Aulendorf - Bürgermeister Matthias Burth eröffnete das dritte Jugendhearing in der Stadthalle nach zuletzt 2015 und 2019. Er freute sich, dass so viele, 70 von rund 500 angeschriebenen Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 2005 bis 2009, der Einladung gefolgt waren, und zeigte sich gespannt auf die Ergebnisse, die am Ende des Vormittags nach etwa drei Stunden Gruppenarbeit zu sechs Themenbereichen präsentiert werden sollen.
Franziska Wiest, Mitarbeiterin im Jugendtreff am Schlossplatz und Schulsozialarbeiterin, erklärte kurz den rechtlichen Hintergrund der Gemeindeordnung, die die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen vorschreibt, oder dass es neben einem Hearing (Anhörung) auch andere Formen wie zum Beispiel einen Jugendgemeinderat gibt. Mit der Aufforderung sich in einer Ecke der Halle zu versammeln, schaffte sie Bewegung und ein Meinungsbild nach den Gründen, heute dabei zu sein.
Keine der anwesenden Jugendlichen kamen, weil sie von Eltern oder Lehrern geschickt wurden. Eine ganze Klasse, wie Wiest erkannte, versammelte sich unter dem Gesichtspunkt, „besser als Schulunterricht“, von dem sie an diesem freigestellt wurden. Die größte Gruppe war einfach neugierig, andere hatten sich schon thematisch vorbereitet.
Ob es in der Stadt eher viel oder wenig bis kein Angebot für Jugendliche gibt, war für die meisten nicht eindeutig zu entscheiden, so dass sich viele bei dieser "Bewegungsfrege" in der Mitte der Halle versammelten.
Lange Liste
Angesichts der vorgetragenen und auf Plakate geschriebenen Ergebnisse der Gruppenarbeit ist die Liste der Wünsche und Anregungen lang. Zum Thema Freizeit fehlte bei gewünschten Läden und Imbissketten fast kein großer Name, der sich ansiedeln sollte. Aber der Bürgermeister musste wie schon 2019 sagen, dazu sei Aulendorf zu klein und vom Umsatz gesehen zu wenig attraktiv, dass sein Bemühen hier Sinn mache. Ein großer Wunsch war wie schon 2019 ein Asia-Imbiss. Vielleicht liest es ja ein Anbieter, gab eine Kollegin von Frau Wiest zu Protokoll.
Zu Sportangeboten war das Basketballfeld dick genannt. Hier riet Burth dazu mit dem örtlich großen Sportverein SGA zu reden, ob nicht dieser eine Basketballgruppe gründen wolle. Bei einer Rutsche im Steegersee sah der Bürgermeister das Problem einer zweiten Aufsichtsperson, die gegen die Verwirklichung spricht. Ein Volleyballfeld wie auch alle Anregungen insgesamt versprach Burth mit dem Gemeinderat in einer Sitzung des Verwaltungsausschusses zur Diskussion zu stellen.
Überfüllte Busse
Die Wünsche zu Schule und Digitales waren fast ausschließlich auf die Blönrieder Schule St. Johann bezogen, so dass zunächst der Rektor der Schule mit der Beantwortung am Zug ist.
Beim Thema Mobilität ist ein großes Problem die Busverbindung zur Schule, „zu lange, 40 Minuten bis Zollenreute“, wo man mit dem Rad nicht so lange brauchen würde, aber hier sind es fehlende sichere Radwege. Dann seien die Busse, insbesondere nach Ebersbach, massiv überfüllt. Auch bessere Zugverbindungen und mehr Fahrradständer sind gewünscht, nicht nur am Bahnhof, sondern auch vor den Läden, wie eine andere Gruppe ergänzt, so aus Sicht der Umwelt: Rad statt Auto. Öffentliche Plätze wie der Jugendplatz gehören renoviert und für den Jugendtreff wünschen sie sich längere und frühere Öffnungszeiten.
Überdachung gewünscht
Zum Thema Jugendplatz am Spitalweg kam ein Appell von Wiest, dass alle, die es wünschen mit anpacken sollen, um dem Platz zu erneuern und in Schuss zu halten. Nicht nur dort, auch an den Bushaltestellen wünschen sie sich mehrere Gruppen eine Überdachung und mehr Mülleimer. Letztere seien auch zu klein für die Pizzaschachteln.
Breitband: Licht am Ende des Tunnels
Zu fehlendem WLan und schnellem Internet auch in den Teilorten konnte der Bürgermeister noch in Aussicht stellen, dass bis Ende 2024 der Breitbandausbau mit Glasfaser fertig sein soll. Ebenfalls bis 2024 sei das Vorhaben der Bahn terminiert, den Bahnhof barrierefrei mit einem Aufzug neu zu bauen. Auch ein weiteres Gleis solle kommen, um die Verbindungen zu beschleunigen. Die gewünschten Trinkbrunnen seien wohl bald im Zuge der heißen Sommer ein gesetzliche Vorgabe für eine Gemeinde.
2024 das nächste Jugend-Hearing
Das Jahr 2024 ist zudem ein guter Zeitpunkt, um zu schauen, was alles gemacht wurde. Denn dann soll es ein nächstes Jugendhearing geben.
Simons Rap
Zum Schluss rappte Simon Strobel zu den Zeilen „Was geht ab – hier wird auch die Jugend gehört“ einen Freestyle mit eben aus der Runde gesammelten Begriffen. Danach wurde noch ein Mittagessen mit Pasta, Salat und Nachtisch gereicht.
Text und Fotos: Gerhard Maucher
Zwei Teilnehmer präsentieren ihre Überlegungen.
Einige der Plakate mit Anregungen, Wünschen, Kritik.
Kontaktbox: Die Stadtverwaltung will den Kontakt zu den Jugendlichen halten und bat um Adressen.
Abstimmung mit den Füßen: Franziska Wiest brachte Bewegung ins Hearing.
Bürgermeister Burth und Franziska Wiest, Mitarbeiterin im Jugendtreff am Schlossplatz und Schulsozialarbeiterin, befassten sich drei Stunden lang mit den Anliegen der Jugendlichen. Das war der Zeiteinsatz beim Hearing. Die angestoßenen Überlegungen bleiben natürlich "in der Pipeline", betonten das Stadtoberhaupt und die Moderatorin.