Bad Wurzach - Es hat alles gepasst bei diesem Open-Air-Konzert auf dem Klosterplatz: Die Gesangskünste von Voice-Affair kombiniert mit der stimmungsvollen Location auf der Kirchentreppe und der wunderbare Sommerabend brachten die mehreren Hundert Zuhörer ins Schwärmen.

Als Wolfgang Weiss, der Organisationschef des Wurzacher Kulturkreises, die musikalischen Gäste begrüßte, ließ er sogleich das Publikum zu einer Aufwärmübung gemeinsam mit dem Chor aufstehen, bevor dieser es zu seiner kleinen Reise durch mehrere Musik-Jahrzehnte und -Genres einlud.

Der 1996 gegründete Chor Voice Affair, dessen Mitglieder aus dem Raum Ravensburg und dem Allgäu stammen, wird seit einem Jahr von der studierten Pianistin Kristina Stary geleitet. Gemeinsam mit der Band bestehend aus Piet Niermann am Piano, der auch als Tenor den Chor verstärkt, Harald Weishaupt am Schlagzeug, Klaus Bermetz an E- und Kontrabass und mit Florian Loebermann einem Multiinstrumentalisten, der von Saxophon bis Klarinette allem die richtigen Töne entlocken kann, sorgte der Chor, der weit über Oberschwaben hinaus bekannt ist, mit seinen Stücken für gute Laune rund um den Klosterplatz.

Mit Stücken von The Doors und den Fab Four aus Liverpool, deren Texte – etwa bei „Come Together“ – sich oft nur durch den Konsum bewußtseinserweiternder Substanzen erschlössen, wie Ansager Rudi Streubel süffisant anmerkte, eroberten die 26 Sängerinnen und Sänger rasch die Herzen der älteren Besucher.

Kaum ein Stück passte besser zu dem heißen Sommerabend als „Summer in the city“ ebenfalls ein Oldie, der jedoch auch der jungen Generation durchaus bekannt ist. Apropos Jugend: für die Bewirtung sorgte bei diesem Konzert das Jugendrotkreuz Bad Wurzach.

Mit Viva la vida von Coldplay kehrten die Musiker aus der wohlverdienten Pause zurück, mit einem perfekten Timing, denn die „Bühne“ wurde nun, nachdem die Sonne inzwischen untergegangen war in ein angenehmes Scheinwerferlicht getaucht. Nach dem mehrere Deutungen zulassenden Liebeslied „As“ von Stevie Wonder trennten sich die Geschlechter: Die Damen sorgten mit dem Youtube-Megahit „Havana“ von Camila Cabello für aufgeregtes Fingerschnippen und kreisende Oberkörper bei den Damen am Nebentisch, während die musikalische Männerwelt des Chores frei nach den Wise Guys provokant die Frage stellte: „Gibt es Dich auch in still?“

Bei dem Michael Jackson Hit aus dem Jahre 1988 „Man in the mirror“ habe sich der Chor ernsthaft Gedanken gemacht, ob sie ihn im Programm belassen sollten, gab Ansager Rudi Streubel zu, der gemeinsam mit der seiner kongenialen Partnerin Josie Ostner durchs Programm führte. Aber weil die Tantiemen für das Stück an eine Stiftung für krebskranke Kinder gehen, blieb es im Programm.

Aktueller denn je ist „The Voice“ von John Farnham, obwohl es bereits 1986 veröffentlicht wurde. Mit dieser Hymne für den Frieden, der – wie derzeit tagtäglich zu sehen – extrem gefährdet ist, wollte sich der Chor eigentlich verabschieden. Doch aufgrund langanhaltender Zugabe-Rufe bekam das begeisterte Publikum noch zwei Extra-Songs serviert. Mit einem wunderschön ruhigen Volkslied der Samen, bei uns eher als die Bewohner Lapplands bekannt, verabschiedeten sich Voice Affair von Bad Wurzach.

Text und Bilder von Uli Gresser

­