Bad Wurzach - Die bunte Gruppe von Reisemusikern aus Frankreich und Kanada legte auf Einladung von Wolfgang Weiß, dem Chef des Wurzacher Kulturkreises, auf ihrer Tournee, die sie von Lausanne, Budapest, Wien bis nach Rumänien führt, einen Zwischenstopp in der Leprosenhauskapelle ein.

Sunshine in Ohio, treten immer wieder in wechselnden Besetzungen zwischen zwei und neun Musikern auf, wie Bandleader Jean Russell (Frankreich, Kontrabass, Gitarre und Gesang) gleich zu Beginn den etwa 60 Konzertbesuchern erklärt.

Gemeinsam mit der genialen Sängerin Kim Drouin Radcliff (Québec, Cello, Kontrabass und dem ebenso virtuosen Banjospieler Simon Gaboury (Québec: Banjo, Gitarrenstimme) bildete er das Herzstück der Gruppe, die das Publikum vom ersten Ton an mitriß. Verstärkt wurde die Band an diesem Abend, den die Konzertbesucher so schnell nicht vergessen werden, durch den Gypsie-Gitarristen Louis Boudot aus Frankreich, natürlich ebenfalls einer der Besten seines Faches.

Komplett unplugged, also ohne jede elektronische Verstärkung, sorgten die vier Vollblutmusiker mit Traditionals wie dem Weary Blues, aber auch dem Jonny Cash-Country Hit wie „Ghostriders in the Sky“ , bei dem das Publikum gleich für die passende Begleitmusik Windrauschen in der Prärie oder das Pferdegetrappel der Geisterreiter aktiv eingebunden wurde. Ihr komödiantisches Talent bewiesen die Musiker, angeführt von Jean Russell, bei dem in der Version von Olivia Newton-John bei uns bekannt gewordenen Country-Klassiker „Banks of the Ohio“.

Seinen großen Solo-Auftritt hatte „Special Guest“ Louis Budot beim Zigeuner Walzer „Id vie L`amour“, bei dem man beinahe die berühmte Stecknadel in der Leprosenhauskapelle hätte fallen hören können.
Auf dem Papier mag Jean Russell der Chef von „Sunshine in Ohio“ sein, die neben Swing, Blues und Cajun-Musik auch Gospels („Hold on“) zu Gehör brachte, aber der Star der Truppe ist eindeutig die Kleinste, Sängerin und Cellistin Kim Drouin Radcliff. Mit ihrer raumfüllenden Stimme, und ihrem Temperament erinnert sie nicht nur Musikexperten an die legendäre Janis Joplin. Darüberhinaus ließ sie das in den Augen Vieler etwas dröge Klassikimage des Cello platzen wie eine Seifenblase: Da wurde bei jedem Stück gezupft, gestreichelt, geschlagen und natürlich auch gestrichen, was das Zeug hielt – wenn sie Lust darauf hatte – auch mitten im Publikum.

Und das war immer parat, befeuerte die Musiker die Spiellust durch sein Mitklatschen, Mit singen und Mitsummen. Als Russell das Ende des Konzerts ankündigte, vor dem dann unheimlich dynamischen „Yes, Bay, yes“ , war es voll da. Als sich alle Musiker dann bei den Zugaben „unters Volk“ mischten und zum Teil auf die Stühle stiegen und sich gegenseitig pushten, standen wirklich alle.

Bleibt nur zu hoffen, dass es „Sunshine in Ohio“ bald wieder mal hierher verschlägt, denn das was die Band an diesem Abend bot, war echte „Weltklasse“.

Text und Bilder von Uli Gresser

­