtlos das gemeinsam gesungene Lied „Bruder Jakob“ an. Sie verabschieden sich mit dem Lied „Ade, bleib gsund und gfräs“.
Zum Schluss „en kloina Rot no für alle, wo sich mit em Lesa von dene oft au ganz onderschiedlich gschriebene Wörter schwer dont: Lies laut ond frai de am Klang von unsra scheena Sproch“, raten die beiden, d’r Bitterwolf Barny ond de Graf Edi.
Text und Bilder: Gerhard Maucher
Erzmusikanten, begeisternde Erzähler: Edi Graf (links) und Barny Bitterwolf.